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Kein Friede den Toten

Kein Friede den Toten

Titel: Kein Friede den Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Kindern?«
    »Ja. Na ja, Kyra hat ein Zimmer über der Garage, aber sie kommt nicht von hier.«
    »Aber sie wohnt hier?«
    »Sie wohnt zur Untermiete und hilft mir bei den Kindern. Sie besucht Seminare an der William Paterson University.«
    »Sind Sie geschieden?«
    »Witwe.«
    Die Art, wie Marsha Hunter das sagte, erklärte einiges. Aber bei weitem nicht alles. Längst nicht genug. Loren hätte sich in den Hintern treten können. Warum hatte sie nicht recherchiert?
    Marsha verschränkte die Arme. »Worum geht’s überhaupt?«
    »Eine Schwester Mary Rose ist kürzlich verstorben.«
    »Und sie hat an dieser Schule gearbeitet?«
    »Ja, sie war Lehrerin. An der St. Margaret’s High School.«
    »Ich begreife immer noch nicht, was ich …«
    »Als wir die Liste mit den Telefonaten durchgegangen sind, haben wir einen Anruf von ihr gefunden, den wir uns nicht erklären konnten.«
    »Sie hat hier angerufen?«
    »Ja.«
    Marsha Hunter sah sie verdutzt an. »Wann?«
    »Vor drei Wochen. Am zweiten Juni, um genau zu sein.«
    Marsha schüttelte den Kopf. »Vielleicht hatte sie sich verwählt?«
    »Unwahrscheinlich. Sie hätte dann sechs Minuten gebraucht, um es zu merken.«
    Marsha schwieg einen Moment lang. »An welchem Tag war das noch mal?«

    »Am 2. Juni. Um acht Uhr abends.«
    »Wenn Sie wollen, kann ich eben im Terminkalender nachsehen.«
    »Das wäre sehr nett, danke.«
    »Er liegt oben. Ich bin sofort wieder da. Aber ich bin sicher, dass keiner von uns mit dieser Schwester gesprochen hat.«
    »Keiner von uns?«
    »Wie bitte?«
    »Sie sagten ›uns‹. Wen meinen Sie damit?«
    »Ich weiß nicht. Wohl alle hier im Haus.«
    Loren sagte nichts dazu. »Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich Ihrer Babysitterin ein paar Fragen stelle?«
    Marsha Hunter zögerte. »Ich glaube, das ist kein Problem. Sie lächelte gezwungen. »Aber die Jungs kriegen einen Anfall, wenn Sie in ihrer Gegenwart das Wort ›Baby‹ benutzen.«
    »Okay, danke.«
    »Ich bin gleich wieder da.«
    Loren ging durch die Küche zum Hinterausgang. Sie sah aus dem Fenster. Kyra warf lässig einen Ball auf Ethan. Der schlug wild danach, verfehlte ihn aber. Kyra trat einen Schritt näher an ihn heran, beugte sich etwas weiter vor und warf noch einmal. Jetzt berührte Ethan beim Schlag den Ball.
    Loren wandte sich ab. Sie war schon fast an der Tür, als ihr etwas einfiel.
    Der Kühlschrank.
    Loren war nicht verheiratet, hatte keine Kinder und war nicht in so einem netten, glücklichen Zuhause aufgewachsen, aber es gab kaum etwas Amerikanischeres und Familiäreres als die Vorderseite eines Kühlschranks. Die Kühlschränke ihrer Freunde sahen genauso aus. Ihrer nicht, und ihr wurde bewusst, wie jämmerlich das war. Loren hatte zwei Katzen und keine richtige Familie, wenn man einmal von ihrer melodramatischen und selbstzufriedenen Mutter absah.

    Aber in den meisten amerikanischen Häusern war die Kühlschrankvorderseite der Ort für die persönlichen Dinge. Hier hingen die Kunstwerke der Kinder. Hier hingen die Schulaufsätze, verziert mit den Sternen für Mittelmäßigkeit, die als besondere Leistungen gefeiert wurden. Hier hingen die Geburtstagseinladungen, eine zu einer Party im Little Gym, die andere ins East Hanover Bowlingzentrum, daneben die vorgedruckten Formulare für Klassenfahrten, Impfungen und die Fußball-Liga.
    Und natürlich hingen da auch Schnappschüsse von Familienmitgliedern.
    Loren war ein Einzelkind gewesen, und ganz gleich wie oft sie sich diese mit Magneten angebrachten lächelnden Gesichter auch ansah, kamen sie ihr doch immer etwas unwirklich vor – fast wie eine schlechte Fernsehserie oder eine kitschige Glückwunschkarte.
    Loren trat näher an das Foto, das ihr ins Auge gefallen war. Langsam ergab sich ein deutlicheres Bild von der ganzen Geschichte.
    Wie hatte sie das übersehen können?
    Sie hätte sofort darauf kommen müssen. Hunter. Das war zwar kein seltener Name, aber so häufig nun auch wieder nicht. Sie sah sich auch die anderen Bilder an, kam aber immer wieder auf das erste zurück, das ganz links hing und vermutlich bei einem Baseball-Spiel aufgenommen worden war. Loren starrte das Foto noch an, als Marsha zurückkam.
    »Alles in Ordnung, Inspector Muse?«
    Loren zuckte zusammen. Sie versuchte, sich die Details ins Gedächtnis zu rufen, kam aber nur auf das Grundgerüst. »Haben Sie Ihren Terminkalender gefunden?«
    »Da steht nichts drin. Ich weiß wirklich nicht mehr, wo ich an dem Tag gewesen bin.«
    Loren nickte und drehte

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