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Kein Fall fuer Wilsberg

Kein Fall fuer Wilsberg

Titel: Kein Fall fuer Wilsberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kehrer
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ist es nur ein Stuntman, der ihn doubelt. Ich habe nie geglaubt, daß man anschließend unverletzt wieder aufsteht.) Ich setzte mich.
    »Und was soll ich schreiben?«
    »Ich diktiere Ihnen den Text«, sagte Alfons.
    »Ich hätte gern eine ungefähre Inhaltsangabe.«
    Voß drückte mir die Pistole an den Hinterkopf.
    »Okay, ich schreibe.«
    Alfons paffte eine dicke Havanna-Wolke gegen die Decke. »Schreiben Sie: Bevor ich aus dem Leben scheide, möchte ich mein Gewissen erleichtern. Ich habe Jochen Große-Hülskamp getötet. Ich kann mit dieser Schuld nicht länger leben.«
    »Ich kann es gar nicht gewesen sein«, sagte ich. »Kiki wird bezeugen, daß ich in der fraglichen Stunde in ihrem Schlafzimmer gelegen habe.«
    »Christiane ist eine schlechte Zeugin«, knurrte Alfons. »Schreiben Sie weiter: Jochen hat meiner Schwester das Leben zur Hölle gemacht. Ich habe es für sie getan. Aber das ist nur eine schwache Entschuldigung, und ich bereue zutiefst, daß ich mich zu dieser Tat habe hinreißen lassen. Münster, den… Unterschrift nicht vergessen!«
    Ich unterschrieb mein eigenes Todesurteil. Mein Magen signalisierte aufkommende Übelkeit. So ähnlich mußte sich ein Todeskandidat fühlen, dem vor dem Gang auf den elektrischen Stuhl die Haare geschoren werden. Ich versuchte, Zeit zu gewinnen.
    »Was haben Sie damit vor?« Ich hatte einen Frosch im Hals.
    »Was wohl?« Ludger stopfte das Schreiben in die Innentasche meines Jacketts. »Man wird die Pistole in deiner Hand und das Schreiben in deiner Tasche finden. Eine neue Aufgabe für die grauen Zellen des netten Hauptkommissars. Er kann sich unter drei möglichen Tätern einen aussuchen. Glaubst du, er kommt dann noch auf die Idee, uns zu belästigen?«
    »Ihr solltet Stürzenbecher nicht unterschätzen.«
    »Genug geredet«, entschied Alfons. »Schafft ihn weg! Und stellt seinen Wagen irgendwo in Münster ab!«
    Ich sah einen Silberstreif am Horizont. Es würde ihnen gar nicht so leicht fallen, meinen Wagen zu finden.

    Ludger kam von der Straße zurück. »Ich kann das Auto nirgendwo entdecken.«
    Voß wiederholte den Trick mit der Pistole am Hinterkopf. »Wo hast du es abgestellt?«
    »In Warenfeld.«
    »Blödsinn«, sagte Ludger. »Du bist nicht zwei Kilometer zu Fuß gegangen. Bei deiner Gehbehinderung.«
    »Ist aber so«, blieb ich hartnäckig.
    Ludger starrte mir wütend ins Gesicht. »Dann machen wir es eben ohne dein Auto. Los, Voß, wir bringen ihn in Ihrem Wagen nach Münster.«
    »Warten Sie mal!« sagte Voß. »Es muß doch hier irgendwo sein. Wir können es nicht stehenlassen.«
    Ludger gab mir eine Ohrfeige. »Red schon!«
    »Da hinten!« Ich drehte den Kopf. »Auf der Rückseite der Villa.«
    »Wo?« Er schubste mich vor sich her. »Zeig’s uns!«
    »Wenn ihr mir die Fesseln abnehmt, geht das besser.«
    »Das hättest du wohl gern?«
    Ich führte sie zu einer Stelle, von der ich wußte, daß es steil bergab ging. Und dann sprang ich. Blaue Flecken, Prellungen, Stauchungen, angebrochene Rippen und ein von Dornen zerkratztes Gesicht sind immer noch besser als ein vorzeitiges Ableben. Ich überschlug mich, kullerte den Abhang hinunter, blieb im Gestrüpp hängen, sprang weiter, überschlug mich erneut, blieb wieder hängen, krabbelte auf den Knien, lief gebückt. Ich hörte zwei Pistolenschüsse und lautes Fluchen. Dann rutschten sie hinter mir her. Zum Glück war die Nacht wolkenverhangen, und man sah kaum mehr als die Hand vor dem Gesicht. (Ich wäre schon froh gewesen, wenn ich meine Hände vor dem Gesicht gesehen hätte, die waren nämlich immer noch auf dem Rücken festgebunden.)
    Ich kroch unter ein dichtes Gebüsch und wartete darauf, daß sich mein Atem beruhigte. Mir tat so ziemlich alles weh, was nur wehtun konnte. Dann versuchte ich das Knacken und Fluchen, das von Ludger und Voß ausging, zu orten. Es nahm eine andere Richtung. Ich war gerettet, vorläufig zumindest. Jetzt mußte ich nur noch das verdammte Seil loswerden.
    Es dauerte endlos lange, aber irgendwann brachte das Scheuern an dem kleinen Stamm den erwünschten Erfolg. Ein herrliches Gefühl, die Hände bewegen zu können. Als erstes wischte ich mir das blutverschmierte Gesicht ab. Dann kratzte ich mich im Nacken. Und danach stand ich langsam auf. Es war eine Tortur, aber es ging.
    Ich spielte mit dem Gedanken, einfach in mein Auto zu steigen und nach Hause zu fahren. Aber wenn die beiden nicht völlig blöd waren, warteten sie genau darauf. Also trollte ich mich zu Fuß nach

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