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Kein Job fuer schwache Nerven

Kein Job fuer schwache Nerven

Titel: Kein Job fuer schwache Nerven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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über dem Gemüse ausgehustet, aber Blut spritzt eben unglaublich weit und unglaublich fein, wenn es tropft. Das wussten wir ja nicht erst seit dem Fall mit dem Balkon im sechsten Stock. **
    ** Siehe in meinem ersten Buch Was vom Tode übrig bleibt
    Wir warteten zunächst auf die Kollegen vom Bestattungsamt, es erhöht ja nur unnötig die Reinigungskosten für den Auftraggeber, wenn man vorher anfängt zu putzen. Nachdem die Bestatter eingetroffen waren, halfen wir ihnen, den Toten in den Sarg zu betten. Acht Hände tun sich leichter als vier, und wer einmal einen bewusstlosen Körper hochgehoben hat, kennt den Unterschied. Der Mann war nicht übergewichtig, er war nicht ungewöhnlich groß, er wog vielleicht 70 oder 80 Kilo, aber bei einem Körper ohne jede Muskelspannung kommt einem das jedes Mal vor wie das Doppelte. Und dann machten wir uns ans Putzen.
    Die Blutlache war noch das Einfachste: Wir nahmen zuerst die wackelpuddingartigen Lungenreste mit einer Kehrichtschaufel auf und sammelten sie in einem Müllbeutel, den wir wiederum in einen weiteren Müllbeutel steckten – sicher ist sicher. Dann holten wir unser Sprühextraktionsgerät, das die Blutlache wegschlürfte wie nichts. Der nächste Schritt war auch noch relativ überschaubar. Die Marktleiterin, zweifellos unter Schock, fragte mich, ob man denn das Gemüse nicht retten könnte. Ich versicherte ihr, dass es vermutlich auf der ganzen Welt, mit Sicherheit aber in Deutschland, keine lebensmittelrechtliche Regelung gäbe, nach der man blutbehustete Zwiebeln wieder in den Verkauf bringen könnte. Sie nickte, als ginge ihr im selben Moment auf, dass die Frage ziemlich merkwürdig gewesen war. Die Konsequenz war allerdings schweißtreibend.
    Es gibt ja diese gehobenen Supermärkte, wo alles Gemüse und Obst auf marktstandartige Präsentierregale geladen wird, und wo eine Paprikaschote dann plötzlich » Feinkost« ist. Und es gibt diese Supermärkte, in denen die Kartoffeln auf Euro-Paletten in brusthohen Kartons in den Verkaufsraum gebracht werden, und in diesen Kartonwürfeln mit 1,50 Metern Seitenlänge sind dann die Kartoffelsäcke oder Zwiebelbeutel drin. Eine ungeschriebene Regel besagt: Wenn du in einem Supermarkt einen Leichenfundort reinigen musst, dann garantiert in einem Kartonwürfel-Supermarkt. Und natürlich passiert das nicht an dem Tag, an dem unten im Kartonwürfel gerade noch die letzten drei Beutel drin sind, sondern an dem Tag, an dem die Marktleiterin morgens einen neuen, randvollen Karton geöffnet hat. Ich weiß nicht mehr genau, wie viel Kartoffeln in einen Würfel mit 1,50 Metern Seitenlänge passen, aber ich habe an diesem Tag garantiert drei bis vier Zentner Kartoffeln verpackt. Denn, auch das ist klar, das Ganze muss ja sicher verpackt werden, und darum kann man nicht einfach den ganzen Würfel mit dem Gabelstapler rauskarren und entsorgen – leider!
    Und dann dasselbe noch mal mit dem selbstverständlich ebenfalls frisch geöffneten Zwiebelkarton und der neuesten Bananenlieferung. Aber all das war wenigstens halbwegs handlich, auch das Entsorgen der Euro-Palette drunter, die leicht blutbespritzt war. Was wirklich nervte war, war die anschließende Wischdesinfektion.
    » Wischdesinfektion « bedeutet das, was es besagt: Man wischt mit einem Lappen und einer Desinfektionslösung. Und in einer Großküche oder einem Seniorenheim, also an Orten, die von Haus aus möglichst wischgünstig gebaut sind, ist das noch ganz praktikabel. Anders sieht das bei einem Einkaufswagen aus. Einen Grill zu reinigen, ist zwar ärgerlich, aber Einkaufswagen zu reinigen, ist wirklich absolut nervtötend: Stange, Stange, Stange, Querstange, Stange, Stange, Stange. Und in den seltensten Fällen kann man richtig längs durchziehen, weil so ein Wagen natürlich aus Stabilitätsgründen immer schön querverschweißt ist. Man muss andererseits aber auch zugeben: Ein Einkaufswagen ist immer noch Gold verglichen mit acht Metern Sonderangebotsregal. Da hatte der Herr nämlich auch noch kurz hingehustet. Und im Gegensatz zu dem Einkaufswagen waren diese Regale nicht leer.
    Die Kartons mit Katzenkratzbäumen gingen noch recht schnell. Die einzelnen Abteile zogen sich wie Kaugummi. Eine Abteilung Büroartikel, zwei Dutzend Klebebandabroller, Lineale. Die Krönung waren rund 50 Paar Kinderschuhe, Imitate dieser Crocs-Plastikpantoffeln, in Handarbeit einzeln wischdesinfiziert, innen und außen. Seither kann ich kaum noch in einen Supermarkt gehen, ohne die

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