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Kein Kinderspiel

Kein Kinderspiel

Titel: Kein Kinderspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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schüttelte Helene den Kopf. »Nein. Ich nicht.«
    » Wieviel haben Sie Cheese abgeknöpft, Miss McCready ?«
    »Wie bitte?« fragte Helene.
    »Cheese hat vor drei Monaten seine Bewährungsauflagen verletzt. Dafür bekommt er zehn bis zwölf Jahre aufgebrummt. « Broussard spuckte den Kaugummi über die Brüstung. »Wieviel haben Sie von ihm abgezogen, als Sie von seiner Verhaftung hörten?«
    »Nichts.« Helene starrte auf ihre nackten Füße.
    »Blödsinn.«
    Poole trat an Helene heran und nahm ihr vorsichtig die Bierdose aus der Hand. Er beugte sich über die Brüstung und neigte die Dose, so daß sich ihr Inhalt auf die Zufahrt hinter dem Haus ergoß.
    »Miss McCready«, sagte er, »was die sprichwörtlichen Spatzen in den letzten paar Monaten von den sprichwörtlichen Dächern pfeifen, ist folgendes: Cheese Olamon schickte kurz vor seiner Inhaftierung einen Beutel Stoff an ein paar Biker in ein Hotel in Nashua. Der Stoff wurde bei einer Razzia gefunden, das Geld nicht. Da die Biker, allesamt kräftige Burschen, den Inhalt dieses Beutels noch nicht angerührt hatten, spekulieren unsere gesetzesvollstreckenden Freunde aus den nördlichen Gefilden, daß der Deal wenige Minuten vor der Razzia vonstatten gegangen sein muß. Außerdem sind viele der Meinung, daß der Kurier mit dem Geld abgehauen ist. Der wiederum war, glaubt man den modernen Mythen der Großstadt, neu im Lager von Cheese Olamon.«
    »Wo ist das Geld?« fragte Broussard.
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Lust auf den Lügendetektor?«
    »Hab’ ich schon hinter mir.«
    »Diesmal mit anderen Fragen.«
    Helene drehte sich zur Brüstung und sah auf den kleinen geteerten Parkplatz und die vertrockneten Bäume dahinter.
    »Wieviel, Miss McCready?« Pooles Stimme war sanft, keine Spur von Bedrohung oder Eile war in ihr auszumachen.
    »Zweihunderttausend.«
    Eine Minute lang sprach niemand auf der Veranda.
    »Wer hatte die Knarre?« fragte Broussard schließlich.
    »Ray Likanski.«
    »Wo ist das Geld?«
    Die Muskeln in Helenes magerem Nacken versteiften sich. »Ich weiß es nicht.«
    »Lügen haben kurze Beine«, sagte Poole.
    Sie drehte sich zu uns um. »Ich weiß es nicht. Ich schwöre bei Gott.«
    »Sie schwört bei Gott.« Poole blinzelte mir zu. »Na ja, dann«, sagte Broussard, »dann müssen wir ihr wohl glauben.«
    »Miss McCready?« Poole zog die Manschetten seines Hemdes unter seinem Sakko hervor und strich sie glatt. Seine Stimme klang leicht und fast musikalisch. »Wirklich, ich…«
    »Wo ist das Geld?« Je leichter und musikalischer sein Singsang wurde, desto bedrohlicher wirkte Poole.
    »Ich weiß nicht…« Helene rieb sich mit der Hand übers Gesicht, ihr Körper sackte gegen die Brüstung. »Ich war voll breit, ja? Wir sind aus diesem Hotel gekommen, und zwei Sekunden später war der Parkplatz gerammelt voll mit Bullen aus New Hampshire. Ray hat mich in den Arm genommen, und wir sind einfach mittendurch gegangen. Amanda war am Heulen - die dachten bestimmt, wir wären eine normale Familie.«
    »Amanda hattest du dabei?« rief Beatrice ungläubig. »Helene!«
    »Ja, und?« gab sie zurück. »Hätte ich sie vielleicht im Auto lassen sollen?«
    »Dann sind Sie also losgefahren«, rekapitulierte Poole. »Sie waren stoned. Und dann?«
    »Ray ist zu einem Freund gefahren. Wir waren so ungefähr eine Stunde lang da.« »Wo war Amanda?« fragte Beatrice. Helene funkelte sie böse an. »Was weiß ich, Bea! Im Auto oder mit uns im Haus. Eins von beiden. Ich hab’ doch gesagt, daß ich voll drauf war.«
    »Hatten Sie das Geld noch dabei, als Sie das Haus verließen?« fragte Poole.
    »Glaub’ nicht.«
    Broussard schlug seinen Stenoblock auf. »Wo war das Haus?«
    »In so ‘ner Gasse.«
    Er schloß kurz die Augen. »Wo befand es sich? Geben Sie mir die Adresse, Miss McCready!«
    »Ich hab’ ihnen doch gesagt, ich war voll breit. Ich …«
    »Dann halt die verdammte Stadt’.« Broussard biß die Zähne zusammen.
    »Charlestown«, antwortete sie. Dann legte sie den Kopf schief und dachte darüber nach. »Ja, ganz bestimmt. Oder Everett.«
    »Oder Everett«, wiederholte Angie. » Das grenzt die Sache natürlich ein.«
    Ich sagte: »Charlestown ist die Stadt mit dem riesigen Denkmal, Helene.« Ich lächelte aufmunternd. »Du weißt schon. Sieht aus wie das Washington Monument, aber es steht auf dem Bunker Hill.«
    »Macht er sich über mich lustig?« fragte Helene Poole.
    »Dazu möchte ich mich nicht äußern«, erwiderte Poole. »Aber Mr.

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