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Kein Fleisch macht gluecklich

Kein Fleisch macht gluecklich

Titel: Kein Fleisch macht gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Grabolle
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wissenschaftlichen Beweislage zur veganen Ernährung auseinandergesetzt haben, kritisieren das Buch Die »China Study« heftig: So stütze Campbell seine Warnungen vor tierischen Proteinen auf Untersuchungsmethoden, die in der Wissenschaft als schwach oder vorläufig und nur zur Hypothesenbildung geeignet gelten, nämlich Tierversuche und geografische Korrelationen, also Vergleiche zwischen Bevölkerungsgruppen. Auf Basis der China-Study-Daten kommen andere Auswertungen zu abweichenden oder Campbells Thesen gar widersprechenden Schlüssen. So sind einige Kritiker der Meinung, dass sich zwischen den in Industrieländern verbreiteten Volkskrankheiten und Todesraten und der Menge an verzehrten tierischen Proteinen bei den untersuchten Bevölkerungsgruppen zumindest kein eindeutiger Zusammenhang zeige, wie Campbell es behaupte.
    Krebsexperten
    Ich bin enttäuscht, froh nur, dass ich mit Campbells Thesen noch nicht hausieren gegangen bin. Was sagen dagegen wissenschaftlich etablierte Veröffentlichungen, die etwa unterschiedliche Merkmale innerhalb von Bevölkerungsgruppen einer Region vergleichen? Zum Thema Krebs und Ernährung werde ich beim World Cancer Research Fund (WCRF) fündig. Das weltweite Netzwerk wertet in seinem zweiten Report sämtliche bedeutsamen Forschungsergebnisse aus, um daraus unter anderem Ernährungsempfehlungen zu erstellen, die das Krebsrisiko senken sollen. Der Anspruch der Expertengruppe kann kaum größer sein: Sie will den maßgeblichen globalen Bericht zum Thema Ernährung und Krebs veröffentlichen. Dabei geht sie sehr streng vor, Ergebnisse aus Tierexperimenten werden (aus wissenschaftlichen Gründen!) bei der Bewertung nicht berücksichtigt. Einzelstudien allein haben keinen Einfluss auf ihre Empfehlungen, denn keine einzelne Studie kann beweisen, dass ein einzelner Faktor die einzige Ursache für eine Erkrankung ist oder den absoluten Schutz bietet. Das gilt gerade für eine Erkrankung wie Krebs, die auf komplexen Abläufen und Ursachen beruht. Krankheitsursachen lassen sich laut WCRF nur dann zuverlässig beurteilen, wenn man unterschiedliche, methodisch saubere epidemiologische und experimentelle Studien nutzt.
    Mich erstaunt, dass Krebs laut WCRF weitgehend als vermeidbar gilt – immerhin ist unter den nicht ansteckenden Krankheiten Krebs weltweit die zweithäufigste Todesursache nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Erblich bedingte Krebsfälle seien selten, heißt es beim WCRF, was man unter anderem daher weiß, dass Einwanderer überwiegend an den in ihrer neuen Umgebung verbreiteten Krebsarten erkranken. Auch Radioaktivität, Lebensmittelzusatzstoffe, Arzneimittel und Umweltverschmutzungen seien seltener Auslöser, als viele annehmen. Den Einfluss der Ernährung auf die Entstehung von Krebs halten die Experten dagegen für sehr bedeutsam. Das Risiko, daran zu erkranken, lasse sich demnach mit einer entsprechenden Ernährungsweise deutlich senken.
    Wie steht es nun mit dem Fleisch? In den WCRF-Empfehlungen heißt es: »Eine umfassende Betrachtung der Daten zeigt, dass die meisten Kostformen, die gegen Krebserkrankungen schützen, überwiegend aus pflanzlicher Nahrung bestehen.« Denn nur pflanzliche Lebensmittel enthalten die bekanntermaßen wichtigen Ballaststoffe. Trotz des unschönen Namens sind diese Bestandteile pflanzlicher Nahrungsmittel offenbar von großem gesundheitlichem Nutzen. Zu Zeiten der Namensgebung kannte man diesen Nutzen noch nicht und wusste nur, dass die Ballaststoffe von menschlichen Verdauungsenzymen nicht abgebaut werden, daher »Ballast«. Die meisten Ballaststoffe sind Mehrfachzucker, also Kohlenhydrate. Hierzulande am meisten »gegessen« werden Zellulose, Hemizellulose und Pektin. Pflanzen nutzen sie als Gerüst-, Füll- oder Schutzmaterial. Neben Ballaststoffen ist in pflanzlicher Nahrung eine Vielzahl sogenannter sekundärer Pflanzenstoffe enthalten, die Schutz vor allerlei Erkrankungen, darunter auch Krebs, bieten. Das sieht auch Professor Heiner Boeing so. Ich habe mich mit dem Ernährungsepidemiologen auf einen Kaffee verabredet. Boeing ist Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) und leitet am Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) in Potsdam eines der Zentren der europäischen Langzeitstudie EPIC – ein wahrlich episches Projekt. In der Studie wird nach Zusammenhängen zwischen Ernährung, Krebs und anderen chronischen Erkrankungen wie Diabetes gesucht. In zehn Ländern sind mehr als eine halbe Million Erwachsene

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