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Kein Friede den Toten

Kein Friede den Toten

Titel: Kein Friede den Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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etwas unscheinbare Frau nickte. »Ja, das bin ich.«
    Loren hielt ihr den Dienstausweis entgegen. »Ich bin Loren Muse, Ermittlerin der Staatsanwaltschaft von Essex County. Ich würde Sie gern kurz sprechen.«
    Marsha Hunter blinzelte verwirrt. »Worum geht’s denn?«
    Loren versuchte, entwaffnend zu lächeln. »Können wir kurz reingehen?«
    »Ach so, ja. Natürlich.«
    Sie trat zur Seite. Loren trat ein und hatte sofort das nächste Déjà-vu-Erlebnis. Die Einrichtung sah genauso aus wie früher. Hier drin hätte es genauso 1964 wie 2004 sein können. Nichts hatte sich verändert. Vielleicht war der Fernseher etwas leistungsfähiger, der Teppich nicht ganz so plüschig, die Farbauswahl etwas gedeckter, aber das Gefühl, auf bizarre Weise wieder in ihre Kindheit zurückversetzt worden zu sein, ließ Loren einfach nicht los.
    Sie ließ den Blick über die Wände schweifen, suchte nach einem Kruzifix, einem Madonnenbild oder irgendeinem anderen Indiz des katholischen Glaubens, der den Anruf von Schwester Mary Rose vielleicht hätte erklären können. Sie fand überhaupt kein Indiz für einen praktizierten Glauben. Am Rand der
Couch lagen ein Laken und eine Decke. Sie waren ordentlich zusammengefaltet, trotzdem sah es aus, als hätte dort vor kurzem jemand geschlafen.
    Außer ihnen befanden sich eine etwa zwanzigjährige Frau und zwei höchstens acht oder neun Jahre alte Jungs im Zimmer. »Paul, Ethan«, sagte Marsha Hunter, »das ist Loren Muse. Sie ist Ermittlerin.« Pflichtbewusst schüttelten die gut erzogenen Jungs ihr die Hand. Sie sahen ihr dabei sogar in die Augen.
    Der kleinere – Ethan – sagte: »Sind Sie Polizist?«
    »Polizistin«, erwiderte Loren automatisch. »Ja, so was Ähnliches. Ich ermittle für den Bezirks-Staatsanwalt. Das ist die gleiche Arbeit, die auch ein Polizist macht.«
    »Haben Sie eine Pistole?«
    »Ethan!«, sagte Marsha.
    Loren wäre durchaus bereit gewesen, ihm die Waffe zu zeigen, wusste aber, dass einige Mütter darauf allergisch reagierten. Sie hatte dafür Verständnis – man tat alles, damit der kleine Schatz nichts über Gewalt erfuhr –, aber sie hielt die Pistolen-Verweigerung auf lange Sicht für eine ungeeignete Taktik.
    »Und das ist Kyra Sloan«, sagte Marsha Hunter. »Sie kümmert sich mit um die Kinder.«
    Die junge Frau winkte ihr von der anderen Zimmerseite zu und hob ein Spielzeug auf. Loren winkte zurück.
    »Kyra, was halten Sie davon, wenn Sie mit den Kindern ein bisschen nach draußen gehen?«
    »Gerne.« Kyra wandte sich den Jungs zu. »Wollen wir Wiffle-Ball spielen?«
    »Ich bin zuerst mit Schlagen dran.«
    »Nein, du hast beim letzten Mal schon angefangen! Jetzt darf ich mal!«
    Auf dem Weg in den Garten diskutierten sie noch über die Reihenfolge. Marsha wandte sich an Loren. »Ist irgendwas nicht in Ordnung?«

    »Nein, machen Sie sich keine Sorgen.«
    »Und was wollen Sie dann von mir?«
    »Es geht um eine reine Routineangelegenheit im Zuge eines laufenden Ermittlungsverfahrens.« Das war ziemlich hohles Geschwafel, Loren hatte allerdings die Erfahrung gemacht, dass die meisten Menschen sich damit zufriedengaben.
    »Was für ein Ermittlungsverfahren?«
    »Mrs Hunter …«
    »Bitte. Nennen Sie mich Marsha.«
    »Gut, entschuldigen Sie. Marsha, sind Sie katholisch?«
    »Wie bitte?«
    »Ich will nicht in Ihren Privatangelegenheiten herumschnüffeln. Es geht mir nicht um Ihre Religion. Ich will nur feststellen, ob Sie in irgendeiner Verbindung zu St. Margaret’s in East Orange stehen?«
    »St. Margaret’s?«
    »Ja. Sind Sie Mitglied dieser Gemeinde?«
    »Nein. Wir gehören zu St. Philomena in Livingston. Warum fragen Sie?«
    »Stehen Sie sonst irgendwie in Kontakt zu St. Margaret’s?«
    »Nein.« Dann: »Was verstehen Sie unter Kontakt?«
    Loren wollte den Faden nicht verlieren, also fragte sie einfach weiter. »Kennen Sie jemanden, der dort zur Schule geht?«
    »Auf St. Margaret’s? Nein, nicht dass ich wüsste.«
    »Kennen Sie irgendeine Lehrerin dort?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Was ist mit Schwester Mary Rose?«
    »Mit wem?«
    »Kennen Sie irgendeine Schwester von St. Margaret’s?«
    »Nein. Ich kenne ein paar von St. Phil’s, aber keine Schwester Mary Rose.«
    »Dann sagt Ihnen der Name Schwester Mary Rose nichts?«
    »Absolut nichts. Worum geht es denn eigentlich?«

    Loren sah der Frau ins Gesicht und suchte nach einem verräterischen Zeichen. Sie fand nichts, doch das hatte nicht viel zu bedeuten.
    »Leben Sie hier allein mit den

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