Kein Entrinnen
Beamten im Griff, und alle hofften, dass der Chef sich kurz fassen würde.
Zuerst verlieh er Captain Yoyo Ming einen Orden für die Rettung eines Kindes aus dem Merrimack und Lieutenant Sarah Mornay für die Befreiung einer Autofahrerin aus ihrem brennenden Auto nach einem Unfall. Er beglückwünschte außerdem Sergeant William Davenant, der die Polizei von New Hampshire verließ, um sich der New Yorker anzuschließen.
Dann aber trat ein Sergeant aus dem Hauptgebäude zu Sheridan und beugte sich an das Ohr des Colonels.
»Ein Anruf von Lieutenant Garcia«, sagte er zu ihm. »Er schickt voraus, dass es sich um eine ›gewaltige Schweinerei‹ handelt. Das sind seine eigenen Worte.«
»Ja. Ich kenne sie.«
Sheridan drückte ihm seine Papiere in die Hand.
»Bringen Sie das an meiner Stelle zu Ende.«
Und er ließ den armen Mann und all seine Einheiten einfach stehen.
Amos Garcia hatte Concord an diesem Morgen bei Tagesanbruch verlassen. Am Tag davor war ein Brand in einem stillgelegten Elektrizitätswerk in Tuftonboro, fünfundneunzig Kilometer nordöstlich der Hauptstadt, gelöscht worden. Kurz darauf hatte der Sheriff mysteriöserweise die Unterstützung der kriminaltechnischen Abteilung der Staatspolizei angefordert. Amos Garcia hatte sich mit Basile King und seinen Experten auf den Weg gemacht.
»Ich höre, Garcia«, sagte Sheridan, während er den Hörer ergriff. »Was ist passiert?«
Fünf Minuten später fuhr ein Fahrer ihn zum Flughafen der Militärbasis von Sheffield. Dort bestieg er einen Hubschrauber, der ihn nach Tuftonboro im Bezirk Carroll brachte. Es regnete in Strömen. Unmengen geschmolzener Schnee. Die Landung war denkwürdig.
Garcia holte ihn mit dem Wagen des Sheriffs ab.
Das Kraftwerk von Tuftonboro war seit der Inbetriebnahme des Atomreaktors von Seabrook in der Nähe von Portsmouth 1990 stillgelegt, doch das Netz der gespannten Kabeln war noch immer beeindruckend und die Bausubstanz konnte noch zwanzig Jahre ohne Risse überdauern.
»Ist es die Zentraleinheit, die verbrannt ist?«, fragte Sheridan.
»Ja. Aber der Brand wurde ziemlich schnell entdeckt. Dank einem Segelflughafen weiter nördlich. Piloten haben den Rauch entdeckt. Dann hat einer telefonisch Alarm geschlagen. Der Brand war rasch unter Kontrolle. Die materiellen Schäden sind gering.«
Bei seiner Ankunft bemerkte Sheridan, dass die Eingangstür gepanzert war. Überall hingen Warnschilder, auf denen TODESGEFAHR stand und menschliche Gestalten zu sehen waren, die einen Stromschlag erlitten. Ziemlich überzeugend.
In dem großen Raum standen keine einzige Maschine und keine Geräte mehr. An der Stelle der Generatoren bemerkte Sheridan eine Reihe von hermetisch geschlossenen Blöcken aus Leichtbetonstein mit fensterlosen Eisentüren. Wie Kerker.
»Es sind achtundzwanzig«, sagte Garcia.
Sheridan trat näher. Zellen.
Diese Verliese hatten wirklich und wahrhaftig dazu gedient, Menschen einzusperren. Er entdeckte Urin- und Fäkalienflecken, Blechnäpfe sowie Blutspuren auf dem Zementboden.
Etwas weiter weg entnahm Basile King, mit einer Augenbrauenpinzette und eine Lupe bewaffnet, Proben, die er in eine Plastiktüte gleiten ließ.
Lieutenant Garcia zog Sheridan zu einem Kontrollpult. Früher hatte es als Schalttafel für die Aktivitäten der Zentrale gedient. Die ursprünglichen Geräte waren durch eine Wand aus Monitoren mit geschlossenem Stromkreis und eine Batterie von Videorecordern ersetzt worden.
»Um was handelt es sich?«, fragte der Colonel.
Garcia wies auf ein Gewirr nachträglich angebrachter Videokabel, die in die Verliese hinabhingen.
»Die Zellen sind alle durch kleine Kameras hier angeschlossen. Die Bilder wurden auf diese Monitore übertragen und aufgenommen.«
»Was? Die Gefangenen wurden gefilmt ?«
Sheridans Blick fiel auf eine Reihe leerer Regale. Ein vom Schmutz verschonter Streifen an der Wand deutete darauf hin, dass man hier erst vor kurzem Videobänder oder Dokumentenkästen entfernt hatte.
»Wir stehen hier in einem Geheimgefängnis, Chef. Das alles ist recht provisorisch, aber es funktioniert. Selbst der elektrische Strom. Sie haben illegal ein Kabel etwas weiter weg im Wald angezapft, um sich mit Strom zu versorgen.«
»Wo ist das Feuer gelegt worden?«
»Am Ende des Gebäudes. Aber einige Sprengladungen sind nicht hochgegangen. Meiner Meinung nach war es dilettantisch gemacht.«
Vom Kontrollpult aus überblickte Sheridan die Gesamtheit der Kerker zu seinen Füßen.
Er stieg wieder
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