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Kein Friede den Toten

Kein Friede den Toten

Titel: Kein Friede den Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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wäre das Brustbein aus Styropor. Matt öffnete den Mund zu einem stillen Schmerzensschrei. Er bekam keine Luft mehr. Seine Augen rollten nach hinten.
    Als Matt schließlich wieder etwas sah, kam der Schlagring direkt auf sein Gesicht zu.
    Matt kämpfte, war aber schwach. Zu schwach. Seine Muskeln gehorchten ihm immer noch nicht. Sein körpereigenes Kommunikationssystem war noch außer Betrieb. Aber etwas Primitives, etwas Grundlegendes funktionierte noch; der Überlebensinstinkt war so stark, dass er dem Schlag auswich.
    Der Schlagring streifte den Hinterkopf. Die Haut platzte auf. Schmerz explodierte in seinem Kopf. Er schloss die Augen. Diesmal öffnete er sie nicht wieder. Irgendwo in der Ferne hörte er eine Stimme »Nein!« rufen. Eine bekannte Stimme. Aber das war vermutlich Einbildung. Nach den Stromschlägen und den Schmerzen erzeugte das Gehirn wahrscheinlich die verschiedensten Wahnvorstellungen.
    Dann traf ihn noch ein Schlag. Vielleicht noch einer. Vielleicht auch noch weitere, aber Matt war längst viel zu weit weg, um das noch zu merken.

29
    »Talley? Sind Sie da drin? Ich muss mit Ihnen reden.«
    Cingle Shaker spitzte die Ohren, als sie Matts Stimme im Handy hörte. Der Klang war nicht toll, aber sie hörte genug.
    »Bitte machen Sie auf, Talley. Ich will nur mit Ihnen reden, sonst nichts.«
    Sie hörte jemanden antworten, aber so leise, dass sie nichts verstand. Cingle versuchte sich zu konzentrieren. Sie parkte in zweiter Reihe vor dem Hoteleingang. Es war spät. Um diese Zeit würde das niemanden stören.

    Sie überlegte, ob sie jetzt reingehen sollte. Das wäre klug. Matt war in der vierten Etage. Wenn etwas passierte, würde sie eine Weile brauchen, um da raufzukommen. Aber Matt hatte ihr ziemlich eindeutige Anweisungen gegeben. Er wollte allein mit diesem Talley zu reden. Wenn sie zu früh entdeckt wurde, würde das die Sache erheblich verkomplizieren.
    Aber jetzt, wo sie die gedämpfte Stimme gehört hatte, konnte sie mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass Talley nicht in der Lobby war. Soweit sie das von hier sah, war überhaupt niemand in der Lobby.
    Sie entschloss sich reinzugehen.
    Beschattungen waren ganz und gar nicht Cingles Stärke. Sie fiel einfach zu sehr auf. Sie war nie bei den Rockettes oder irgendwo anders Tänzerin gewesen – natürlich kannte sie die Gerüchte –, aber sie hatte schon vor langer Zeit aufgehört, sich zurückhaltend zu kleiden. Cingles Körper hatte sich früh entwickelt. Sie wäre schon mit zwölf als Achtzehnjährige durchgegangen. Die Jungs hatten sie geliebt, die Mädchen gehasst. Selbst in diesen aufgeklärten Zeiten war das noch immer die Norm.
    Beides kümmerte sie nicht sehr. Was sie störte, und in jüngeren Jahren noch mehr gestört hatte, waren die Blicke älterer Männer, selbst von Verwandten und Männern, denen sie vertraute oder die sie sogar liebte. Nein, mehr war nie passiert. Aber so hatte sie schon in jungen Jahren gelernt, dass Lust und Begierde Menschen verrückt machen können. Schön war das nicht.
    Cingle stand direkt vor dem Eingang der Lobby, als sie im Handy ein seltsames Geräusch hörte.
    Was zum Teufel war das?
    Die Glastür glitt zur Seite. Eine Glocke klingelte. Cingle drückte das Handy ans Ohr. Nichts. Sie hörte kein Geräusch und keine Unterhaltung.

    Das konnte nichts Gutes bedeuten.
    Plötzlich schreckte sie ein lautes Krachen aus dem Handy auf. Cingle beschleunigte ihren Schritt und rannte zu den Fahrstühlen.
    Der Nachtportier kam aus seinem Kabuff gewatschelt, sah Cingle, zog den Bauch ein und fragte lächelnd: »Was kann ich für Sie tun?«
    Sie drückte auf den Knopf.
    »Miss?«
    Sie hörte im Handy immer noch niemanden sprechen. Ihre Nackenhaare sträubten sich. Sie musste es riskieren. Cingle hielt das Handy vor den Mund. »Matt?«
    Nichts.
    Scheiße, sie hatte das Mikrofon ausgestellt. Das hatte sie vergessen.
    Wieder ein seltsames Geräusch – eine Art Grunzen. Aber noch gedämpfter. Erstickter.
    Wo zum Teufel blieb der verdammte Fahrstuhl?
    Und wo war der verdammte Knopf, mit dem man das Mikro wieder einschaltete?
    Zuerst fand sie die Mikrofontaste. Sie war unten rechts in der Ecke. Sie drückte sie. Das kleine Symbol verschwand vom Display. Sie hielt das Handy vor den Mund.
    »Matt?«, rief sie. »Matt, ist alles in Ordnung?«
    Wieder ein erstickter Schrei. Dann sagte jemand – nicht Matt – »Was zum …«
    Hinter ihr fragte der Nachtportier: »Stimmt was nicht, Miss?«
    Cingle nahm den Finger

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