Kein Fleisch macht gluecklich
lediglich erst am Anfang ihrer Rezeptentwicklung stehen. Tofuwürste waren vor einigen Jahren auch nur mit viel gutem Willen genießbar. Das hat sich glücklicherweise komplett geändert. Vielleicht habe ich auch nur noch nicht den richtigen Analogkäse für mich gefunden. Die in Verruf geratenen industriellen Analogkäse, die auf Billigpizzas und Käsestangen landen, sind nicht frei von tierischen Inhaltsstoffen, auch wenn sie mit echtem Käse wohl so wenig zu tun haben wie meine veganen Wannabes. Bis für Münsterkäse, Gorgonzola und Manchego pflanzliche Alternativen auf dem Markt sind, werde ich mich sicher noch lange gedulden müssen. Abschied von der internationalen und geschmacklichen Vielfalt an »verschimmelter Milch« habe ich vor Kurzem auf meiner letzten Käserallye genommen, die ich bislang traditionell am Geburtstag meiner Freundin M. veranstaltet habe. Da ich fortan niemanden mehr zum Käseverzehr anstiften will, behalte ich die Spielregeln für mich. Vorerst wird es jedenfalls keine pflanzliche Variante dieser Rallye geben.
Risiken und Nebenwirkungen
Dicksein, Darmkrebs, Diabetes
Isst du kein Fleisch, dann fehlt dir was.
CMA, Centrale Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft, die wegen Verfassungswidrigkeit ihrer Finanzierung am 5. März 2009 aufgelöst wurde
Mein Patenkind lässt sich die saftigen Fleischbrocken im Gulasch sichtlich schmecken, doch mir erscheint das gesundheitlich ernsthaft bedenklich. Grund der Sorge ist das Buch Die »China Study« und ihre verblüffenden Konsequenzen für die Lebensführung des renommierten Biochemikers Colin T. Campbell, eines emeritierten Professors der amerikanischen Cornell-Universität. Schon geringe Mengen an tierischen Proteinen können nach Ansicht von Campbell die Risiken für etliche chronische Volksleiden wie Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Osteoporose, Autoimmunerkrankungen und Alzheimer erhöhen. Hier eine Kostprobe seiner Ergebnisse aus Tierversuchen: »Kasein, das 87 Prozent des in der Kuhmilch enthaltenen Proteins ausmacht, förderte alle Stadien des Krebswachstums … Die gefahrlosen Proteine waren pflanzlichen Ursprungs, zum Beispiel aus Weizen und Soja.« Eine rein pflanzliche Ernährung könne helfen, die meisten Zivilisationskrankheiten zu vermeiden und sogar den Zustand bereits Erkrankter verbessern, behauptet Campbell. Vollwertige Pflanzenkost sei daher die beste Art der Ernährung. So was ist natürlich Wasser auf den Mühlen des Veganers. Ich finde das Buch beim Lesen durchaus überzeugend, zumal es offenbar Ergebnisse aus etlichen internationalen Forschungsarbeiten berücksichtigt und Campbell mit all seinen Tierversuchen keineswegs den Eindruck vermittelt, ein Tierrechtler und damit befangen zu sein. Er habe, wie er selbst schreibt, nicht mit einer vorgefassten Meinung philosophischer Art begonnen, etwa um die Vorteile einer pflanzlichen Ernährung zu beweisen, sondern »als fleischliebender Milchbauer im Privatleben und etablierter Wissenschaftler im Berufsleben«. Er habe früher, als er Nahrungsmittelbiochemie unterrichtete, die Ansichten von Vegetariern sogar kritisiert. Warum seine Thesen von den gesundheitlichen Segnungen einer rein pflanzlichen Ernährung bislang so wenig Gehör finden, kann Campbell ebenfalls überzeugend erklären, ganz ohne Verschwörungstheorien. Anschaulich dokumentiert er dazu die mangelnde Aufgeschlossenheit und die wirtschaftlichen Interessenkonflikte einflussreicher Wissenschaftler, Interpretationsfehler bei viel beachteten Studien sowie die effektive Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit der Pharma- und Ernährungsindustrie. Kurzzeitig bekomme ich das Gefühl, mit Campbells Argumenten jeden ignoranten Fleischesser verunsichern zu können. Misstrauisch macht mich letztlich nur genau die Eindeutigkeit und Radikalität seiner Schlussfolgerungen, so eindeutig fielen meine bisherigen Recherchen zu Ernährungsstudien nicht aus. Doch die Suche nach fundierter Kritik an dem Buch gestaltet sich schwieriger als gedacht. Eine kritische Stellungnahme der Weston A. Price-Stiftung, von deren Website mich eine Familie unter dem Slogan »Sie sind glücklich, weil sie Butter essen« anlächelt, erscheint mir zweifelhaft. Gleiches Misstrauen weckt die Buchkritik auf einer Website, die das Cholesterin rehabilitieren möchte. Eine Beschäftigung mit objektiveren Urteilen ist dringend geboten. Ich werde schließlich fündig. Selbst dem Veganismus zugetane Wissenschaftler, die sich intensiv mit der
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