Kein Kerl zum Verlieben
Pracht. Sein Haar lag anschließend in perfekter, glänzender Welle am Kopf. Frauen drehten sich nach ihm um, lachten ihn an und er lächelte zurück. Eine Sprecherin sagte in Englisch mit thailändischen Untertiteln: „Auch Männer sollten für einen perfekten Sitz ihres Haares sorgen. Mit Fan ist das kein Problem mehr. Mit Fan wird die Frisur zum Traum.“
„Fan heißt auf Thai Traum“, flüsterte Oliver.
„Das war ein schöner Spot. Hat mir gut gefallen. Du siehst echt aus wie ein Model, ich meine ... das passt zu dir. Also, nicht, dass du denkst ...“ Sie hatte sich völlig verhaspelt.
„Was soll ich denn denken?“
„Pssst, der Film fängt an.“
Schweigend schauten sie sich den Anfang des Filmes an. Oliver legte seine Hand auf Ricardas und sie zog ihre nicht weg. „Typische amerikanische Liebesschnulze, völlig überzogen. Oder gefällt dir der Film?“, fragte er nach zehn Minuten.
Ricarda gefiel er nicht, außerdem verstand sie kaum etwas und die thailändischen Schriftzeichen als Untertitel lenkten sie ab. „Du hast recht. Nein, er gefällt mir nicht. Aber können wir denn einfach so gehen?“
„Na klar, komm!“
„Was machen wir jetzt?“, fragte sie.
„Na, es geht weiter mit Kultur, der Nachmittag ist noch jung. Lass dich überraschen. Wir nehmen ein Taxi und fahren die Straße hier ein paar Kilometer weiter. Es ist übrigens immer noch die Sukhumvit und bleibt es auch. Es ist die längste Straße Bangkoks und eine der bekanntesten. Komm!“
Er zog Ricarda zur Straße, wo er die Hand hob. Gleich hielt eins der vielen Taxis an und sie stiegen ein.
„Erawan Museum, Samut Prakan“, sagte Oliver zum Fahrer.
„Außerhalb von Bangkok? So weit entfernt?“, fragte Ricky leiser zurück.
„Es liegt gleich hinter der Stadtgrenze, im Südosten. Von hier sind es vielleicht sechs oder acht Kilometer.“
Sie kamen an der Endhaltestelle des Skytrains vorbei. „Hier ist Bearing, der Endbahnhof“, sagte Oliver. „Aber es wird in den nächsten Jahren weitergehen, ein Stück weiter wird bereits an der Verlängerung der Strecke gebaut.“
Drei Minuten später zeigte er nach rechts. „Das Center Imperial World, hier ist Samrong, gleich fahren wir über einen Kanal und Bangkok ist zuende. Dann müssten wir bald das Museum sehen.“
Ricarda war gespannt. Die Stadtrundfahrt gefiel ihr, sie sollte sich viel öfter durch Bangkok bewegen. Es war jetzt ihre neue Heimat, die sie genauer kennenlernen wollte. Die Stadt, die teilweise einem brodelndem Hexenkessel glich, faszinierte und interessierte sie. An ihren nächsten freien Tagen würde sie mit der U-Bahn fahren. Die Metro Bangkoks besaß nur eine Linie, die sich aber quer durch die Stadt schlängelte.
Als sie angekommen waren und Oliver den Fahrer bezahlt hatte, stieg Ricky staunend aus. Sie sah hinter einer Mauer einen riesigen Elefanten aufragen. Irgendwie sah er seltsam aus. Dann begriff sie. Der Elefant besaß drei Köpfe. Durch ein eisernes Tor betraten sie das Gelände und Oliver zahlte den Eintritt. Jetzt konnte Ricarda sehen, wie hoch der Elefant aufragte. Er stand auf einem runden Podest, der allein schon höher als die Bäume der Umgebung war. Oliver folgte ihrem Blick. „Unten ist das Museum drin, aber man kann im Innern des Elefanten eine Treppe hochsteigen oder mit einem Fahrstuhl hochfahren und oben in der Schulter ist ein Ausguck. Die Höhe des Museums ist 44 Meter.“
„Wahnsinn!“
Er führte Ricarda zum Eingang des Sockels, sie zogen die Schuhe aus und betraten das Museum. Innen gab es reich verzierte Wände, eine breite Treppe und jede Menge Figuren aus der thailändischen Mythologie. Ricarda sah Fabelwesen mit Flügeln, Dämonen und Mischfiguren, halb Mensch, halb Tier. Sie sagte kein Wort und betrachtete alles beeindruckt. Der Boden bestand aus edlem Holz, auf Hochglanz poliert. Von oben schauten sie über die Stadt und konnten ganz in der Ferne die Hochhäuser des Zentrums erkennen.
Anschließend wandelten sie durch den umgebenden Park mit Skulpturen, Teichen und exotischen Pflanzen. Und immer wieder wanderte der Blick automatisch zu der riesigen Elefantenstatue, die über allem weit in den Himmel aufragte. Sie machten sich gegenseitig mit Gesten und prickelnden Berührungen auf Figuren aufmerksam. Zwei Elefanten badeten in einem See, an einem anderen Ort saß eine Meerjungfrau auf einem Stein am Wasser. Sie besaß neben Fischschwanz und nackten Brüsten obendrein noch Flügel. Versonnen schaute sie über den See als
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