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Kein Kind ist auch (k)eine Lösung

Kein Kind ist auch (k)eine Lösung

Titel: Kein Kind ist auch (k)eine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Wolf
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gewünscht, dass ihr Mann sich so benahm, als hätten sie einen neuen DVD-Player in der Wohnung. Er führte das Leben weiter, welches er auch schon vor der Geburt ihres ersten Sohnes geführt hatte. Er traf seine Kumpel, ging joggen und verpasste kein Spiel des FC St. Pauli.
    Nur sie verpasste alles, was zum Leben gehörte. Und dass sie sich damit nicht abfinden wollte, hörte ich in den folgenden Wochen in regelmäßigen Abständen. Einer der wenigen Nachteile von Altbauwohnungen: Alle durften an deinem Leben teilhaben, weil die Wände einfach zu dünn waren.
    Teller gingen zu Bruch, oder Tassen, so genau konnte ich es nicht sagen. Jedenfalls klang es nach Geschirr, und da sie mir nichts von einem Polterabend erzählt hatte, war es ernst. Schließlich stand sogar ein Koffer vor der Tür, den Phillip vermutlich nicht selbst gepackt hatte. Nach einer längeren Aussprache wurde der jedoch – samt dazugehörigem Mann – wieder in die Wohnung gelassen.
    *
    Fast zeitgleich mit Hannes Tiefflug, gab es bei mir jemanden, der in die Luft ging. Micha.
    Am selben Tag noch, an dem ich Hanne im Treppenhaus getroffen hatte, hatte sich sein Rechner spontan überlegt, den Geist aufzugeben. So was kam vor. Ich gab ihm also am Abend meinen, da er dringend etwas Geschäftliches erledigen musste.
    Aber dann passierte etwas, was nicht vorkommen sollte. Micha saß keine zehn Minuten an meinem Laptop, da wurde es auf einmal sehr privat. Er hatte alte Mails von mir entdeckt, die ich unter dem Namen »TRUELOVE« in einem Ordner auf dem Desktop gespeichert hatte.
    Es waren Mails aus der Zeit weit nach dem Unaussprechlichen und weit vor Micha. Das Ganze war also Pillepalle, oder sagen wir mal: der Versuch, einen Bestseller zu schreiben. Ich fand die Mails, die ich mir mit ein paar Typen aus dem Internet geschrieben hatte, teilweise so was von amüsant, dass ich mir dachte: Wenn das meine Bauchmuskulatur trainierte, dann klappte das vielleicht auch bei anderen. Klappte leider nicht.
    Micha war ganz und gar nicht nach lachen zumute, das sah ich sofort. »Möchtest du mir was dazu sagen?«
    Ich sah auf den Bildschirm. Er beugte sich zu mir runter und las laut vor: »Deine Mails sind der Höhepunkt meiner Tage, vielleicht bist du ja auch bald der Höhepunkt meiner Nächte?«
    Ich prustete los. »Bitte? Wo steht das?«
    »Da!« Er zeigte auf eine Zeile, ganz oben.
    »Himmel, wie kitschig. Das ist ja schlimm! Komisch, die hab ich ganz anders in Erinnerung.«
    Warum war mir das denn nicht vorher aufgefallen? Damit würde ich »Gut gegen Nordwind« kaum Konkurrenz machen können.
    »Und?«
    »Was, und?«
    »Und warst du sein Höhepunkt?« Micha war leichenblass. Stand ihm nicht gut.
    »Natürlich nicht. Mein Gott, wir haben uns E-Mails geschrieben.«
    »Und die musstest du aufheben, weil es ja nichts Ernstes war. Verstehe.«
    Hallo? Was ging ihn das an? Und warum war er denn so zickig? Ich war hier doch das Mädchen.
    Ach ja, fast vergessen, da war ja noch was: Eifersucht. Ein anderer Makel wäre mir echt lieber gewesen. Dagegen war eine offene Zahnpastatube ja ein Klacks. Wortwörtlich.
    »Ist das hier ein Verhör? Ich bin mir ehrlich gesagt keiner Schuld bewusst. Ich war solo, und ja, ich habe im Internet fremden Männern geschrieben. Soll ich jetzt zur Beichte gehen? Ich habe mich gelangweilt. Das ist ja wohl kein Verbrechen, oder? Was hast du denn gemacht, bevor du mich kennengelernt hast? Würde mich auch mal interessieren! Ich gehe nicht davon aus, dass du meinetwegen ein Kloster verlassen hast.«
    Und warum las er überhaupt meine Mails?
    Waltraud, die bis zu diesem Zeitpunkt neben meinen Füßen vorm Sofa gelegen hatte, stand auf, sah uns an und verzog sich. Micha machte es ihr nach. Er ging, nicht aus der Wohnung, aus dem Wohnzimmer.
    Was war das denn jetzt bitte? Nach ein paar Minuten Schockstarre stand ich auf und ging durch den Flur, um zu sehen, wohin er sich verkrochen hatte. Aha, in die Küche.
    »Alles klar?«, fragte ich.
    Keine Reaktion.
    »Was ist denn los mit dir? Hast du dir mal das Datum der letzten Mail angeguckt? Das war lange vor deiner Zeit. Außerdem kannst du mir auch gerne vertrauen und musst nicht meine Briefe lesen. Ich vertraue dir doch auch. Ich würde überhaupt nicht auf die Idee kommen …«
    »Du hast ja auch nicht deine Verlobte mit deinem besten Freund vier Wochen vor der Hochzeit im Urlaub nachts im Pool erwischt.«
    Ups.
    Im Pool. Das war nicht schön. Aber dass ich nicht wusste, dass er schon einmal fast

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