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Kein Fall fuer Wilsberg

Kein Fall fuer Wilsberg

Titel: Kein Fall fuer Wilsberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kehrer
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umgebracht hat. Man hat ihn in Dortmund geschnappt, als er es schon wieder versuchte. Der Kerl hat sofort alles zugegeben.«

    Im Taxi, das mich nach Hause brachte, schlief ich ein. Der Taxifahrer rüttelte mich wach, und ich stolperte, mehr als daß ich ging, die wenigen Schritte bis zur Wohnung. Die unbekannte Reisetasche mit dem Hänger, den man von Flugreisen kennt, machte mich stutzig. Und das Stimmengewirr im Wohnzimmer rüttelte mich vollends wach. Langsam wurde es voll in meiner Single-Wohnung.
    Ich stieß die Wohnzimmertür auf und staunte. Nellie saß zwischen Kiki und Philipp und redete unter Zuhilfenahme beider Hände.
    »Hallo!« sagte ich schüchtern.
    Die drei drehten sich um.
    »Dschordsch!« schrie Nellie und sprang auf. Bevor ich sie warnen konnte, lag sie in meinen Armen. Sie traf einige der blauen Flecken und Prellungen, die ich mir in der letzten Nacht zugezogen hatte, aber ich biß tapfer die Zähne zusammen. Unsere gemeinsame Wiedersehensfreude ließ mich den Schmerz bald vergessen. Die Tränen liefen ihr über die Wangen. »Was hast du nur gemacht?« tadelte sie mich. »Kaum läßt man dich zwei Wochen alleine, schon wirst du leichtsinnig.«
    »Ich werde es nie wieder tun«, versprach ich.
    Dann zog ich sie ins Schlafzimmer und überließ mich ihren gefühlvollen Händen. Sie pellte mich aus der Kleidung und küßte mich auf alle blauen und anderen Flecken. Sie hatte noch mehr vor, aber ich mußte passen.
    »Gib mir ein paar Stunden Schlaf«, bat ich.
    Sie kuschelte sich an mich. »Na gut, ich kann warten. Aber in drei Stunden wecke ich dich.«

XXII
    Wir verbrachten ein paar herrliche Tage und Nächte. Ich zeigte Nellie Münster, und sie fand alles ›wundervoll‹: den Dom, das Rathaus, die Cafés und die Kaufhäuser. Ganz besonders gefiel ihr das Stadtjubiläum, das sich von einem Feuerwerk auf dem Aasee bis zur nächsten Woche der Partnerstädte hangelte. Dann machten wir Ausflüge nach Berlin und Hamburg, und sie war noch begeisterter. Sie könne gar nicht verstehen, daß ich die Karibik so toll fände, sagte sie, hier gäbe es doch in den Geschäften viel mehr zu kaufen, und die Discos seien auch besser.
    Als sie das erste Mal wegen ihrer Hautfarbe angepöbelt wurde, sah sie die Sache etwas nüchterner. Und dann kam irgendwann das Heimweh.
    Philipp zog wieder in sein altes Zimmer, das eigentlich seinem Bruder gehörte, und Kiki fing an, alte Studienkontakte und ihre Jurakenntnisse aufzufrischen, weil sie beschlossen hatte, sich einer Anwaltssozietät anzuschließen.

    Stürzenbecher behielt recht. Die beiden Große-Hülskamps, Voß und Kleinmann erzählten ihm in beinahe den gleichen Worten, daß ich sie an dem besagten Abend mit unberechtigten und völlig aus der Luft gegriffenen Vorwürfen überfallen hätte. Ich sei so ausfällig geworden, daß ihnen nichts anderes übriggeblieben sei, als mich mit einfacher körperlicher Gewalt aus dem Haus zu entfernen. Dabei sei ich wohl unglücklich gestürzt. Angesichts der Tatsache, daß ich als Bruder von Christiane zur erweiterten Familie gehörte, würden sie allerdings davon absehen, mich wegen Beleidigung und übler Nachrede anzuzeigen.
    Der Block mit Schreibpapier und der Kugelschreiber wurden nicht gefunden, dafür entdeckten die Polizisten an der Wand des Ganges, der in den Keller hinabführte, eine frisch gestrichene Stelle, die Alfons Große-Hülskamp damit erklärte, daß ihm kürzlich eine Weinflasche aus der Hand gefallen sei, woraufhin Ludger den Fleck übermalt habe.

    Franz Winkelkötter und Helmut Lippelt, genannt Texas Joe, wurden wegen Mordes an Jochen Große-Hülskamp zu jeweils lebenslänglich verurteilt, obwohl sie bis zuletzt ihre Unschuld beteuerten.
    Schließlich war ich mir selbst nicht mehr so sicher, was ich an dem Abend in Warenfeld tatsächlich gehört und gesehen hatte. Konnte es nicht sein, daß ich mir das unausgesprochene Geständnis der vier nur eingebildet hatte?

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