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Kein Friede den Toten

Kein Friede den Toten

Titel: Kein Friede den Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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das Mädel in die Knie ging, dann das Gesicht des Typen, das Mädel geht in die Knie …
    Es war zum Verrücktwerden.
    Talley wollte schon an der Rezeption anrufen und denen mal so richtig die Meinung geigen. Das waren hier schließlich die USA, verdammt noch mal. Ein Mann hatte das Recht, sich in der Privatsphäre seines Hotelzimmers Pornos anzusehen. Nicht diesen weichgespülten Soft-Scheiß. Echten Porno. Hardcore. Das Zeug hier, diesen Soft-Porno, konnten sie von ihm aus auf dem Disney-Channel zeigen.
    In diesem Moment klingelte das Telefon. Talley sah auf die Uhr.
    Wurde auch langsam Zeit. Er wartete schon seit Stunden auf den Rückruf.
    Talley nahm den Hörer ab und hielt ihn ans Ohr. Im Fernseher stöhnte das Mädel jetzt schon bald zehn Minuten auf die gleiche Art. Der Scheiß wurde echt langweilig.
    »Ja?«
    Klick. Freizeichen.
    Da hatte jemand aufgelegt. Talley sah den Hörer an, als könne der ihm eine Antwort geben. Aber der Hörer schwieg. Er legte den Hörer auf die Gabel und richtete sich auf. Er wartete darauf, dass das Telefon noch einmal klingelte. Nach fünf Minuten fing er an, sich Sorgen zu machen.

    Was war hier los?
    Hier lief aber auch gar nichts wie geplant. Er war vor – was? – drei Tagen von Reno hergeflogen. Schwer, sich das genau zu merken. Seine gestrige Aufgabe war klar und eindeutig gewesen: einem Typen namens Matt Hunter folgen. Ihn beschatten.
    Warum?
    Er hatte keine Ahnung. Sie hatten ihm gesagt, wo er anfangen sollte – vor dieser großen Anwaltskanzlei in Newark –, und dann sollte er Hunter folgen.
    Aber der Typ, dieser Matt Hunter, hatte ihn praktisch sofort gesehen.
    Wieso?
    Hunter war ein reiner Amateur. Aber irgendwas war da total danebengegangen. Hunter hatte ihn sofort entdeckt. Und was noch schlimmer war – viel schlimmer –, als Talley ihn vor ein paar Stunden angerufen hatte, hatte Hunter gewusst, wer er war.
    Er hatte ihn mit seinem vollen Namen angesprochen, verdammte Scheiße.
    Talley war verwirrt.
    Und er konnte mit Verwirrung nicht gut umgehen. Er hatte versucht, ein paar Leute anzurufen, weil er herausfinden wollte, was da los war, hatte aber niemanden erreicht.
    Das verwirrte ihn noch mehr.
    Talley konnte nur wenige Dinge wirklich gut. Er kannte viele Stripperinnen und wusste, wie man mit ihnen umging. Und er konnte Leuten Schmerzen zufügen. Das war’s dann eigentlich auch schon. Und wenn man mal darüber nachdachte, ergänzten sich die beiden Fähigkeiten perfekt. Um einen ordentlichen Striptease-Laden am Laufen zu halten, muss man wissen, wie man den Leuten wehtut.
    Wenn es also verwirrend wurde – so wie jetzt –, versuchte er es
immer mit der gleichen Lösungsstrategie: Gewalt. Er tat jemandem weh. Und zwar heftig. Dreimal hatte er schon wegen Körperverletzung im Knast gesessen. Er hatte aber mindestens fünfzig Leute zusammengeschlagen. Zwei davon waren gestorben.
    Am liebsten benutzte er Elektroschocker und Schlagringe. Talley griff in die Tasche. Zuerst zog er seinen brandneuen Elektroschocker heraus. Er nannte sich Handy-Schocker. Wie der Name schon sagte, sah er genauso aus wie ein Handy. Er hatte ihn im Internet bestellt und 96 Dollar dafür bezahlt. Man konnte ihn überall mit hinnehmen. Man konnte ihn jederzeit parat halten und ans Ohr legen, als würde man telefonieren, und dann drückte man einen Knopf und die »Antenne« oben jagte dem Gegner 180 000 Volt durch den Körper.
    Dann holte er den Schlagring heraus. Talley bevorzugte die neueren Modelle mit der größeren Auflagefläche. Da war nicht nur die Schlagfläche größer, sie verteilten den Druck auch besser auf die Hand, wenn man mal so richtig zuschlug.
    Talley legte den Elektroschocker und den Schlagring auf den Nachttisch. Dann konzentrierte er sich wieder auf den Film und hoffte weiter, dass der Porno besser werden würde. Gelegentlich warf er einen kurzen Blick auf seine Waffen. Auch die versetzten ihn in Erregung, keine Frage.
    Er überlegte, was er als Nächstes tun sollte.
    Zwanzig Minuten später klopfte es an seine Zimmertür. Er sah auf den Wecker. Es war fast ein Uhr morgens. Leise glitt er vom Bett.
    Wieder klopfte es. Dieses Mal heftiger.
    Er schlich zur Tür.
    »Talley? Sind Sie da drin? Ich muss mit Ihnen reden.«
    Er sah durch den Spion. Was zum …?
    Es war Matt Hunter.
    Er geriet in Panik. Wie zum Teufel hatte Matt Hunter ihn hier gefunden?

    »Bitte machen Sie auf, Talley. Ich will nur mit Ihnen reden, sonst nichts.«
    Talley überlegte nicht. Er

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