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Kein Kind ist auch (k)eine Lösung

Kein Kind ist auch (k)eine Lösung

Titel: Kein Kind ist auch (k)eine Lösung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Wolf
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hatte. Ich hätte schwören können, dass sie vor dem Termin noch quietschvergnügt gewesen war, als wäre sie Sekunden zuvor einem Jungbrunnen entsprungen. Obwohl sie zugegebenermaßen in letzter Zeit hin und wieder etwas merkwürdig gewesen und ich deshalb mit ihr zum Arzt gegangen war. Der Grund dafür war ja nun geklärt. Jetzt musste nur noch etwas anderes geklärt werden.
    Und das würde, so wie es aussah, nicht leicht werden. Eine Unmenge altrosafarbene Rosen standen in meiner weißen kniehohen Vase auf dem Couchtisch, daneben Micha.
    »Das ist jetzt vielleicht ein bisschen klischeemäßig, aber mir fiel so schnell nichts anderes ein.« Er strahlte wie ein Honigkuchenpferd und kam auf mich zu, um mich in den Arm zu nehmen und mich zu küssen.
    »Eine Wurst hätte es auch getan«, murmelte ich, als er mich endlich wieder losließ.
    Aber er hörte mich gar nicht. »Ich kann es irgendwie noch gar nicht glauben.«
    »Ich auch nicht, aber bevor wir uns gleich um die Wette freuen, muss ich etwas richtigstellen.«
    »Ja?«
    »Waltraud ist schwanger, nicht ich.«
    Das Lächeln wich aus seinem Gesicht, von oben nach unten, bis sein Gesicht glatt war. Keine Falte, zumindest keine Lachfalte, war mehr zu sehen.
    »Aber du hast doch …«
    »Ich habe gesagt, dass Waltraud schwanger sei. Mein E mpfang war nur so schlecht, und als ich draußen war und dich noch mal angerufen habe, bist du nicht mehr rangegangen.«
    »Dein Empfang war schlecht …«, sagte er. Es klang aber, als hätte er Empfängnis sagen wollen, und er sah aus, als hätte ich ihm gerade mitgeteilt, dass ich mich in eine Frau verliebt hätte und morgen ausziehen würde.
    »Hey, ich war auch erst mal geschockt, aber das wird schon. Ich ruf mal deine Mutter an. Vielleicht kann sie ja als Geburtshelferin einspringen.«
    Für eine Frau mit zwei Möpsen, einer Horde Kindern und Enkeln, die früher ein Restaurant mit einem Haufen Angestellten und Auszubildenden geleitet hatte, und mit großem Haus und Garten musste eine Hundegeburt doch die pure Erholung sein, dachte ich mir.
    Micha dachte derweil an etwas anderes.
    »Was?«, fragte er und sah mich an, als hätte ich gerade von Deutsch in Türkisch gewechselt.
    »Deine Mutter, du erinnerst dich? Die Frau, die dich zur Welt gebracht hat. Die kann doch bestimmt helfen, oder?«
    Er sah wieder mit gesenktem Kopf auf den Boden. »Ich hab echt gedacht, wir kriegen ein Kind«, kam es schließlich aus ihm heraus.
    »Wir?«
    Das war es. Das war das Problem. Nicht dass Waltraud schwanger war, sondern dass ich es nicht war. Er wünschte sich ein Kind.
    Und ich? Ich war so eine schlechte Freundin, dass ich ihm diesen Wunsch verwehrte. Es war inzwischen nicht mehr so, dass ich den Gedanken völlig abwegig fand. Mit Sicherheit wäre ich nicht von der Köhlbrandbrücke gesprungen, wenn das heute mein Schwangerschaftstest gewesen wäre. Aber ich verspürte eben auch kein Verlangen danach schwanger zu werden.
    Sollte ich ihm zuliebe ein Kind bekommen? Ja, vielleicht sollte ich das tun. In etwas mehr als zwei Monaten war es mal wieder so weit, mit Weihnachtsbaum und Fest der Liebe. Als Weihnachtsgeschenk diesmal also kein neues Filofax, sondern ein Kind? Dann müsste ich mir keine Gedanken mehr machen, was ich ihm kaufe. Wie praktisch. Und so individuell!
    Mir kam ein fürchterlicher Gedanke.
    Würde er mich verlassen, um eine andere zu finden, die diesen Wunsch nach einem Baby mit ihm teilte? Die ihm diesen Gefallen tat?
    Ich hatte Magenschmerzen. Gastritis. Vermutlich würde gleich eine akute Verschlimmerung des Gesamtzustandes hinzukommen, so wie es aussah. Magendurchbruch, so etwas konnte schneller kommen, als der Großteil der Menschheit annahm.
    »Micha, ich …«
    »Ich weiß. Du willst kein Kind. Das hab ich schon verstanden.«
    »Das habe ich doch gar nicht gesagt …«
    Er stand auf, griff nach seinem Telefon, das auf dem Couchtisch lag, und sah mich direkt an.
    »Ich hatte mich auch schon gewundert, als du anriefst. Schön blöd von mir.« Er schüttelte den Kopf. »Wie konnte ich ernsthaft daran glauben, dass du … dass du von mir ein Kind willst.«
    »Das hat doch nichts mit dir zu tun. Ich würde es auch nicht von Prinz William wollen.«
    Stille.
    »Micha, ich habe einfach dieses Gefühl nicht. Es fehlt mir einfach. Keine Ahnung, ob so was nachwachsen kann. Es ist jedenfalls nicht da. Noch nicht. Was kann ich denn dafür?«
    »Gar nichts, Charly. Überhaupt nichts. Aber ich kann auch nichts dafür, dass dieses

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