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Kein ganzes Leben lang (German Edition)

Kein ganzes Leben lang (German Edition)

Titel: Kein ganzes Leben lang (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Benke
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hatte sie sich das nicht vorgestellt. Es hätte leicht sein sollen wie der Wind.
     
    „Sag mal, tickst du noch sauber?“ Lucrezia stürzte wie eine Furie in Christianos Büro.
    Christiano blickte erschrocken auf.
    „Kannst du nicht anklo...“
    „Kannst du mir nicht sagen, dass Anna alles herausgefunden hat? Muss ich das von ihr erfahren?“
    Lucrezia baute sich drohend vor ihm auf. Ihre Wangen waren rot, und ihre Augen blitzten.
    „Schließ die Tür. Es muss ja nicht gleich jeder erfahren.“ Christiano war müde. Er wollte nur seine Ruhe haben, sah aber keinen Weg, dieses Gespräch zu umgehen.
    Lucrezia setzte sich in den Stuhl, der vor seinem Schreibtisch stand.
    „Ich hätte es dir ja noch gesagt.“
    „Ach ja, und wann?“
    „Ich hatte bisher eben keine Gelegenheit.“
    „Wie bitte?“ Lucrezia beugte sich vor und stützte sich mit den Ellbogen auf seinem Schreibtisch ab. „Keine Gelegenheit? Gestern, vorgestern ...“
    „Herrgott, es ist alles so kompliziert. Du bist mit Anna befreundet. Die Situation ist schon so verfahren.“ Christiano massierte sich die Schläfen.
    „Sie hat dich vor die Tür gesetzt. Geschieht dir recht.“ Lucrezia lachte.
    „Du findest das witzig? Ist ja auch nicht anders zu erwarten.“
    „Was meinst du damit?“, fragte Lucrezia scharf.
    „Dir bedeuten Beziehungen nichts, außer sie sind auf das Bett konzentriert.“
    „Das stimmt nicht.“ Lucrezia war aufgestanden. Wütend funkelte sie Christiano an. „Mir bedeutet die Freundschaft zu Anna zum Beispiel viel.“
    Christiano lachte auf. „Ja, so viel, dass du gleich mit ihrem Mann ins Bett gehst.“
    „Das hat dir bisher sehr gefallen.“
    „Bisher ja, jetzt wird es kompliziert.“
    Seine Worte versetzten Lucrezia einen Stich.
    „Was bist du auch so doof, das Foto mit dir herumzutragen.“
    „Warum hast du mir das Foto überhaupt gegeben?“, schoss Christiano zurück.
    „Diese Diskussion führt zu nichts.“ Lucrezia ging zur Tür.
    „Ja, geh nur, du läufst ja immer weg, wenn es schwierig wird“, rief Christiano ihr hinterher. Dieses Mal irgendwie nicht, dachte Lucrezia und schloss die Tür hinter sich.

3. Kapitel
    Am nächsten Morgen döste Anna in dem Liegestuhl auf der Dachterrasse. Die Sonne war noch angenehm.
    Laura schlummerte in dem Kinderwagen im Schatten einer Magnolie, die in voller Blüte stand. Sie hörte, wie die Terrassentür aufging. Kurz darauf spürte sie Helenes Hände auf ihren Schultern, die sie massierten. Sie drehte sich um und hielt ihr die Wange hin. Helene gab ihr einen Kuss und setzte sich neben sie. Sie trug ein kanariengelbes Kleid und einen passenden Hut. Anna riss die Augen ungläubig auf.
    „Wie siehst du denn aus?“, entfuhr es ihr. Manchmal überraschte Helene sie noch.
    „Chic, nicht? Wie findest du die Nagellackfarbe?“ Sie streckte Anna knallrote Fingernägel entgegen.
    Anna atmete hörbar aus.
    „Als Heiner noch lebte, hast du eher dem Bild einer Großmutter entsprochen“, bemerkte Anna trocken.
    „Das war wohl auch der Grund, warum er mich immer wieder betrogen hat“, erwiderte Helene.
    Anna richtete sich erstaunt auf: „Du suchst den Grund bei dir?“
    Helene schnupperte an dem Jasmin, der zwischen dem Efeu blühte, der sich an der Hauswand hochrankte. Ohne Anna anzusehen, erwiderte sie leise: „Schuld trifft immer beide. Vielleicht den einen mehr als den anderen, aber letztlich immer beide.“ Dann sah sie sie an. In ihren Augen war Schmerz.
    „Du bereust, ihn umgebracht zu haben?“
    „Nein, es war der einzige Weg, den Rest meines Lebens wenigstens genießen zu können. Ich bereue, dass ich mich nicht zu einem früheren Zeitpunkt gewehrt habe.“
    „Hat Adele eigentlich nie Verdacht geschöpft?“ Anna kam das Weihnachtsfest nach Heiners Tod in den Sinn. Wie jedes Jahr hatten sie alle gemeinsam gefeiert. Sie sah den großen strahlenden Christbaum, Helene, die mit roten Wangen den dampfenden Braten aus der Küche brachte, und Adele, die in einem viel zu eleganten Abendkleid mit einem Glas Champagner auf der Couch saß und zu alten Platten lauthals mitsang. Von Trauer keine Spur. Verdächtig war ihr das nicht vorgekommen. Worum hätten sie schon trauern sollen?
    „Ach was. Dazu war sie zu egozentrisch. Nachdem Heiner ein Pflegefall geworden war, durfte ich mich wieder um ihn kümmern. Sie hatte das Interesse verloren.“
    „Hast du sie je zur Rede gestellt?“
    „Das hätte nichts gebracht. Adele war im Grunde ein Kind. Verantwortung für ihr Handeln zu

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