Kein Fleisch macht gluecklich
Auch Eier erhöhen, zumindest bei täglichem Verzehr, das Risiko für Herzkrankheiten und Diabetes. Mehr als drei Eier pro Woche sollten es – einschließlich der verarbeiteten in Kuchen und Keksen – nicht sein, rät die DGE.
»Die Milch macht’s« – Was eigentlich?
Milch enthält alle für den Menschen wesentlichen Aminosäuren in geeigneten Anteilen sowie die Vitamine B 2 und B 12 und natürlich das für die Knochengesundheit wichtige Kalzium. Das war’s dann aber auch schon so ziemlich mit den Vorteilen. Zwei Drittel der Fettsäuren in der Milch sind gesättigt. Mehrfach ungesättigt sind weniger als 4 Prozent. Auch vonseiten der DGE gibt es über Milch ernährungsphysiologisch nicht nur Positives zu berichten. So scheint sie, wohl dank des Kalziums, zwar das Risiko für Darmkrebs zu verringern, möglicherweise aber das für Prostatakrebs zu erhöhen. Eine mögliche Risikoerhöhung für diese bei Männern am häufigsten vorkommende Krebsart (statistisch gesehen erkrankt jeder achte Mann in Deutschland daran) durch den Verzehr von Milch und Milchprodukten kann auch der World Cancer Research Fund (WCRF) in seinem Krebsbericht nicht ausschließen. Zumindest wertet dessen wissenschaftlich differenzierte Sicht den Zusammenhang zwischen einer Ernährungsweise mit viel Kalzium und Prostatakrebs als wahrscheinlich. Und die Hauptquellen für Kalzium sind hierzulande wiederum Milch und Milchprodukte. Offenbar wirkt sich eine hohe Kalziumaufnahme günstig auf den Darm, aber ungünstig auf die Prostata aus.
Verbreitete Intoleranz
Milch ist keineswegs ein Nahrungsmittel mit jahrhundertealter Tradition. Erst ab dem späten 19. Jahrhundert nahm der Konsum von Kuhmilch in westlichen Ländern stark zu und stieg im 20. Jahrhundert immer weiter an, als die Haltbarmachung durch Pasteurisation, die Lieferung an die Haustür und die Ansicht, Milch sei für Kinder gesund, populär und das Stillen unpopulär wurden. Bis dahin war Milch lediglich ein Ersatz für Muttermilch gewesen. Erwachsene nahmen Milch früher, wenn überhaupt, nur in geringen Mengen zu sich. Weltweit vertragen die meisten Menschen Milch schlecht oder höchstens in geringen Dosen und in fermentierter Form wie Joghurt. Die meisten Menschen sind als Erwachsene nämlich »laktoseintolerant«, das heißt, nicht in der Lage, Milchzucker (Laktose) zu verdauen, weil ihnen das dafür nötige Enzym weitgehend fehlt. (Unter Übelkeit, Schmerzen, Durchfall oder Blähungen leiden aber nicht alle Laktoseintoleranten gleichermaßen und auch nicht unbedingt schon nach einem Glas Milch.) Laktoseintoleranz beim Menschen ist also die Norm, nur in Mittel- und Nordeuropa sowie in den USA und Australien stellt sie eine genetische Besonderheit dar, von der zwischen 10 bis 30 Prozent der Bevölkerung betroffen sind. Die Fähigkeit, Laktose über das Kleinkindalter hinaus zu verdauen, muss in Nordeuropa einen enormen Fortpflanzungsvorteil gebracht haben, denn diese vererbbare Fähigkeit hat sich nach Ansicht von Paläogenetikern in nur 8000 Jahren ausgebreitet. In Zeiträumen der Evolution gedacht, ist das richtig rasant. Möglicherweise konnten damit Versorgungsengpässe besser überbrückt werden.
Unter den heutigen Lebensbedingungen in den Industrieländern stelle eine vegetarische Ernährung mit einem geringen Anteil an Milchprodukten – rein ernährungsphysiologisch betrachtet – das Ideal dar, findet Markus Keller, Ernährungswissenschaftler und Autor des erfolgreichen Fachbuches Vegetarische Ernährung . Denn die Versorgung mit einigen Nährstoffen ließe sich durch eine vegetarische Ernährung zumindest einfacher sicherstellen, als wenn man weder Milch noch Eier esse. Eine Notwendigkeit für eine Ernährung mit Milch und Eiern sieht er aber keineswegs. Wenn man einigen simplen Regeln folge und abwechslungsreich die Vielfalt an Gemüse, Obst, Getreide, Hülsenfrüchten, Nüssen und Samen nutze, habe die vegane Ernährung gegenüber anderen Ernährungsweisen durchaus Vorteile. So schnitten Veganer bei einigen gesundheitsrelevanten Merkmalen wie Körpergewicht, Blutdruck und Diabetesrisiko sogar noch besser ab als die sogenannten Ovo-Lacto-Vegetarier, die Eier und Milchprodukte essen.
Tot sind am Ende alle
Ein bisschen gestritten wird noch darum, wer wie viel länger lebt als die Durchschnittsesser: die Selten-Fleisch-Esser, die weniger als einmal wöchentlich Fleisch essen, die Fischesser, die zwar Fisch, aber kein Fleisch essen, die Ovo-Lacto-Vegetarier oder die
Weitere Kostenlose Bücher