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Kein Kinderspiel

Kein Kinderspiel

Titel: Kein Kinderspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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Bauschuttcontainer auf dem Bürgersteig. Die Bauarbeiter, die an dem Haus auf der anderen Straßenseite arbeiteten, waren nicht zu sehen. Ich wußte jedoch, daß sie in der Nähe sein mußten, wenn auch nur, weil ein Gerüst vor der Fassade aufgestellt war.
    Ich zog die Handbremse und stieg aus. Schon bald sah ich, warum Helene so aufgeregt war. Der eins zwanzig mal eins fünfzig große Container verdeckte die Gasse hinter ihm. Da stand ein Gran Torino aus den späten Siebzigern aufgebockt, und am Heckfenster klebte mit Saugnäpfen ein fetter oranger Kater, die Pfoten weit ausgestreckt. Er grinste wie ein Idiot durch die schmutzige Scheibe.
    Es stellte sich als unmöglich heraus, in zweiter Reihe auf der Straße zu parken, ohne sie vollständig für den Verkehr zu sperren. Deshalb brauchten wir noch mal fünf Minuten, um Parkplätze auf der Bartlett Street den Hügel hoch zu finden. Dann gingen wir zu fünft zu der kleinen Straße zurück. In der Zwischenzeit waren die Bauarbeiter zurückgekehrt und tummelten sich nun mit literweise Bier in den Kühltaschen um das Gerüst herum. Sie pfiffen Helene und Angie hinterher, als wir den Hügel herunterkamen.
    Poole grüßte einen von ihnen beim Näherkommen. Schnell blickte der Mann zur Seite.
    »Mr. Fred Griffin«, sagte Poole. »Immer noch eine Vorliebe für Amphetamine?«
    Fred Griffin schüttelte den Kopf.
    »Entschuldige dich!« befahl Poole in seinem bedrohlichen Singsang im Weitergehen.
    Fred räusperte sich. »Sorry, die Damen.«
    Helene zeigte ihm einen Vogel, und der Rest der Bauarbeiter johlte.
    Wir ließen uns ein bißchen zurückfallen. Angie stieß mich an: »Hast du auch das Gefühl, daß Poole hinter seinem breiten Grinsen ganz schön verbissen ist?«
    »Ich persönlich würde mich nicht mit ihm anlegen«, antwortete ich. »Aber ich bin ja auch ein Warmduscher.«
    »Das bleibt unser Geheimnis, Baby.« Sie tätschelte mir den Hintern, als wir in die Gasse einbogen, worauf auf der anderen Straßenseite wiederum ein Gejohle ertönte.
    Der Gran Torino war schon lange nicht mehr gefahren worden. Da hatte Helene recht gehabt. Rost und schmutzigbraune Flecken zierten die Hohlziegel unter den Reifen. Auf den Fensterscheiben hatte sich so viel Staub angesammelt, daß es ein Wunder war, daß wir Garfield überhaupt hatten erkennen können. Eine Zeitung, auf deren Titelseite von Lady Dianas Friedensmission in Bosnien berichtet wurde, lag auf dem Armaturenbrett.
    Die Gasse war mit Kopfstein gepflastert und an einigen Stellen aufgerissen oder löchrig, so daß die rosagraue Erde darunter durchschimmerte. Aus zwei Plastikmülleimern unter einem zersprungenen Gaszähler quoll der Unrat. Die Straße zwischen den beiden zweistöckigen Gebäuden rechts und links war so eng, daß ich mich wunderte, daß das Auto überhaupt hereingepaßt hatte.
    Am Ende der Gasse, ungefähr zehn Meter von der Hauptstraße entfernt, stand ein kastenförmiges Häuschen, das wahrscheinlich aus den vierziger oder fünfziger Jahren stammte, nach seiner phantasielosen Bauweise zu urteilen. Es bestand aus nur einem Geschoß. Vielleicht war es die Unterkunft eines Vorarbeiters auf der Baustelle gewesen oder eine kleine Empfangsstation. Wahrscheinlich wäre es gar nicht weiter aufgefallen, wenn es sich nicht in einer so architektonisch arrivierten Gegend befunden hätte, aber hier war es ein Schandfleck. Es führten keine Stufen zu der schiefen Tür hinauf, die sich ungefähr zwanzig Zentimeter über dem Boden befand. Die Holzschindeln waren mit schwarzer Teerpappe überzogen, als hätte jemand die Seitenwandungen mit Aluminium verkleiden wollen, es sich aber doch noch anders überlegt.
    »Wissen Sie noch, wie die Leute heißen?« fragte Poole Helene und ließ mit dem Daumen die Riemen seines Holsters aufspringen.
    »Nein.«
    »Natürlich nicht«, sagte Broussard. Sein Blick flog über die acht Fenster, die auf die Straße gingen. Die schmierigen Rolläden dahinter waren bis auf die Fensterbänke heruntergezogen. »Sie haben gesagt, es waren zwei.«
    »Ja. Ein Typ mit seiner Freundin.« Helene sah zu den anderen hohen Gebäuden empor, die ihren Schatten auf uns warfen.
    Hinter uns wurde ein Fenster aufgerissen. Wir fuhren herum.
    »Heilige Scheiße!« fluchte Helene.
    Eine Frau Ende Fünfzig steckte den Kopf aus einem Fenster im ersten Stock und schaute auf uns herunter. In der Hand hielt sie einen Holzlöffel, von dem sich ein paar Spaghetti lösten und auf die Straße fielen.
    »Seid ihr die Leute vom

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