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Kein Kinderspiel

Kein Kinderspiel

Titel: Kein Kinderspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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Roberta, »geh zurück in dein Zimmer.«
    Corwin Earle. Hatte wahrscheinlich die Familie seiner Träume gefunden.
    »Corwin bleibt schön hier«, widersprach ich und streckte den Arm aus. Corwins gesundes Auge blickte geradewegs in den Lauf der .45.
    Corwin nickte und stemmte die Hände in die Hüften.
    Alle außer mir wandten ihre volle Aufmerksamkeit wieder Bubba zu.
    »Zweitausend!« krähte er und hob das Geld in die Höhe.
    »Jetzt haben Sie Ihr Geld bekommen«, sagte Roberta Trett. Ihre Stimme zitterte wie die Pistole in ihrer Hand. »Und jetzt wickeln wir den Rest des Geschäfts ab, Mr. Miller. Her mit der Munition!«
    »Her mit der Munition!« kreischte Leon.
    Bubba sah sich nach ihm um.
    Corwin Earle trat einen Schritt zurück, und ich sagte: »Das ist hier streng verboten.«
    Er schluckte. Ich winkte ihn mit der Pistole ein Stück heran, und er gehorchte.
    Bubba kicherte. Es war ein tiefes, weiches, hämisches Lachen, bei dem sich Roberta Tretts Nacken versteifte.
    »Die Munition«, sagte Bubba und wandte sich wieder Roberta zu, wobei er zum ersten Mal die auf ihn gerichtete Pistole zu bemerken schien. »Ja, sicher.«
    Er schürzte die Lippen und blies Roberta einen Kuß zu. Sie blinzelte und wich aus, als sei er giftig.
    Bubba griff nach der Tasche seines Trenchcoats, doch dann ließ er den Arm hochschnellen.
    »Hey!« rief Leon.
    Bubba schlug Robertas Arm nach hinten. Die .38 fiel ihr aus der Hand und segelte über die Spüle auf den Küchentresen zu.
    Alle außer Bubba zogen den Kopf ein.
    Die Pistole schlug gegen die Wand über dem Tresen. Durch den Aufprall fiel der Hahn herunter, und die Waffe entlud sich.
    Die Kugel riß ein Loch in das billige Resopal hinter der Spüle, prallte ab und grub sich in die Wand neben dem Fenster, wo Leon kauerte.
    Mit einem lauten Knall fiel die .38 auf den Tresen und drehte sich, bis der Lauf auf das schmutzige Geschirrgestell zeigte.
    Bubba sah zu dem Loch in der Wand hinüber. »Cool«, sagte er.
    Alle anderen außer Leon richteten sich wieder auf. Er saß auf dem Boden und hatte eine Hand aufs Herz gelegt. Seine blassen Augen wurden ganz hart, und ich merkte, daß er gar nicht so zerbrechlich war, wie er uns durch seine Heulsusennummer, während Bubba zählte, hatte weismachen wollen. Es war nur eine Maske, eine Rolle, die er spielte, damit wir ihn einfach vergaßen. Und diese Maske fiel nun ab, als er auf dem Boden saß und mit nacktem Haß zu Bubba hochstarrte.
    Bubba stopfte sich das zweite Geldbündel in die Manteltasche. Er ging auf Roberta zu und tippte so lange mit dem Fuß vor ihr auf den Boden, bis sie den Kopf hob und ihn ansah.
    »Du hast eine Waffe auf mich angelegt, du Kampfmaschine.« Er rieb sich das Kinn und erfüllte die Küche mit dem Geräusch von Bartstoppeln, die über Haut kratzen.
    Roberta ließ die Arme hängen.
    Bubba lächelte sie freundlich an.
    Ganz vorsichtig fragte er: »Soll ich dich jetzt also umbringen?«
    Roberta schüttelte den Kopf.
    »Bestimmt nicht?«
    Roberta nickte ganz langsam.
    »Schließlich hast du eine Pistole auf mich gerichtet.«
    Roberta nickte erneut. Sie versuchte zu sprechen, doch kam nur ein Gurgeln heraus.
    »Wie bitte?« hakte Bubba nach.
    Sie schluckte. »Tut mir leid, Mr. Miller.«
    »Aha.« Bubba nickte.
    Er blinzelte mir zu. In seinen lachenden Augen tanzte wieder dieses grüne, irrsinnige Leuchten, das ich schon einmal gesehen hatte. Es bedeutete, daß alles passieren konnte. Alles.
    Hinter Bubba zog sich Leon am Küchentisch hoch.
    »Kleiner Mann«, sagte Bubba, ohne den Blick von Roberta abzuwenden, »wenn du an die Charter 22 willst, die unter dem Tisch klebt, dann blas ich dir damit die Eier weg.«
    Leon ließ die Hand vom Tischrand sinken.
    Aus Corwins Haar troff der Schweiß, er blinzelte und hielt sich am Türrahmen fest, um aufrecht stehen zu bleiben.
    Bubba kam zu mir herüber, beugte sich vor und flüsterte mir ins Ohr, ohne das Zimmer dabei aus den Augen zu lassen: »Die Schweine sind bis an die Zähne bewaffnet. Wir müssen hier irgendwie rauskommen, verstanden?«
    Ich nickte.
    Als Bubba zurück zu Roberta ging, merkte ich, daß Leon zuerst einen kurzen Blick auf den Tisch warf, dann zum Schrank und schließlich zum rostigen Geschirrspüler, dessen Tür mit Schmutz verkrustet war. Wahrscheinlich hatte die Maschine keinen einzigen Teller mehr gewaschen, seit ich in der High-School gewesen war.
    Ich entdeckte, daß Corwin Earle das gleiche tat. Anschließend sahen er und Corwin sich in die Augen,

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