Kein König von Geburt
übernahm wieder das Steuer.
»Mausetot.« Owen zog ein Taschentuch hervor, machte Knoten in die vier Ecken und setzte sich die improvisierte Mütze auf seinen rötlichen Bürstenhaarschnitt. »Nach siebenundzwanzig Jahren in tropischem Klima auf einem Regal ... ihr könntet Felice eher mit einem Becher heißer Milch einschläfern als mit dem Ding.«
Elaby fluchte. Der hypnagogische Projektor mit seinen 60000 Watt, der theoretisch einen randalierenden Mob aus 500 Metern Entfernung zum Stehen bringen konnte, hätte es ihnen beinahe leicht gemacht, Felice zu besiegen. »Dann kommt es ganz auf Sie und mich und Cloud an. Wir müssen das Monster allein mit der Kraft unserer Gehirne angreifen. Wenn Cloud und ich uns bloß nicht so beim Schieben des Bootes verausgabt hätten ...«
Es war der 27. April. Die Überquerung des Atlantik hatte beinahe eine Woche länger gedauert als geplant, denn der Westwind ließ sie gleich hinter den Azoren im Stich. Nur Elaby, Cloud und Jillian Morgenthaler, die Eigentümerin des Schiffes, besaßen die psychokinetische Fähigkeit, nützliche Winde heraufzubeschwören, und sie hatten sich in den Kalmen noch nicht von der Anstrengung erholt, als sie sich von neuem plagen mußten. Schließlich kam das Schiff 900 Kilometer vor der spanischen Küste aus der stagnierenden Luft heraus, aber das überarbeitete Trio fühlte sich geistig immer noch nicht voll auf der Höhe, und bei Owen kehrte die schreckliche Seekrankheit zurück, sobald der Wind auffrischte.
Owen und Vaughn, die besten Fernsprecher bei der Expedition, versuchten, Felice von der Verzögerung zu benachrichtigen. Sie erhielten keine Antwort. Im Golf von Guadalquivir angekommen, suchten Owen und Vaughn das südliche Spanien unter vielen Mühen ab.
Sie fanden Felice nicht, obwohl ihr verlassener Horst leicht zu lokalisieren war. Aus irgendeinem nur ihr bekannten Grund schirmte die Wahnsinnige ihren Geist vor einer metapsychischen Beobachtung ab. »Wir müssen einfach Geduld haben und sie zu uns kommen lassen, wenn sie Lust dazu hat«, meinte Elaby. Die anderen konnten an diesem konservativen Vorschlag keinen Fehler finden.
Die Yacht kreuzte gemächlich den sich verengenden Golf hinauf, dicht am südlichen Ufer Kurs auf den Rio Genil haltend, der den Mulhacen herabfloß. Rosa Sandstrände, von Kokospalmen gesäumt, wechselten mit niedrigen Landzungen ab, die in dicht bewaldete Vorberge führten. Am südlichen Horizont stachen die Befischen Kordilleren durch eine Dunstschicht - der Mulhacen mit seinen 4233 Metern hatte trotz des tropischen Klimas einen weißen Gipfel.
Ein ferngesprochenes Signal kam von Cloud in die Kombüse: Essen um zehn!
Gut! »Wie sieht diese Bucht am Boden aus, Vaughn? Irgendwelche Riffe?« Elaby änderte den Kurs nach Steuerbord.
Der Fernwahrnehmer strengte sich nur minimal an. »Scheint alles klar zu sein. Fahr ruhig rein!«
Sie gerieten ins Lee eines kleinen Vorbergs, und die Wellen glätteten sich. Das Schiff glitt an den Ankerplatz. Elaby reffte Haupt- und Besansegel mit seiner PK. Den Klüver versorgte er weiter mit einer leichten Brise.
»Noch fünfzehn Meter Tiefe«, meldete Vaughn.
»Laß den Anker fallen!«
Der Zweimaster trieb breitseits und schwang dann seinen Bug in Elabys Zephir, als der kleine Anker faßte und hielt. Vaughn stoppte die Bewegung. Cloud und Jillian, die an diesem Tag Küchendienst hatten, erschienen mit gegrilltem Pompano, Palmherzensalat mit süßsaurer Soße und Reis in Teig. Zu trinken gab es Wassermelonensaft.
»Aber ohne Rum.« Cloud sah Vaughn bedeutungsvoll an. »Jemand hat mehr als seinen Anteil gepichelt, und jetzt ist kaum noch etwas da.«
»Was erwartest du, wenn keins von euch Weibern mich haben will?« Vaughns Gedanken hatten einen leidenden Ton. »Der Grog ist mein einziger Freund. Und mein Essen. Gib mir meinen Teller!«
Die Bucht war ein ruhiger und einladender Ort, geschützt und tief. An der Basis der Landzunge plätscherte ein Bach aus einem Spalt in den Felsen und floß ein kurzes Stück durch rosenfarbenen Sand, bis er versickerte. In dem klaren Wasser näherten sich Schulen ziemlich großer Fische und inspizierten das eingedrungene Schiff.
»Wir hätten einen schlechteren Platz finden können«, bemerkte Elaby.
Jillian nickte. »Vaughn und ich könnten uns um das Schiff und die Lebensmittelbeschaffung kümmern, während ihr drei euch für die Jagd nach dem Ungeheuer ausruht.«
»He! Mir ist jetzt schon nach einer Jagd zumute!« Vaughn hatte sein
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