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Kein König von Geburt

Kein König von Geburt

Titel: Kein König von Geburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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nähergerückt. Wir haben Papa gezwungen, uns und unsere Wünsche ernstzunehmen.« Sie zögerte. »Er wird nach Europa kommen, weißt du.«
    »Bist du sicher?«
    »Ich kenne ihn besser als sonst jemand.«
    »Wird er uns helfen oder uns aufhalten wollen?«
    »Das hat er vielleicht noch gar nicht entschieden. Ich kann es nicht sagen.« Sie stellte die Überreste der Mahlzeit zur Seite. Eine Wolke von schwefelgelben Schmetterlingen flatterte über die Backbordreling und auf den Golf von Guadalquivir zu. Cloud hielt einen davon kurz mit ihrer PK fest, sah ihn zittern und mit den kleinen Knotenfühlern schlagen, ließ ihn wieder frei. Er flog den anderen nach. »Papa will uns nicht töten. Damit hatte ich recht. Er wird es nur dann tun, wenn wir ihn dazu zwingen. Wenn wir ihn und seine Leute absichtlich in Gefahr bringen, indem wir das Zeitportal öffnen - oder wenn wir versuchen, ihn zu töten.«
    »Einige von uns hätten da keine Skrupel.«
    »Ich weiß.« Ihr Gesicht blieb ruhig. »Hagen. Du.«
    »Aber du nicht?« Der junge Mann ließ die Eiswürfel in seinem Becher kreisen und sah ihnen stirnrunzelnd zu. Als Cloud nicht antwortete, stellte er eine neue Frage. »Würdest du dich gegen uns übrige wenden, wenn uns keine andere Möglichkeit bliebe?«
    »Ich möchte, daß wir alle frei werden«, entgegnete Cloud. »Könnten wir doch nur Zusammenarbeiten -beide Generationen -, statt an entgegengesetzten Polen zu stehen! Es wird schwierig genug sei, den Apparat zu konstruieren und inmitten dieses barbarischen Zirkus an dem richtigen Ort aufzubauen. Vielleicht ist es unmöglich.«
    »Gib die Hoffnung nicht zu schnell auf, Baby! Wir haben etwas an Boden verloren - aber ebenso mögen wir etwas gewonnen haben. Mit der Geheimhaltung ist es vorbei, seit Marc unsere Absicht erriet, und die Drohungen deines hitzköpfigen Bruders haben in Marc kleine Zweifel an unserer Loyalität geweckt. Trotzdem ist dein Vater nicht die einzige Kanone in der Schlacht. Vergiß den König nicht. Wenn es hier im Vielfarbenen Land noch mehr bergab geht, könnte er weitere Horizonte suchen.«
    Cloud war anderer Meinung. »Hier ist Aiken ein großer Fisch in einem kleinen Teich. Was wäre er im Milieu, verglichen mit dem vereinigten Geist? Außerdem scheint Papa ihn eingeschüchtert zu haben, als er ihn das Metakonzert lehrte.«
    Elaby lachte leise vor sich hin. »Das glaub nur ja nicht! Er ist jung, erst etwa zweiundzwanzig. Und doch hat er es mit seinem eigenen nackten Gehirn geschafft, ein Establishment zu übernehmen, das das Pliozän vierzig Jahre lang beherrscht hat.«
    »Aiken hat nur nach der Katastrophe die Scherben aufgesammelt. Er ist König über die Ruinen! Ein Halbgott in der Götterdämmerung.«
    »Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Ich sehe ihn als stark und sprungbereit. Und seine Begabung ist erstklassig, Baby - vergiß das nicht! Dein Vater mag diesmal einen Fisch am Haken haben, mit dem er nicht fertig wird.«
    Cloud biß sich auf die Unterlippe und sah zu dem überwältigenden Blumenhaufen und der aufgerichteten Steintafel am Ufer hin. Schließlich sagte sie: »Glaubst du wirklich, Aiken wird fähig sein, diese massive Synergie zu lenken? Papa plant möglicherweise, ihm im kritischen Augenblick die Kontrolle abzunehmen.«
    »Wenn Marc es nicht tut - wenn er es nicht tun kann -, mögen wir später eine Chance haben, Aiken auf unsere Seite zu ziehen. Ich wundere mich immer noch darüber, daß Marc eingewilligt hat, Aiken den Psycho-strahl fokussieren zu lassen. Das setzt Vertrauen in die Fähigkeiten des Goldjungen voraus ... oder er will ihn dadurch auf besonders listige Weise manipulieren.«
    »Es ist kaum vorstellbar, daß irgendwer auf der Welt Papa gewachsen sein soll.« Der Ton von Clouds Gedanken verriet ihre Bestürzung.
    »Er hat zu verdammt lange Gott gespielt«, erklärte Elaby bitter. »Wir haben vergessen, daß Marc menschlich ist. Daß er ein Verlierer ist. Er hat im Milieu alles verloren, und nun hat er uns verloren. Und offensichtlich fühlt er sich sowohl durch Felice als auch durch Aiken bedroht.«
    »Papa ist immer noch ein Großmeister erster Klasse im Fernwahrnehmen, Koerzieren und Kreieren«, stellte Cloud gelassen fest. »Und hier im Pliozän stößt er vor allem deswegen auf Grenzen, weil es so wenige geeignete Gehirne gibt, mit denen er arbeiten kann. Vergiß nie, daß er einer von den beiden größten mentalen Koordinatoren der Galaxis war! Nur sein Bruder Jon war besser.«
    »Erinnere mich, eine Kerze

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