Kein Fleisch macht gluecklich
durch Fleischverzehr könnte mit den gesättigten Fettsäuren in Verbindung stehen, aber auch Nitrosamine und das Häm-Eisen stehen hier im Verdacht.
Eine Rolle spielt offenbar auch die Zubereitung: Tropft beim so b eliebten Grillen Fett, Fleischsaft oder Marinade in die Glut oder brät man Fleisch in der Pfanne zu scharf an, kann ein bläulicher Rauch entstehen, der Stoffe mit dem wohlklingenden Namen polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe enthält. Diese jedem Öko-Test-Leser unter dem Kürzel PAK bekannten Stoffe gelten, eingeatmet oder als Ablagerung mitgegessen, als krebserregend. PAK gibt es auch im Tabakrauch, sie sind hauptverantwortlich für dessen Schädlichkeit. Ebenfalls im Tabakrauch und in zu lange und bei zu großer Hitze gebratenem oder gegrilltem Fleisch enthalten sind krebserregende heterozyklische Amine. Besonders die verbrannten Stellen enthalten viel davon – die finden ja manche beson ders lecker.
Weitere Inhaltsstoffe im Fleisch, die Ungemach erzeugen können, sind das Cholesterin und gesättigte Fette, die wiederum die Konzentration des schädlichen LDL-Cholesterins erhöhen, sowie Purine. Letztere können bei Menschen mit einer Stoffwechselstörung zu Gicht führen. Das Risiko für Gicht steigt mit dem Verzehr von Fleisch, Meerestieren und Wurst.
Die Ohren der Wurstbären haben bereits begonnen, sich aufzurollen, doch meine Tochter will noch eine zweite Scheibe von der Bärchenwurst. Wir sind zu Besuch bei ihrer westfälischen Oma. Nicht wirklich überraschend, dass die Oma von Gicht geplagt ist, beherrschen doch seit Jahrzehnten ganz klar Fleisch und Wurst den Speiseplan – zu Mittag gibt’s natürlich immer Kartoffeln dazu. Den großmütterlichen Rat, auch in Berlin »Aufschnitt« fürs Kind aufzutischen, überhören wir. Bärchenwurst darf es bei den seltenen Omabesuchen aber bislang weiterhin essen.
Wir können auch anders
Von Mängeln, Milch und Veganismus
Unsere Nahrungsmittel sollen Heil-, unsere Heilmittel Nahrungsmittel sein.
Hippokrates, altgriechischer Arzt (um 460 bis um 377 v. Chr.)
»Wir nehmen einfach nicht mehr ab.« Ganz offen spricht das Paar, das man neudeutsch als Best Ager bezeichnen würde, über seine Motivation, an den veganen Schnupperwochen teilzunehmen. Die beiden Sonnenstudio-Besitzer und -Nutzer haben im Radio vom Angebot der Schnupperwochen des Tierrechtsbündnisses Berlin-Vegan gehört und sich von Brandenburg aus in die Räumlichkeiten einer Berliner Bildungseinrichtung aufgemacht. Hier und an anderen Orten lernen gut 20 Menschen im Alter von unter 20 bis über 70 an zwei Wochenenden veganes Leben und Essen kennen und, hurra, sogar ganz erstaunlich leckeren Käse ohne Kuh. Den gibt es im Begrüßungspaket. Björn Moschinski, der vegane Koch, mit dem wir veganes Gulasch und weitere Gerichte zubereiten werden, muss die Erwartungen des Paares dämpfen – er selbst habe erst einmal zugenommen, als er Veganer wurde. Das halte ich jedoch für die Ausnahme, sowohl aus meiner eigenen Erfahrung heraus als auch durch Berichte anderer Veganer. Statistische Untersuchungen legen ebenfalls nahe, dass es kaum Veganer mit Übergewicht gibt. Obwohl ich mich mit dem Essen überhaupt nicht zurückhalte, habe ich schon mehrere Kilo abgenommen, denn auch die Gelegenheiten haben abgenommen, in denen man mal eben zwischendurch ungesundes Zeug essen könnte. Mir fällt es außerdem viel leichter, das Süßwarenangebot zu ignorieren, seit ich alles, bei dem Vollmilch, Butterreinfett, Süßmolken- und Eipulver sowie Milchzucker als Inhaltsstoffe auf dem Etikett stehen, von meinem Speiseplan gestrichen habe. Während der Schnupperwochen lernen wir bei einer Einkaufstour, dass Milchsäure in Produkten tierischen wie pflanzlichen Ursprungs sein kann und der Hinweis »Kann Spuren von Milch und Ei enthalten« nur der Absicherung gegen etwaige Klagen von Allergikern dient. Die mit diesem Zusatz gekennzeichneten Produkte können durchaus vegan sein. Eine weitere Erkenntnis besteht darin, dass es nahezu alles Süße auch in veganer Form gibt: Eis, Gummibärchen, Kekse, Schokolade, Nuss-Nugat-Creme, Kuchen und Torten, einiges sogar in ganz normalen Geschäften. Wer möchte, kann also wohl doch dick bleiben oder werden, auch wenn er sich vegan ernährt. Ansonsten ist die oft geringere Energiedichte pflanzlicher Lebensmittel gerade bei Übergewicht vorteilhaft. Natürlich ernähre ich mich nicht vegan, um abzunehmen, aber es ist für mich ein höchst willkommener Nebeneffekt. Bei
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