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Kein Fleisch macht gluecklich

Kein Fleisch macht gluecklich

Titel: Kein Fleisch macht gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Grabolle
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beschreiben (deskriptive Ethik: »so ist es«), allerdings wird seine Norm bisweilen deutlich: »Mitleid mit Tieren hängt mit der Güte des Charakters so genau zusammen, dass man zuversichtlich behaupten darf, wer gegen Tiere grausam ist, könne kein guter Mensch sein.« Er empört sich über die »vermeinte Rechtlosigkeit der Tiere«, über den »Wahn, dass unser Handeln gegen sie ohne moralische Bedeutung sei«, räumt Tieren also moralische Rechte ein. Anders als etwa Descartes postuliert Schopenhauer, dass es zwischen Tieren und Menschen in moralisch relevanten Bereichen keine gänzliche Verschiedenheit gebe. Gleichwohl hält er wie Spinoza die Leidensfähigkeit von Tieren für geringer als die von Menschen, weil er glaubt, dass diese mit der Intelligenz zunehme. Er hat auch nichts gegen eine schmerzfreie Tötung von Tieren, weil man mit einem nicht mehr existierenden Wesen nicht mehr mitleiden könne. Da ist er offenbar ganz auf Epikurs Kurs vom Ende aller Empfindungen im Tod. Mir persönlich genügt das nicht als Rechtfertigung für einen moralischen Freibrief zur schmerzfreien Tiertötung. Vielleicht reicht Mitleid allein doch nicht aus?
    Gleiches gleich behandeln
    Den nächsten wichtigen Schritt in Richtung Tierrechte tat Eduard von Hartmann (1842 bis 1906), der auf Schopenhauers Argumentation aufbaut. Er ersetzt den Begriff Mitleid aber durch Gerechtigkeitsgefühl. Da er eine Identifikation mit Tieren für möglich hält, fordert er, den Gleichheitsgrundsatz (Gleiches gemäß seiner Gleichheit auch gleich zu bewerten und gleich zu behandeln) zu berücksichtigen. Dieser ist auch als Gleichheitssatz bekannt und stellt seit der Aufklärung eine unbestrittene Grundlage der Gerechtigkeit dar, wie etwa im Artikel 3 des Deutschen Grundgesetzes (»Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich …«). Umstritten ist jedoch, inwieweit dieses Gerechtigkeitsprinzip auch zwischen Menschen und Tieren gilt, was sich in der Speziesismus-Diskussion zeigt – also der Diskussion darüber, ob Angehörige einer anderen Spezies unterschiedlich (laut Speziesisten) oder gleich zu behandeln sind (laut Antispeziesisten). Von Hartmann nimmt eine antispeziesistische Haltung ein. Er lehnt die Schädigung von Tieren nicht aus anthropozentrischen Gründen ab, wie etwa Kant, sondern »zuerst und vor allem deshalb, weil wir das moralische Recht jedes empfindenden Lebewesens ohne Ansehen von Stand oder Person, also auch ohne Ansehen von Rasse, Species und Genus zu respektiren haben«.
    Perspektivwechsel
    Für ein gerechtes Urteil schlägt von Hartmann die Universalisierbarkeitsprobe vor, das Sich-Hineinversetzen in ein anderes Lebewesen. Die moralischen Konsequenzen, die daraus erfolgen, hängen natürlich ganz entschieden davon ab, wie viel man über die Biologie und somit die Fähigkeiten und Eigenschaften des anderen Lebewesens weiß, über das man urteilen möchte. Bis heute ist diese Schwäche eines Perspektivwechsels erkenntnistheoretisch unvermeidbar. Doch könne man nach Ansicht des Tierarztes Jörg Luy für eine moralische Urteilsbildung nicht auf die Einfühlung in das andere Wesen verzichten. Biologische und tiermedizinische Erkenntnisse könnten dabei Vermenschlichungen vermeiden. Trotz verbleibender Unsicherheiten seien Analogieschlüsse von Verhalten, Anatomie und Physiologie des Menschen auf andere Lebewesen daher im Allgemeinen brauchbar. Das sieht auch die Mehrheit der Verhaltensforscher so. Im Falle derselben biologischen Ausstattung muss man davon ausgehen, dass Tiere bei ähnlichen Erlebnissen oder Gefühlsäußerungen zumindest ähnliche Empfindungen haben.
    Da ich es selbst schwierig finde, mich ernsthaft in Tiere hineinzuversetzen, behelfe ich mir folgendermaßen: Ich versuche, zumindest Wirbeltiere moralisch mit meinen beiden Hauskatzen gleichzusetzen. Was ich anderen Wirbeltieren zumuten würde, sollte ich demnach gerechterweise auch meinen Katzen zumuten können. Das Schlachten zu Nahrungszwecken fällt da schon mal weg.
    Manche sind gleicher
    Zurück zu dem Philosophen von Hartmann. Von Hartmann hält trotz seiner Tierrechtsideen den Menschen – ganz speziesistisch – für wichtiger und fordert den Kampf gegen schädliche und unnütze Tierarten, »da die Menschheit höhere sittliche und Kulturaufgaben zu lösen hat als das Thierreich, so steht auch die Pflicht gegen die Menschheit der Pflicht gegen die Thiere voran, und die mitleidige Gutmüthigkeit, welche sich im gegebenen Falle nicht zur Tödtung der Thiere

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