Kein König von Geburt
»Dann habt ihr Metapsychiker des Galaktischen Milieus die Sünde abgeschafft?«
»Natürlich nicht«, gab die Großmeisterin ärgerlich zurück, schloß ihre Barriere und verstummte.
Die Gedanken der beiden fuhren fort, ihr Vorhaltungen zu machen. Endlich sagte sie: »Ich habe mich noch nie einer so schrecklichen Aufgabe unterzogen. Daß ich Brede zur Operanz und zum Status einer Adeptin brachte, war nichts dagegen. Und wir sind dem Erfolg so nahe! Ich kann Felice jetzt nicht aufgeben, trotz aller Gefahr. Ich kann sie nicht sterben lassen. Ein Geist wie ihrer ist so unvorstellbar wertvoll! Sie muß koerzible und kreative Fähigkeiten besitzen, die nahe dem sechshundertsten Grad sind, und die PK-Funktion liegt nicht weit darunter. Es hat im Galaktischen Milieu niemals ein Einzelwesen mit solcher Macht gegeben.«
»Sie kann nie den Zustand erreichen, den du Erleuchtung nennst«, erwiderte Dionket. »Sie ist eine Monstrosität, hoffnungslos verkrüppelt. Ihre Eltern...« Er schüttelte den Kopf. »Wir haben keine Erfahrung mit einem Fall wie dem Felices. Tana weiß, unsere Rasse hat ihre Fehler, aber niemals würden bei uns Eltern ein Kind benutzen, wie dies arme Mädchen benutzt worden ist. Und aus purem ennui, nicht einmal aus Bosheit!«
»Felice ist kein Ungeheuer«, widersprach Elizabeth. »Jetzt nicht mehr. Ich habe ihren Bestand an Menschlichkeit aufgedeckt, ihm Luft gegeben. Jedes Mal, wenn ich in sie eindringe, um abzuleiten und neu auszurichten, zeigt sie mehr Seele.«
»Warum fürchtet sie sich dann immer noch so?« fragte Dionket. »Warum wird sie wankend in ihrem Entschluß, die endgültige Katharsis zu gestatten?«
»Wegen der Gefahr natürlich. Sie steht am Rand, wie du selbst sagst, und sie fährt fort zu leiden.«
»Sie wird sich unbedingt gegen dich wenden«, behauptete der Lord Heiler, »und wenn sie mit ihrer vollen Kraft zurückschlägt, bist du verloren.«
»Sie ist das Risiko wert, sage ich dir!«
Creyn mahnte ernst: »Dich, Elizabeth, hat die Schiffsgattin erwählt. Nicht Felice.«
»Die Schiffsgattin hatte kein Recht, Gott zu spielen.«
»Hast du es?« fragte Creyn.
»Warum quält ihr mich dauernd?« rief Elizabeth zornig. »Ihr habt euch bereit erklärt, mir zu helfen. Ihr wußtet, wie stark Felices Anomalien sind ...«
Dionkets Gedanken verrieten Mitgefühl. »Aber vielleicht wußten wir nicht um gewisse Beschränkungen der Heilerin.«
»Ich werde sie gesund machen. Mit oder ohne eure Hilfe.« Von Adrenalin befeuerte Entschlossenheit sengte die beiden Tanu.
»Wir werden an deiner Seite kämpfen«, gelobte Dionket, »bis in den Tod.«
Elizabeth stieg hinab in die Unterwelt und blieb sechs Stunden fort.
Die Wände des Raums lösten sich auf. Die drei Heiler am Bett des bleichen Mädchens wurden überschüttet und durchtränkt mit flüssiger Qual, dunkel und klebend und scheußlich. Die Scherben von Felices Erinnerungen schnitten sie, sie erstickten an ihrer würgenden Wut und infantilen Hilflosigkeit, sie wurden mit ihr gedemütigt, und ihre unaufhörlichen Schreie machten sie taub. Aber sie hielten aus.
Trotz der psychoelektrischen Barriere des Raums ohne Türen floß ein Teil der Entladung nicht in den Fels der Schwarzen Klippe ab, sondern entwich in die Atmosphäre. Eine stinkende Wolke, die keinen Wärmeaustausch mit der Umgebung vornahm, bildete sich über dem Berg, und Blitze, scharlachrot in Staubschwaden, spielten um das Dach des Chalets. Heiße Ionenwinde versengten die Nadeln der in der Nähe stehenden Koniferen und ließen die alpinen Wildblumen verdorren. Empfindliche kleine Singvögel fielen tot von den Ästen. Die schwächeren goldreiftragenden Hausbewohner flohen schreiend den steilen Pfad hinunter, und sogar die geistesstarken Sicherheitsleute wurden nervös von der psychischen Spannung und suchten Schutz in den entferntesten Ecken des Kellers, wo sie halb bewußtlos auf den glatten Fliesen lagen.
Elizabeth sagte: »Komm, Felice!«
Es kämpfte, brach hervor, wich zurück, flackerte. Es riß an den es umfangenden redigierenden Schwingen, es wollte fliehen und wurde doch von seinen eigenen paradoxen Liebesbanden gehalten. Die normalen Lustpfade des Gehirns, so lange verkümmert, sangen in schrillem neugeborenen Schmerz und Entzücken. Die dunkleren Kanäle, deren elektrisches Gift zusammenzulaufen und zu stagnieren begann, schrien immer noch nach neuer Zufuhr, einem letzten Eintauchen in die alten vertrauten Qualen, der verdienten Umarmung des Todesvaters (bist
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