Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Engel so rein

Kein Engel so rein

Titel: Kein Engel so rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
dem Haus?«
    »Ich bin gleich so weit.«
    »Das hier werde ich mitnehmen.«
    Bosch setzte den Deckel auf den Schuhkarton und nahm ihn dann mit beiden Händen, um ihn beim Tragen nicht zu kippen oder seinen Inhalt in irgendeiner Weise zu schütteln.
    Vor dem Haus stellte Bosch fest, dass der Streifenwagen immer noch dastand. Die beiden Polizisten saßen darin und schrieben anscheinend ihre Berichte. Er ging zu seinem Auto und legte den Schuhkarton auf den Beifahrersitz.
    Da er nur Bereitschaftsdienst hatte, war er nicht in Anzug und Krawatte. Er trug einen Sportsakko mit einem weißen Hemd darunter und dazu Bluejeans. Er zog die Jacke aus, faltete sie mit der Innenseite nach außen und legte sie auf den Rücksitz. Dabei merkte er, dass der Abzug seiner Dienstwaffe, die er in einem Holster an der Hüfte trug, ein Loch in das Futter gewetzt hatte, obwohl der Sakko noch nicht mal ein Jahr alt war. Bald würde sie sich bis in die Tasche und schließlich ganz nach draußen durchwetzen. Es kam oft vor, dass er seine Sakkos von innen nach außen kaputttrug.
    Als Nächstes zog er sein Hemd aus, unter dem er ein weißes T-Shirt trug. Dann öffnete er den Kofferraum, um die Arbeitsstiefel aus der Kiste mit der Tatortausrüstung zu nehmen. Als er sich gegen die hintere Stoßstange lehnte, um die Schuhe zu wechseln, sah er Brasher aus dem Streifenwagen steigen und auf ihn zukommen.
    »Sieht also echt aus, hm?«
    »Schätze schon. Aber erst muss es noch jemand von der Gerichtsmedizin bestätigen.«
    »Gehen Sie jetzt da rauf und sehen nach?«
    »Zumindest will ich es versuchen. Dürfte allerdings schon bald dunkel werden. Wahrscheinlich komme ich morgen noch mal her.«
    »Übrigens, ich bin Julia Brasher. Ich bin erst seit kurzem dabei.«
    »Harry Bosch.«
    »Ich weiß. Ich habe schon viel von Ihnen gehört.«
    »Ich streite alles ab.«
    Sie lächelte über die Antwort und wollte Bosch die Hand reichen, aber er band sich gerade einen Stiefel. Er hörte damit auf und schüttelte ihr die Hand.
    »Entschuldigung«, sagte sie. »Mein Timing ist heute etwas daneben.«
    »Das macht doch nichts.«
    Er band den Stiefel ganz zu und erhob sich von der Stoßstange.
    »Als ich vorhin da drinnen mit der Antwort über den Hund rausgeplatzt bin, ist mir sofort klar geworden, dass Sie ein persönliches Verhältnis zu dem Doktor aufbauen wollten. Das war dumm von mir. Entschuldigung.«
    Bosch betrachtete sie einen Moment. Sie war Mitte dreißig, mit dunklem Haar, das sie zu einem straffen Zopf geflochten hatte, der ihr gerade über den Kragen reichte. Ihre Augen waren dunkelbraun. Er vermutete, dass sie sich gern im Freien aufhielt. Ihre Haut hatte eine gleichmäßige Bräune.
    »Wie gesagt, das macht nichts.«
    »Sind Sie allein?«
    Bosch zögerte.
    »Mein Partner arbeitet gerade an etwas anderem, während ich dem hier nachgehe.«
    Er sah den Doktor mit dem Hund an der Leine aus dem Haus kommen. Er beschloss, seinen Tatort-Overall nicht rauszuholen und anzuziehen. Er wandte sich wieder Julia Brasher zu, die inzwischen den näher kommenden Hund beobachtete.
    »Haben Sie beide nichts zu tun?«
    »Nein, nicht viel los im Moment.«
    Bosch blickte auf das MagLite in seiner Ausrüstungskiste hinab. Dann sah er kurz zu Brasher hoch, schnappte sich einen Öllumpen aus dem Kofferraum und warf ihn auf die Taschenlampe. Er nahm eine Rolle gelbes Tatort-Absperrungs­band und die Polaroid-Kamera heraus, dann schloss er den Kofferraum und wandte sich Brasher zu.
    »Könnten Sie mir dann vielleicht Ihre Taschenlampe leihen? Ich, äh, habe meine vergessen.«
    »Klar, gern.«
    Sie löste die Taschenlampe von dem Ring an ihrem Ausrüstungsgürtel und reichte sie ihm.
    In diesem Moment erreichte sie der Arzt mit dem Hund.
    »Ich bin bereit.«
    »Okay, Doktor Guyot, könnten wir dann zu der Stelle hochgehen, wo Sie den Hund von der Leine gelassen haben? Und dann sehen wir, wohin er läuft.«
    »Ich weiß nicht, ob Sie mit ihr Schritt halten können.«
    »Lassen Sie das meine Sorge sein, Doktor.«
    »Dann kommen Sie bitte.«
    Sie gingen die Steigung zu dem kleinen Wendekreis hinauf, an dem die Wonderland Avenue endete. Brasher gab ihrem Partner im Auto ein Zeichen und folgte ihnen.
    »Wissen Sie, vor ein paar Jahren hatten wir hier oben ein bisschen Aufregung«, sagte Guyot. »Einem der Anwohner ist jemand von der Hollywood Bowl nach Hause gefolgt und hat ihn dann ausgeraubt und umgebracht.«
    »Daran kann ich mich erinnern«, sagte Bosch.
    Er wusste, die

Weitere Kostenlose Bücher