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Kein Friede den Toten

Kein Friede den Toten

Titel: Kein Friede den Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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der Pistole bedroht hat?«
    »Ja.«
    »Und die andere?«
    Ernie sah nach links. Dann sah er nach rechts. Dann beugte er sich vor und flüsterte. »Ich glaub, das war die Frau von dem Typen.«
    »Von dem Typen, der zusammengeschlagen worden ist?«
    »Mhm.«

    »Wie kommen Sie darauf?«
    Er flüsterte weiter. »Weil sie mit ihm mitgefahren ist. Im Krankenwagen.«
    »Und warum flüstern Sie?«
    »Na ja, ich versuche halt, wie man so sagt, diskret zu sein.«
    Loren fing auch an zu flüstern. »Warum, Ernie? Warum sind wir, wie man so sagt, diskret?«
    »Weil die andere Frau – die Ehefrau, meine ich – hier schon seit vorgestern gewohnt hat. Und ihr Mann nicht.« Er beugte sich noch weiter über den Tresen. Loren bekam einen Hauch von, wie man so sagt, Mundgeruch ab. »Plötzlich kommt der Ehemann hier rein, es gibt einen Kampf …« Er richtete sich auf und zog die Augenbrauen hoch, als wären die Folgerungen offensichtlich.
    »Und was ist mit der Amazone passiert?«
    »Mit der, die mich mit der Pistole bedroht hat?«
    »Ja, Ernie«, sagte Loren und versuchte, ihre wachsende Ungeduld im Zaum zu halten. »Mit der, die Sie mit der Pistole bedroht hat.«
    »Die Cops haben sie festgenommen. In Handschellen abgeführt.«
    »Die Frau, von der Sie glauben, dass sie die Ehefrau sein könnte, die hier schon seit zwei Tagen wohnt. Kennen Sie ihren Namen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, tut mir Leid. Den hab ich nie gehört.«
    »Hat sie sich angemeldet?«
    Ernies Augen leuchteten auf. »Klar. Klar hat sie das. Wir ziehen auch immer die Kreditkarte durch und so.«
    »Prima.« Loren rieb sich mit Daumen und Zeigefinger die Nasenwurzel. »Dann – ich denk einfach mal laut nach, Ernie –, dann könnten Sie doch mal nachgucken, wie sie heißt?«
    »Ja, klar doch, das kann ich machen. Wollen wir doch mal sehen.
« Er ging zum Computer und fing an zu tippen. »Ich glaube, sie war in Zimmer 522. … Ja, da haben wir sie.«
    Er drehte den Monitor um, so dass Loren ihn sah.
    Die Bewohnerin von Zimmer 522 hieß Olivia Hunter. Loren starrte den Monitor noch einen Moment lang an.
    Ernie deutete auf die Buchstaben. »Da steht Olivia Hunter.«
    »Das seh ich. In welches Krankenhaus sind sie gefahren?«
    »Ich glaube, sie haben was vom Beth Israel gesagt.«
    Loren gab Ernie die Karte mit ihrer Handynummer. »Wenn Ihnen noch was einfällt, rufen Sie mich an.«
    »Klar, mach ich.«
    Loren machte sich schnell auf den Weg zum Krankenhaus.

31
    Matt Hunter wachte auf.
    Er sah Olivias Gesicht.
    Es war keine Halluzination, so viel war klar. Matt befand sich nicht in einem Zustand, in dem man sich fragte, ob man träumte. Olivias Gesicht war leichenblass. Ihre Augen waren gerötet. Er sah die Angst darin, und das Einzige, was Matt denken konnte – er wollte keine Antworten oder Erklärungen –, das Einzige, was er denken konnte, war: Was kann ich tun, damit es ihr besser geht?
    Das Licht war grell. Eine Art weiße Duschhaube umrahmte Olivias – trotz allem hübsches – Gesicht. Er versuchte, ihr zuzulächeln. Sein Schädel pulsierte wie ein Daumen, auf den man sich mit dem Hammer geschlagen hatte.
    Sie beobachtete ihn. Er sah, wie sich Tränen in ihren Augen sammelten. »Es tut mir Leid«, flüsterte sie.
    »Mir geht’s gut«, sagte er.

    Er fühlte sich ein bisschen beschwipst. Schmerzmittel, dachte er. Morphium oder so etwas. Seine Rippen taten weh, aber es war ein dumpfer Schmerz. Er erinnerte sich an den Mann im Hotelzimmer, Talley, den Mann mit den blauschwarzen Haaren. Er erinnerte sich daran, wie es sich angefühlt hatte, gelähmt zu sein, wie er auf den Boden gefallen war, an den Schlagring.
    »Wo sind wir?«, fragte er.
    »Notaufnahme. Im Beth Israel.«
    Er bekam ein Lächeln heraus. »Hier bin ich geboren worden.« Ja, er hatte definitiv irgendwas bekommen – Muskelrelaxans, Schmerzmittel, irgendwas. »Was ist mit Talley?«, fragte er.
    »Er ist geflohen.«
    »Warst du bei ihm im Zimmer?«
    »Nein. Ein paar Zimmer weiter im gleichen Stockwerk.«
    Er schloss kurz die Augen. Das passte nicht – ein paar Zimmer weiter im gleichen Stockwerk? –, also versuchte er, einen klaren Gedanken zu fassen.
    »Matt?«
    Er blinzelte ein paar Mal und sah sie wieder an. »Du warst im gleichen Stockwerk?«
    »Ja. Ich hab gesehen, wie du in sein Zimmer gegangen bist, da bin ich dir gefolgt.«
    »Du hast in dem Hotel gewohnt?«
    Bevor sie antworten konnte, wurde der Vorhang geöffnet. »Ah«, sagte der Arzt. Er hatte einen Akzent –

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