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Kein Kind ist auch (k)eine Lösung

Kein Kind ist auch (k)eine Lösung

Titel: Kein Kind ist auch (k)eine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Wolf
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Türklinke hängt, denken alle, ich würde mich ausruhen oder schlafen. Sehr praktisch.«
    Sie zwinkerte mir zu.
    Pfiffig.
    Ich sah mich um. Nette Menschen vor schöner Kulisse, und alle gut gelaunt. Es sah wirklich ein bisschen wie ein Fotoshooting für ein schwedisches Möbelhaus aus. Eine scheinbar glückliche Familie. Niemand schrie oder quengelte.
    Sollte es so etwas tatsächlich geben?, fragte ich mich, als Micha sich zu mir setzte und seine Hand auf mein Bein legte. Es ging mir alles etwas zu schnell. Das war ein wenig zu viel Harmonie auf einem Haufen.
    Seit dem Tod meines Vaters gab es so etwas nicht mehr für mich: mit der Familie zusammen sein, unbeschwert, glücklich. Nichts war danach mehr so, wie es hätte sein sollen – wie es hier war. Und auf einmal war all das zum Greifen nah, und es war mir zu viel.
    Ich stand auf, fragte kurz nach dem WC und verschwand im Flur. Das fanden Hugo und Huberta nicht so lustig, die es sich inzwischen unter dem Tisch gemütlich gemacht hatten, um sich von den ungewohnten und in Mopskreisen vermutlich verpönten Anstrengungen im Garten zu erholen. Sie sprangen synchron auf und verfolgten mich kläffend, bis ich nach ein paar Metern stehen blieb, weil ich Angst hatte über sie zu stolpern oder gleich an Ort und Stelle angeknabbert zu werden.
    »Keine Angst. Die tun nichts«, beruhigte mich Michas Mutter, die mir und den Möpsen in den Flur gefolgt war.
    »Sieht aber gerade ganz anders aus«, erwiderte ich.
    »Selbst wenn sie wollten. Sie können gar nicht richtig zubeißen.«
    »Warum? Haben sie keine Zähne mehr?«, fragte ich und sah mitleidig zu ihnen runter.
    »Doch, aber ihre Anatomie ermöglicht es ihnen nicht, fest zuzubeißen. Außerdem würden sie es auch so nicht tun. Der Mops an sich ist ein grundgutes Wesen. Hugo! Huberta! Kommt, kommt mal eben her. Hierher zu Mama!«
    Die röchelnden Plattnasen tänzelten zurück zum Tisch.
    »Die beiden hier haben wirklich nur eines im Sinn: Das Leben genießen, und zwar in vollen Zügen. Und das ist doch ein guter Ansatz, oder?«
    Sie lächelte mich an.
    »Ja, durchaus«, stimmte ich ihr zu und war froh, ohne Begleitung weiter Richtung WC gehen zu können.
    Auf dem Weg entdeckte ich auf einer Kommode mehrere Bilderrahmen mit alten, teilweise vergilbten Fotos in Holzbilderrahmen. Es waren Bilder der Kinder, der Enkel, von Haus und Garten, aus Urlauben in Dänemark, des Restaurants, das sie jahrelang bewirtschaftet hatten.
    Über dem Kaminsims hing ein Ölgemälde. Frau Möller mit ihren Lieblingen. Hugo und Huberta. Daneben stand: »Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos! (Loriot)«
    Ich ging weiter zum WC. Genauso hatte unser Bad früher auch ausgesehen: hellrosa Fliesen, weiße Keramik, rosa Handtücher mit Blumenmuster, ein ovaler Spiegel, rechts und links weiße Kugellampen aus Milchglas. Selbst der Geruch war derselbe. Ich kam nicht drauf, was es war. Eine Seife? Ein Parfüm?
    Zurück auf der Terrasse ließ ich mir ein Stück selbst gebackene Erdbeertorte auf den Teller legen, danach Tiramisu, kleine Waffeln, die Michas Neffen gebacken hatten, etwas Obstsalat und noch eine Waffel mit etwas Kirschkompott. Alles nur, um nicht zu viel reden zu müssen.
    Kaum hatte ich den letzten Löffel in den Mund geschoben, fragte Anni mich, ob ich Rosa kurz halten könne, sie müsse mal eben etwas von oben holen.
    Ich nickte mit vollgestopften Backen. Hilfe, was das für einen Eindruck machte. Ich benahm mich, als säße ich zum ersten Mal an einer gedeckten Kaffeetafel.
    Rosa hatte in diesem Punkt etwas Ähnlichkeit mit mir. Ihre Pausbäckchen sahen aus, als hätte sie sich klammheimlich die restlichen Waffeln reingestopft. Sie lächelte mich an, griff nach meinem Zeigefinger und umklammerte ihn fest. Das Blut wich aus ihrem Finger. Aus meinem auch. Sie gurrte und gluckste, als wollte sie mir ganz dringend etwas erzählen. Ich sah zu Micha hoch, der uns beobachtete.
    »Na, alles klar bei euch?«, fragte Anni, als sie sich wieder neben mich gesetzt hatte. »Da fühlt sich ja jemand offenbar sehr wohl. Dann kann ich ja noch eben den Kuchen zu Ende essen«, meinte sie und wandte sich der Erdbeertorte auf ihrem Teller zu.
    Rosa sah mich an, als gäbe es nichts Spannenderes auf diesem Planeten als mein Gesicht oder meine Haare. Oder war es doch die Nase? Vermutlich.
    Annis Teller war schon lange leer, als sie mich fragte, ob sie mir Rosa wieder abnehmen solle.
    Ich schüttelte den Kopf. Rosa hatte gerade die Augen geschlossen, ihre

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