Kein Fleisch macht gluecklich
notwendig.
Import – Export
Inzwischen fordern sogar Landwirtschaftsministerium und Bauernverband öffentlichkeitswirksam, alle Exportsubventionen abzustellen. Der subventionierte Export von Lebensmitteln drängt inländische Produzenten in anderen Ländern häufig aus dem Markt und die Länder selbst in die langfristige Abhängigkeit von Importen. Doch die gleiche Wirkung erzielt man inzwischen allein durch inländische Subventionen, wie die von großen Mast- und Schlachtanlagen. »Wenn man jetzt die Vorschläge der EU-Kommission und der deutschen Politik zur Agrarreform hört, ist das Ziel der Weltmarkt und der Export von Lebensmitteln«, sagt Tanzmann, »und weil die Landwirte zum Teil auf die Subventionen angewiesen sind, haben sie ihre Betriebe in Richtung Export umgestaltet.« So wächst die deutsche Fleischindustrie vor allem bei Schwein und Geflügel, wobei der Zuwachs nahezu allein für den Export bestimmt ist – der Selbstversorgungsgrad für Rind und Schwein in Deutschland liegt bereits weit über 100 Prozent, bei Geflügel und Milch knapp darüber. Die Deutschen sind beim Fleisch aber ziemlich wählerisch und essen besonders gern die guten Stücke. Selbst wenn man nur bestimmte Teile des Fleischs isst, muss dafür das ganze Tier »drum herum« produziert werden. Gerade bei Geflügel, von dem überwiegend das helle, zarte Brustfleisch gegessen wird, exportiert man die Reste zu Niedrigstpreisen nach Afrika, in die Länder, die ihre Märkte aufgrund der für sie ungünstigen internationalen Handelsabkommen nicht schützen können. Dort ruinieren die Importe die lokale Viehhaltung und aufgrund der schlechten Kühlmöglichkeiten auch gleich noch die Gesundheit der Konsumenten. Ähnliches geschieht durch das Milchpulver aus der deutschen Überproduktion. Hier sorgt unsauberes Trinkwasser für die gesundheitlichen Probleme und die Billigpreise für den Ruin der verbliebenen Milchbauern vor Ort. Dabei bräuchte man gerade in diesen Ländern die Tierhaltung für eine ökologische Kreislaufwirtschaft, in der das Vieh den Dünger für den Anbau von Pflanzen zur Ernährung von Tieren und Menschen liefert. Gänzlich unökologisch ist der Kreislauf der europäischen Landwirtschaft: Aus den importierten Ressourcen anderer Länder produziert sie Überschüsse, die sie dann »veredelt« wieder exportiert. Viele Bauern in den Entwicklungsländern müssen dadurch aufgeben und ziehen in die Elendsviertel der Großstädte oder versuchen, in die Industrieländer zu gelangen.
Tanzmann empfiehlt Konsumenten in Deutschland daher, bevorzugt saisonal und regional einzukaufen, um Flächen für den Gemüseanbau in anderen Ländern zu sparen, und bei Südfrüchten, Schokolade und Kaffee auf fair gehandelte Produkte zu achten. Auch das helfe den Menschen in den Entwicklungsländern. Vor allem aber rät er dazu, weniger Fleisch zu essen. Und wenn es Fleisch geben sollte, dann aus dem ökologischen Landbau, wo die Stoffkreisläufe geschlossen sind, keine Überschüsse produziert werden und kein Soja aus Südamerika zur Fütterung importiert wird.
Askäse
Was die Umsetzung der öko-sozialen Empfehlungen von Stig Tanzmann angeht, bin ich schon auf einem guten Weg. Durch meinen völligen Verzicht auf Milch und Käse vom Tier kann ich ökologisch sogar noch mehr punkten.
Ökologisch nicht gerade vorbildlich gestaltet sich hingegen mein erster Kontakt mit veganem Käse. Es passiert mir eigentlich nie, dass ich Lebensmittel wieder ausspucke, weil ich sie einfach nicht runterbekomme. Eben war es so weit. Mein erster Versuch mit veganem Käse, genauer gesagt, veganem Gouda aus Soja oder so, importiert aus Schottland. Jungen Gouda mochte ich schon zu Vorveganzeiten nicht besonders. Aber die vegane Goudavariante ist sicher das schlechteste Argument für eine vegane Ernährung. Und ich dachte, ich hätte jetzt dem Spruch »Vegan? Dann darfst du ja auch keinen Käse mehr essen!« etwas entgegenzusetzen. Auch mein zeitgleich erworbener milchfreier »Cheddar« teilt das Schicksal des Pseudo-Holländers. Meine Tochter dagegen probiert von beiden klaglos. Ich bringe es dennoch nicht fertig, ihr diese Unkäse zu überlassen. Ihnen ergeht es wie jährlich 80 Kilo Lebensmitteln des Durchschnittsdeutschen: Sie wandern – ganz unökologisch – in die Tonne.
Ich habe die Hoffnung, dass die veganen Käse keine perfide Strategie der Milchindustrie sind, um die Leute auf die Schwächen veganer Ernährung hinzuweisen, sondern dass die Hersteller
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