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Kein Engel so rein

Kein Engel so rein

Titel: Kein Engel so rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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allein.«
    Sie gingen zur Tür hinaus, und Trent schlug sie hinter ihnen zu. Am Ende der Einfahrt war eine große Bougainvillea in voller Blüte. Sie versperrte Bosch die Sicht auf die linke Seite der Straße.
    Als er sie erreichte, leuchtete ihm plötzlich ein helles Licht ins Gesicht. Eine Reporterin mit einem Kameramann im Schlepptau kam auf die zwei Detectives zu. Bis sich Boschs Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten, konnte er ein paar Momente nichts sehen.
    »Hi, Detectives. Judy Surtain, Channel Four-Nachrichten. Irgendetwas Neues im Knochenfall?«
    »Kein Kommentar«, knurrte Edgar. »Kein Kom­mentar, und machen Sie das verdammte Licht aus.«
    Endlich konnte Bosch sie in dem grellen Licht sehen. Er kannte sie aus dem Fernsehen und von dem Journalistenauflauf an der Absperrung. Ihm wurde außerdem klar, dass ein »Kein Kommentar« nicht der geeignete Ausweg aus dieser Situation war. Er musste die Angelegenheit herunterspielen und Trent die Medien vom Hals halten.
    »Nein«, sagte er. »Keine neuen Erkenntnisse. Wir führen nur ein paar Routineüberprüfungen durch.«
    Surtain hielt Bosch ihr Mikrophon unter die Nase.
    »Warum sind Sie noch mal hierher gekommen?«
    »Wir bringen nur die Befragung der Anwohner zum Abschluss. Ich bin bisher nicht dazu gekommen, mit den Leuten hier zu sprechen. Das haben wir jetzt erledigt, mehr nicht.«
    Er sprach in gelangweiltem Tonfall. Er hoffte, sie würde es ihm abnehmen.
    »So Leid es mir tut«, fügte er hinzu. »Keine Sensationen heute Abend.«
    »Und? Konnte dieser Anwohner oder einer der anderen Anwohner irgendwelche sachdienlichen Angaben zu den Ermittlungen machen?«
    »Also, alle hier waren sehr entgegenkommend, aber was irgendwelche ermittlungstechnischen Anhaltspunkte angeht, sieht es leider nicht sehr gut aus. Die meisten Leute haben noch nicht mal hier gewohnt, als die Knochen da oben verscharrt wurden. Das erschwert die Sache natürlich etwas.«
    Bosch deutete auf Trents Haus.
    »Dieser Herr da zum Beispiel. Wir haben eben festgestellt, dass er das Haus hier erst neunzehnhundertsiebenundachtzig gekauft hat, und wir sind ziemlich sicher, dass die Knochen zu diesem Zeitpunkt schon da oben lagen.«
    »Dann heißt es also wieder bei Null anfangen?«
    »Gewissermaßen. Und das ist wirklich alles, was ich Ihnen sagen kann. Guten Abend.«
    Er drängte sich an ihr vorbei zu seinem Wagen. Wenige Augenblicke später hatte ihn Surtain an der Autotür eingeholt. Ohne ihren Kameramann.
    »Detective, können wir bitte Ihren Namen haben?«
    Bosch öffnete seine Brieftasche und nahm eine Visitenkarte heraus. Die mit der Sammelrufnummer der Hollywood Division. Er gab sie ihr und wünschte ihr noch einmal einen guten Abend.
    »Also«, fing Surtain wieder an, »wenn da etwas ist, was Sie mir sagen können, wissen Sie, ganz unter uns, würde ich Sie nicht nennen. Sie wissen schon, wenn die Kamera aus ist, was Sie jetzt weiter tun wollen.«
    »Nein, da gibt es nichts«, sagte Bosch, als er die Tür öffnete. »Und einen schönen Abend noch.«
    Sobald die Autotüren zu waren, begann Edgar loszufluchen.
    »Woher wusste sie, dass wir hier sind?«
    »Von einem Nachbarn wahrscheinlich«, sagte Bosch. »Sie war die ganzen zwei Tage hier, als wir oben auf dem Hügel gegraben haben. Sie ist sehr bekannt. Sie hat den Leuten schön getan. Sich bei ihnen eingeschmeichelt. Außerdem sind wir in einem Slickback vorgefahren. Genauso gut hätte ich gleich eine Pressekonferenz ankündigen können.«
    Bosch hielt sich wieder einmal vor Augen, wie sinnlos es war, in einem schwarz-weiß lackierten Auto Ermittlungen anzustellen. Im Zuge der Bemühungen, die Polizeipräsenz in der Öffentlichkeit zu verstärken, waren den Detectives in den einzelnen Revieren schwarz-weiße Autos, die sogenannten Slickbacks, zur Verfügung gestellt worden, die zwar keinen Lichtbalken auf dem Dach hatten, aber ansonsten genau wie ein Streifenwagen aussahen.
    Sie beobachteten, wie die Reporterin und ihr Kameramann auf Trents Haus zugingen.
    »Sie versucht, mit ihm zu reden«, sagte Edgar.
    Bosch langte hastig in seine Aktentasche und holte sein Handy heraus. Er wollte gerade Trents Nummer wählen und ihm sagen, nicht zu öffnen, als er merkte, dass er kein Signal bekäme.
    »Mist«, zischte er.
    »Außerdem wärst du sowieso zu spät gekommen«, sagte Edgar. »Hoffen wir, er stellt sich einigermaßen geschickt an.«
    Bosch konnte Trent in der Eingangstür erscheinen sehen. In das grelle Licht des Kamerascheinwerfers

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