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Kein Entrinnen

Titel: Kein Entrinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou
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hinab und schritt an den Einbauten entlang. Er besichtigte jede Zelle. Sie waren alle isoliert und zur Lärmdämmung ausgepolstert. Jedes Mal musterte er die kleine Überwachungskamera oben, die durch ein Gitter oder ein Plexiglas geschützt war.
    In einer Ecke des Gebäudes stieß er auf eine Art Vorratslager. Berge von kohlenhydratreichen Lebensmitteln türmten sich an der Mauer auf. Dort stand Basile King und füllte ein kleines Notizbuch mit Notizen. Er wandte sich mit glänzenden Augen an den Colonel.
    »Tag, Chef«, begrüßte er ihn. »Wir schwimmen in jeder Menge Spuren: Haare, Schweiß, Exkremente, Fingerabdrücke. Es ist nicht lange her, dass diese Zellen belegt waren.«
    Er wies auf das Vorratslager.
    »Diese Nahrungsmittel entsprechen exakt dem Mageninhalt der vierundzwanzig Leichen vom 3. Februar. Kein Irrtum möglich.«
    Sheridan schüttelte den Kopf.
    »Nun preschen Sie nicht gleich so vor, Doktor.«
    »Ich soll nicht so vorpreschen? Kommen Sie mal lieber mit.«
    Er führte ihn mit Garcia in einen anderen Teil des Kraftwerks. In der Nähe eines alten Transformators war ein größerer Raum gebaut worden.
    In seiner Mitte entdeckte Sheridan einen elektrischen Stuhl, der direkt auf dem Boden festgeschraubt war. King beugte sich vor und schnupperte am dunklen Holz der Rückenlehne.
    »Riechen Sie selbst, er war in Betrieb. Das stinkt bestialisch, verbranntes Fleisch! Erinnern Sie sich an den Jungen in der Leichenhalle mit den Brandnarben auf Stirn und Handgelenken? Da haben wir es. Wir haben es wieder mit der gleichen Geschichte zu tun. Wenn die Spuren sich als identisch mit denen der Opfer von der Baustelle an der 393 erweisen, dann bekommen wir alle DNA-Indizien wieder in die Hand, die das FBI uns entzogen hat. Wenn ich hier ein Beweisstück finde, das mit einer der drei identifizierten Personen übereinstimmt und wenn Sie mir die Anweisung dazu erteilen, dann kann ich die Identität der anderen Toten zurückverfolgen. Alles von Anfang an noch einmal überprüfen!«
    Der Gerichtsmediziner hüpfte vor Aufregung. Garcia neben ihm ebenfalls. Sheridan bedeutete ihnen mit einem Finger auf dem Mund, sie sollten leiser sprechen.
    »Bei einem Verbrechen verrät der vom Mörder gewählte Tatort dem Ermittler oft mehr als das Opfer selbst. Der Tatort auf der Baustelle an der Autobahn, in dieser Baugrube des Stützpfeilers, verriet absolut nichts ….«
    Er wandte sich den Zellen zu.
    »… und der hier sagt zu viel. Wir müssen unbedingt vorsichtig sein.«
    Er ging geradewegs zum Sheriff des Bezirks Carroll und befahl ihm, seine anwesenden Männer zur Verschwiegenheit anzuhalten und keine Pressemitteilung herauszugeben, ausgenommen eine kurze Notiz über eine versuchte Brandstiftung, die wohl das Werk von Jugendlichen gewesen sei.
    »Bis auf Weiteres kein Wort über die Zellen, das Blut, die Kameras, das Essen oder den elektrischen Stuhl … Kapiert?«
    Vom Pflichtbewusstsein durchdrungen gab der Bezirkssheriff von Carroll ein knappes »Kapiert!« zurück.
    Es ging wieder los.
     
    Am Abend fand sich Garcia im Büro des Colonels ein.
    »Die Karten sind neu gemischt, und zwar zu unserem Vorteil«, sagte Sheridan zu ihm. »Wir haben jetzt ein Mittel, um den Fall der vierundzwanzig wieder aufzugreifen, ohne dass es so aussieht, als würden wir die Nachrichtensperre allzu sehr verletzen. Wir leiten einfach eine Untersuchung über die Zellen ein, unabhängig von den Ereignissen des 3. Februar … Das ist ein bisschen faul, aber wir werden sehen, wie lange es funktioniert.«
    Garcia war entzückt.
    »Aber Achtung«, warnte Sheridan, »wir werden diese Geschichte sachte angehen. Nur Sie und ich, Basile King plus ein oder zwei Experten. Niemand sonst. Ich will, dass wir so vorsichtig wie noch nie vorgehen. Die Baustelle, das Kraftwerk, das alles geschieht auf unserem Land. Da steckt etwas dahinter. Ich will herausfinden, was.«
    Der Lieutenant stimmte zu.
    »Ich habe heute Morgen schon mal angefangen«, sagte er. »Bis Basile King neue Namen herausfindet, habe ich mir die drei noch einmal vorgenommen, auf die wir schon gestoßen sind, bevor das FBI alles einkassiert hat. Ich habe mich vorrangig auf die einzige Person konzentriert, die aus New Hampshire stammt. Diese junge Frau ist eine gewisse Amy Austen. Neunundzwanzig Jahre alt. Sie wird seit sieben Jahren in der nationalen Vermisstenkartei geführt. Das Justizministerium hat nicht viel über sie. In dem Fax an die Leichenhalle wird nur eine Strafsache ohne Verurteilung

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