Kein Fleisch macht gluecklich
Veganer. Je nach Studie lebten die Vegetarier genauso lang wie oder etwas länger als die teilnehmenden Fleischesser, wobei bei den meisten Studien die teilnehmenden Fleischesser extrem wenig Fleisch aßen. Beide Gruppen hatten ein deutlich verringertes Sterberisiko gegenüber der Durchschnittsbevölkerung. Langfristig gesehen liegt bei Vegetariern wie Fleischessern das Sterberisiko natürlich bei 100 Prozent, doch innerhalb der Untersuchungszeiträume der Studien – von einigen Jahren bis Jahrzehnten – lassen sich bezüglich der Lebenserwartung schon erhebliche Unterschiede zum Durchschnittsesser ausmachen. Bisweilen betrug das Sterberisiko von Vegetariern und Selten-Fleisch-Essern im Untersuchungszeitraum nur die Hälfte verglichen mit durchschnittlichen Essern, das heißt, dass innerhalb des Beobachtungszeitraums von den vegetarischen oder extrem wenig Fleisch essenden Studienteilnehmern nur halb so viele gestorben sind wie in der Durchschnittsbevölkerung. Entscheidend für die Lebenserwartung scheint also weniger zu sein, ob man sehr wenig oder gar kein Fleisch isst, sondern ob gesunde pflanzliche Lebensmittel einen Großteil der Ernährung ausmachen. Eindeutig geht aus etlichen Studien jedenfalls hervor, dass die Lebenserwartung mit steigendem Fleischkonsum sinkt.
Die Todesrate aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist offenbar bei Vegetariern niedriger, selbst wenn man bei der statistischen Auswertung berücksichtigt, dass Vegetarier meist gesünder leben, etwa weil sie seltener rauchen und sich mehr bewegen. Die geringere Konzentration an Cholesterin im Blut ist dafür eine plausible Ursache. Vermutlich dürften Vegetarier auch länger bei guter Gesundheit sein, denn sie leiden deutlich seltener an chronischen Krankheiten. Veganer schneiden bei der Zahl der Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen etwas schlechter ab als Vegetarier, ihre Zahl liegt dabei aber immer noch deutlich niedriger als die der Selten-Fleisch-Esser und wesentlich niedriger als die der Durchschnittsfleischesser. Die wahrscheinliche Ursache für den gesundheitlichen Nachteil der veganen Ernährung liegt in der bisweilen schlechteren Versorgung mit dem Vitamin B 12 .
B 12 – Begründete Sorgen
Die Achillesferse des Veganers ist die Versorgung mit dem Vitamin B 12 . Es wird zwar von Darmbakterien auch ohne Zufuhr von außen im menschlichen Körper gebildet, jedoch sitzen diese Bakterien nur im Dickdarm. Dort nutzt es dem Menschen aber nichts, denn dafür müsste das B 12 über den Dünndarm ins Blut aufgenommen werden, und der Dünndarm befindet sich ja vor dem Dickdarm. Heutzutage finden sich die für den Menschen nutzbaren Formen des unentbehrlichen Vitamins hierzulande nur noch in tierischen Lebensmitteln wie Fleisch und Milch. Auch dort stammt es letztlich von Mikroorganismen, die etwa im Boden, auf Pflanzen, im Wasser und in Gedärmen leben. Da in den Industrieländern der Anteil an Wildkräutern in der Ernährung inzwischen gering ist und auch das Gemüse meist vollständig von Erde gereinigt wird, reicht die mitgegessene Anzahl an Mikroben nicht mehr zur B 12 -Versorgung aus. Unter hiesigen Hygienestandards ist das Trinkwasser ebenfalls unzureichend mit Mikroorganismen »verkeimt«, was ich aus anderen Gründen ganz vernünftig finde. Die großen Menschenaffen erhalten ihr B 12 vor allem über Insekten sowie über ungereinigte Pflanzen, Kot und Erde. Sollen sie ruhig so machen, ist aber nichts für mich.
Mit einem Mangel an B 12 ist nicht zu spaßen. Der Körper benötigt es für die Zellteilung, besonders zur Bildung der roten Blutkörperchen, Mund- und Rachenschleimhäute sowie des Nervensystems. Während der Schwangerschaft kann ein Vitamin-B 12 -Mangel zu Fehlbildungen an der Wirbelsäule des Embryos sowie zu anderen Komplikationen führen. Bei einigen Kindern, deren Mütter während des Stillens unter einem B 12 -Mangel gelitten hatten, wurden Wachstums- und Entwicklungsstörungen beobachtet. Ein Teil dieser Störungen kann auch durch einen Mangel am Vitamin Folsäure hervorgerufen werden. Folsäure nehmen die meisten Veganer jedoch reichlich zu sich. Eine hohe Zufuhr an Folsäure kann allerdings B 12 -Mangelerscheinungen überdecken. So bleibt ein B 12 -Mangel möglicherweise verborgen, bis es zu irreversiblen Schäden kommt. Normalerweise hält ein gefüllter B 12- Speicher in Leber und Muskulatur bei Erwachsenen etwa drei bis fünf Jahre. Je mehr sich der Speicher leert, desto langsamer verläuft die Leerung.
Weitere Kostenlose Bücher