Kein Durcheinander
der Wassermasse zurückbleibt, neue, aus den Gipfeln unterseeischer Berge gebildete Inseln auftauchen.
Eine wuthschnaubende Volksmenge drang in seinen Kerker. (Seite 159.)
»Doch wenn die Verminderung der Dichtheit des Luftmeeres für die in höhere Zonen der Atmosphäre emporgedrängten Theile der Continente unzweifelhaft ihre Unannehmlichkeiten hat, wie steht es dann gar mit denen, welche der Einbruch der Meere zu überfluthen droht? Bei einer unter der des Druckes der Atmosphäre etwas zurückbleibenden Dichte der Luft kann man wohl noch athmen; unter einigen Metern Wasser kann man aber nicht mehr athmen, und dieser Fall wird auf den beiden anderen Segmenten eintreten.
»In dem Segment nordöstlich vom Kilimandjaro fällt der Maximalpunkt nach Jakutsk, mitten in Sibirien. Von dieser mit einer Wasserschichte von 8415 Metern Dicke – abzüglich der heutigen Höhenlage – bedeckten Stadt wird sich jene (
sc
. Wasserschichte) immer weiter abnehmend bis zu den neutralen Linien ausbreiten und dabei den größten Theil des asiatischen Rußland, Ostindien, China, Japan und das amerikanische Alaska jenseits der Behringsstraße überfluthen. Vielleicht ragen die Gipfel des Uralgebirges noch als Eilande über dem östlichen Theile Europas empor. Petersburg und Moskau einerseits, sowie Calcutta, Bangkok, Sargon, Peking, Hongkong und Jeddo andrerseits werden dagegen unter einer Wasserschicht von verschiedener Tiefe verschwinden, einer Wasserschicht, welche jedoch überall hinreicht, die Russen, Indier, Siamesen, Cochinchinesen und die Bewohner Chinas und Japans zu ertränken, wenn diese nicht die Zeit gewinnen, vor Eintritt der Katastrophe auszuwandern.
»In dem Segment südwestlich vom Kilimandjaro werden die Verheerungen minder bedeutend sein, weil dieses Segment größtentheils vom Atlantischen und vom Stillen Ocean bedeckt ist, deren Niveau sich beim Archipel der Maluinen um 8415 Meter heben muß. Jedenfalls werden aber auch da noch ausgedehnte Landstrecken unter der künstlichen Sintfluth verschwinden, unter anderen die südliche Ecke Afrikas von Nieder-Guinea und dem Kilimandjaro an bis zum Cap der Guten Hoffnung, ebenso wie jenes Dreieck Südamerikas, das aus Peru, Mittel-Brasilien, Chile, der Republick Argentina und dem Feuerlande bis zum Cap Horn gebildet wird. Die Patagonier werden trotz ihrer außerordentlichen Körperlänge unter dem Wasser verschwinden und nicht einmal Gelegenheit haben, sich auf die höchsten Spitzen der Cordilleren zu retten, da diese nicht in ihrem Lande aufragen.
»Derart müssen die Resultate sein – also eine sehr bedeutende Senkung unter die derzeitige Meeresoberfläche oder eine ebensolche Erhebung über diese – welche durch die Niveauveränderung des Erdsphäroïds herbeigeführt werden; derart sind die Umstände, gegen welche die davon Bedrohten sich sicherzustellen haben, wenn der Präsident Barbicane bei seinem verbrecherischen Vorhaben nicht rechtzeitig unterbrochen wird.«
Sechzehntes Capitel.
In welchem der Chor der Unzufriedenen
crescendo
und
rinforzando
ertönt.
Nach Veröffentlichung dieser dringlichen Mittheilung, welche die Gefahren der Lage klarlegte, galt es nun diese zu vereiteln oder ihnen wenigstens durch schleunige Flucht nach den neutralen Linien, wo die Veränderungen gleich Null sein sollten, zu entgehen.
Die bedrohten Kinder der Erde zerfielen in zwei Kategorien: in die, welche erstickt, und die, welche ertränkt zu werden Aussicht hatten.
Die Wirkung jener Mittheilung gestaltete sich bei den Leuten zwar sehr verschieden, jedenfalls zeigte sie sich aber in allseitigen heftigen Protesten.
Auf Seiten der zu Erstickenden standen die Amerikaner der Vereinigten Staaten, Europäer aus Frankreich, England, Spanien u. A. m. Die Aussicht, sich von dem bisherigen Meeresgrunde neue Gebietstheile angliedern zu können, war noch lange nicht verlockend genug, um die begleitenden Veränderungen ruhig hinzunehmen. Paris z.B., welches durch dieselben etwa in die nämliche Entfernung von dem neuen Pole zu liegen kam, die es von dem jetzigen trennt, erlangte dadurch keinerlei Vortheile. Wohl sollte es sich später eines ewigen Frühlings erfreuen, büßte aber gleichzeitig an verfügbarer Luftschicht ziemlich bedeutend ein. Das paßte natürlich den Parisern nicht, welche gewöhnt sind, Sauerstoff – aus Mangel an Ozon – ohne Beschränkung zu verzehren… und dann?…
Auf Seiten der zu Ueberschwemmenden befanden sich die Bewohner von Südamerika, die
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