Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Friede den Toten

Kein Friede den Toten

Titel: Kein Friede den Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
Vom Netzwerk:
nicht vom Fahrstuhlknopf. Komm, komm, komm …
    Ins Handy: »Matt, bist du da?«
    Klick. Jetzt war es still. Vollkommen still. Cingles Herz klopfte, als wollte es aus der Brust springen.

    Was sollte sie machen?
    »Miss, ich muss Sie jetzt wirklich bitten …«
    Die Fahrstuhltür öffnete sich. Sie sprang hinein. Der Nachtportier streckte die Hand aus und hielt die Tür auf. Cingle hatte ihre Pistole im Schulterholster. Zum ersten Mal zog sie sie im Dienst.
    »Lassen Sie die Tür los«, sagte sie.
    Er gehorchte und zog die Hand weg, als hätte sie nichts mit ihm zu tun.
    »Rufen Sie die Polizei«, sagte sie. »Sagen Sie, Sie haben einen Notfall in der vierten Etage.«
    Die Tür glitt zu. Sie drückte den Knopf mit der Vier. Womöglich gefiel es Matt nicht, dass sie die Polizei mit hineinzog, aber jetzt traf sie die Entscheidungen. Der Fahrstuhl stöhnte und fuhr los. Es kam ihr vor, als sackte er nach jedem Meter aufwärts wieder einen halben nach unten.
    Cingle hielt die Pistole in der rechten Hand. Mit dem Zeigefinger drückte sie immer wieder auf den Knopf mit der Vier. Das nützte natürlich nichts. Als könnte der Fahrstuhl ihre Eile spüren und schneller fahren.
    Sie hatte das Handy noch in der linken Hand. Schnell drückte sie die Wahlwiederholung.
    Es klingelte nicht. Sie bekam direkt die Mailbox: »Ich bin im Moment nicht erreichbar …«
    Cingle stieß einen Fluch aus und beendete das Telefonat. Sie stellte sich genau vor die Mitte der Fahrstuhltür, so dass sie sich direkt durch den Spalt schieben und so schnell wie möglich aussteigen konnte. Der Fahrstuhl summte bei jeder Etage kurz – ein Signal für Blinde – und hielt im vierten Stock mit einem Ping an.
    Sie beugte sich vor wie ein Läufer in der Startposition. Als die Tür sich langsam öffnete, drückte Cingle sie mit beiden Händen auseinander und quetschte sich durch den Spalt.

    Jetzt stand sie im Flur.
    Cingle hörte Schritte, sah aber nicht, woher sie kamen. Offenbar lief jemand weg.
    »Halt!«
    Der Flüchtende hielt nicht an. Sie auch nicht. Sie rannte den Flur entlang.
    Wie lange war es her, seit sie Kontakt zu Matt gehabt hatte?
    Am Ende des Flurs fiel eine schwere Tür ins Schloss. Wahrscheinlich die Feuertür zum Treppenhaus.
    Im Laufen zählte Cingle die Zimmernummern. Als sie bei Zimmer 511 ankam, sah sie, dass die Tür zu Nummer 515 – zwei Zimmer vor ihr – weit offen stand.
    Sie überlegte, was sie tun sollte – dem Flüchtenden ins Treppenhaus folgen oder in Zimmer 515 nachsehen –, entschied sich aber sofort.
    Mit der Pistole in der Hand lief Cingle ins Zimmer.
    Matt lag flach auf dem Boden. Seine Augen waren geschlossen. Er bewegte sich nicht. Aber das war nicht das wirklich Schockierende.
    Das wirklich Schockierende war, wer bei ihm war.
    Fast hätte Cingle die Pistole fallen lassen.
    Einen Moment lang stand sie nur da und starrte die beiden ungläubig an. Dann trat sie ganz ins Zimmer. Matt rührte sich immer noch nicht. An seinem Hinterkopf bildete sich eine Blutlache.
    Cingle starrte weiter die andere Person im Zimmer an.
    Die Person, die neben Matt kniete.
    Ihr Gesicht war tränenüberströmt. Ihre Augen gerötet.
    Cingle hatte die Frau sofort erkannt.
    »Olivia.«

30
    Loren Muse nahm die Ausfahrt zur Frontage Road von der Route 78 und bog in den Parkplatz des Howard Johnson ein. Vor dem Eingang parkte ein Wagen in zweiter Reihe.
    Sie trat auf die Bremse.
    Der Wagen, ein Lexus, hatte noch vor rund zwei Stunden auf dem MVD-Parkplatz gestanden.
    Das konnte kein Zufall sein.
    Sie hielt vor der Eingangstür und befestigte die Pistole am Gürtel. Der Dienstausweis hing da schon. Die Handschellen baumelten am Rücken. Sie hastete zum Wagen. Keiner drin. Der Zündschlüssel steckte. Die Tür war nicht abgeschlossen.
    Loren öffnete die Fahrertür.
    War das eine legale Durchsuchung? Schon möglich. Der Zündschlüssel war von außen deutlich zu sehen. Der Wagen war nicht abgeschlossen. Sie sicherte den Wagen nur gegen einen Diebstahl. Das war bestimmt irgendwie legal.
    Sie zog die Ärmel über die Hände und improvisierte so ein Paar Handschuhe, damit sie keine Fingerabdrücke hinterließ. Sie klappte das Handschuhfach auf und sah sich die Papiere an. Das dauerte nicht lange. Es war ein Firmenwagen von MVD. Die Werkstattrechnung von Midas Mufflers verriet ihr aber, dass eine Cingle Shaker ihn dort zur Reparatur gebracht hatte.
    Loren kannte den Namen. Die Männer bei der Staatsanwaltschaft sprachen mit etwas zu großer

Weitere Kostenlose Bücher