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Kein Entrinnen

Titel: Kein Entrinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou
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Waschbecken waren braun vor Blut, die Destillierkolben, Filtrationsgefäße, elektrischen Mühlen, Leuchtplatten und Chromatographen liefen auf Hochtouren. Ganz zu schweigen von den berühmten Negli-Sägen, die von Zeit zu Zeit aufheulten. Schaurig.
    »Vierundzwanzig Leichen«, sagte Basile. »Alle Rassen sind vertreten. Alle Altersgruppen ebenfalls. Sie sind alle an einer Kugel Kaliber.45 in die linke Herzkammer gestorben. Ein wahrhaft chirurgischer Schuss. Der oder die Täter hatten eine sichere Hand. Die Untersuchung der Flugbahn wird die Position der Opfer im Moment des Schusses zeigen.«
    »Schon irgendjemand identifiziert?«
    »Nein. Das hängt ganz von den Datensätzen des Justizministeriums ab. Wir müssen warten. Aber die Stichproben sind herausgegangen. Ich habe alles unternommen, um so schnell wie möglich Antworten zu bekommen.«
    Die Pathologen hoben kaum den Kopf, als der Polizist vorbeiging. Sheridan musterte die nackten Körper. Vor manchen Schnitten an Becken oder Brustbein ekelte er sich.
    Er musterte eine Brust, die von einem tiefen, schwarzen Einschuss markiert war. Die Haut darum herum war marmoriert, die Venen traten violett hervor.
    »Anzeichen von Widerstand? Hinweise auf einen Kampf?«
    King schüttelte verneinend den Kopf.
    »Nichts bis jetzt. Diese Menschen scheinen sich friedlich in ihre Hinrichtung gefügt zu haben.«
    »Sexuelle Misshandlungen?«
    Basile schüttelte den Kopf und sagte: »Nicht direkt.«
    Er führte den Colonel zu einer etwa vierzigjährigen Frau. Eine Weiße. Blond gefärbt. Ihr Bauch war weit aufgeschnitten.
    »Wir haben keinerlei Anzeichen einer Vergewaltigung an den vierundzwanzig Körpern gefunden. Aber diese Frau hier weist als Einzige unter den neun Frauen rätselhafte Narben am Unterleib auf. Vielleicht eine Operation oder ein Unfall, kein Gerichtsmediziner meines Teams kam zu einem definitiven Schluss.«
    Er legte den großen Abzug der Röntgenaufnahme des Körpers auf eine Leuchtplatte. Sheridan studierte den Unterleib der Toten und wich angewidert zurück: Falten und Wülste durchzogen die Vagina und das umliegende Gewebe.
    »Ich habe Sie gewarnt«, sagte Basile zu ihm. »Ihr Fall hat mir keine Ruhe gelassen, daher habe ich heute Nacht eine Hebamme rufen lassen, die einen guten Teil meiner Familie und der Einwohner von Londonderry zur Welt gebracht hat. Ich kenne sie seit langem. Sie arbeitet nicht mehr, aber sie ist nach wie vor sehr beschlagen in dem Bereich. Nun, während sie diese Unglückliche untersuchte, sagte sie zu mir, sie hätte solche Praktiken von wenigen Ausnahmen abgesehen seit Ende der fünfziger Jahre nicht mehr erlebt.«
    Er schüttelte den Kopf wie jemand, der nicht glauben will, was er soeben gesagt oder gehört hat.
    »Welche Praktiken, Doktor?«
    »Wilde Geburten. Ohne Beistand. Die Frau, die Sie hier sehen, hat ganz alleine ein Kind zur Welt gebracht. Eine schwierige Geburt mit zahlreichen Komplikationen, unvorstellbaren inneren Rissen und unbehandelten Infektionen.«
    Sheridan runzelte die Stirn.
    »Kein Geburtshelfer, kein Arzt hat sie je behandelt. Die Narben sind brutal. Ihr Unterleib ist zerstört. Eine wahre Baustelle. Die Hebamme kannte solche Fälle aus einer Zeit, als Jungfräulichkeit zur Hochzeit obligatorisch war und Abtreibungen von Pfuschern gemacht wurden. Eine Zeit, in der manche Frauen ihre Schwangerschaft bis zum Ende verheimlichten und dann das Kind verschwinden ließen. Diese hier ist nicht daran gestorben, aber manch andere schon. Die Geburt dürfte der Hebamme zufolge drei Jahre zurückliegen.«
    Sheridan musterte noch immer wortlos den Körper.
    »Dabei sind ihre Zähne makellos«, fuhr Basile fort. »Sie hatte genug Geld, um sich einen Zahnarzt leisten zu können. Eine wilde Geburt, in unserer heutigen Zeit! Das soll einer verstehen …«
    »Wie durchtrennt eine Frau, die wahrscheinlich in größter Not gebärt, alleine die Nabelschnur?«
    Basile schüttelte den Kopf.
    »Wenn man die inneren Verwüstungen sieht, dann fehlte ihr ein Schneidewerkzeug. Nimmt man dann noch hinzu, welche Schmerzen sie litt …. Glauben Sie mir, Colonel, Sie möchten nicht wirklich wissen, wie sie es angestellt hat.«
    Sheridan wurde einen Augenblick lang von schrecklichen Visionen übermannt und wandte den Kopf ab.
    Basile King führte ihn in einen anderen Saal, der ebenfalls mit Leichen und Pathologen überfüllt war. Dort zeigte er ihm zwei weitere Sonderfälle.
    »Dieser junge Mann weist Brandverletzungen auf. Alte, aber

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