Kein Kerl zum Verlieben
einer Firma nicht in der Adressdatenbank finden, obwohl ich sie eingegeben habe. Können Sie mir bitte helfen?“, sagte sie höflich.
Sith schaute sie einen Augenblick mit undurchdringlichem Blick an und hob bedauernd die Schultern und wies auf seinen Schreibtisch, auf dem Papiere und Aktenordner lagen. „Tut mir leid, wenn Sie mit Ihrer Arbeit nicht klarkommen. Ich denke, wir sind alles durchgegangen und ich habe Ihnen alles erklärt. Ich würde Ihnen gern helfen, wirklich sehr gern“, dabei lächelte er schmalzig, „aber wie sagt man so schön in Deutschland? Mir sitzt die Arbeit im Nacken. Versuchen Sie zu finden, was Sie suchen und wenn Sie keinen Erfolg haben, werde ich versuchen, in den nächsten Tagen einmal in Ihr Büro zu kommen. Dann schauen wir gemeinsam im Computer nach. Ist das ein Angebot?" Dabei grinste er wie der weiße Hai beim Anblick einer zarten jungen Robbe.
Ricarda bemühte sich, ein Lächeln auf ihr Gesicht zu bekommen und dachte: ‚Na warte, Freundchen, jeder braucht mal Hilfe, auch du!‘
Laut sagte sie: „Vielen Dank und entschuldigen Sie die Unterbrechung. Schönen Tag noch.“
Sie ging zurück in ihr Büro und setzte sich an den Computer. Im Internet suchte sie die Firma und bekam den Firmensitz heraus. Die angegebene Adresse schrieb sie auf den Briefumschlag und brachte ihn persönlich in die Postabteilung. Dann ergänzte sie die Adressdatenbank um den Eintrag und erledigte weiteren Schreibkram. Zum Feierabend reichte es ihr für diesen Tag, sie hatte Kopfschmerzen und fühlte sich isoliert und allein in der Firma. Sie wollte nur noch Essen, Duschen und ins Bett. Die ganze Welt sollte sie in Ruhe lassen.
Kaum hatte sie geduscht, das Handtuch noch um den Kopf gewickelt, klingelte es. Zuerst erschrak Ricarda und konnte das Geräusch nicht zuordnen. Bisher hatte noch nie jemand bei ihr geklingelt. Wer wollte denn heute noch etwas von ihr? Vorsichtig spähte sie durch den Türspion. Oliver stand davor. Hatte sie an diesem Tag noch nicht genug Ärger und Stress gehabt? Sie holte tief Luft und öffnete die Tür.
„Ja?“
„Hallo“, sagte Oliver und schaute sie beinahe schüchtern an. „Ich wollte mich für mein Verhalten entschuldigen.“
„Aha? Na, okay, ist vergessen. War’s das?“
„Und ich wollte dich ...“
Ricardas schlechtes Gewissen meldete sich. „Willst du nicht hereinkommen? Auf einen Kaffee?“
„Nein, lass mal, du bist müde von der Arbeit und willst deine Ruhe haben. Ich wollte dich nur fragen, äh einladen für Sonntag Nachmittag. Mein Werbespot läuft im Kino vor dem Film und vielleicht hast du Lust, ihn mit mir anzusehen? Ich lade dich auch ein, als Entschädigung.“
„Oh, ja, warum nicht? Gerne.“
„Super! Dann bis Sonntag halb zwei, ich hol dich ab?“
„Ja.“
„Schönen Abend noch.“
„Dir auch.“ Nachdenklich schloss Ricarda die Tür. Was war das? Ein Versöhnungsangebot? ‚Ich sehe also müde aus und so, als brauchte ich Ruhe‘, dachte sie. ‚Oder ist er Hellseher?‘
8
Die nächsten Tage vergingen als Einheitsbrei mit Arbeiten, Essen, Schlafen. Sith sah sie einige Male von fern, sie nickten sich grüßend zu, doch zu einem Gespräch kam es nicht. Er fragte nicht, ob sie ihr Problem gelöst hatte und kam nicht bei ihr vorbei. Das änderte sich erst am Freitag. Weit nach Mittag erschien er mit einer Blechbox in ihrem Büro, stellte die Box ab und verzog das Gesicht. Er müsse dringend auf Toilette, sagte er. Als er wiederkam, holte er zwei Listen aus der Box, die er auf dem Schreibtisch hatte stehen lassen und erklärte Ricarda, dass es sich um die Geburtstagskasse handele, die er verwalte. Sie möchte sich bitte in die Liste eintragen, wenn sie Geld hinzugeben wolle und ihren Geburtstag in die andere Liste eintragen. Dann verschwand er, ohne ein weiteres Wort mit ihr gewechselt zu haben.
Ihr Chef behandelte sie normal, allerdings kühl und distanziert. Das fand Ricarda schade, sie hoffte, dass sich ihr Verhältnis im Laufe der Zeit wieder besserte. Gabi und Andrea mieden sie weiter, dafür freundete sie sich mit Naree an. Die junge Thailänderin war wie sie solo, sie hatte noch keinen Mann gefunden. Wegen des Jobs war sie nach Bangkok gekommen und lebte allein hier, da ihr Familie in Sisaket, 500 Kilometer nordöstlich von der Hauptstadt entfernt, wohnte. Mit Naree verbrachte Ricarda die Mittagspausen und lernte einzelne Wörter und die Zahlen auf Thai. Sie hatten viel Spass dabei. Naree störten die Blicke der
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