Kein König von Geburt
der Wildnis verstecken können, wenn wir müde werden, tief in schützenden Höhlen, sicher vor seinem goldenen Zorn! Aiken besitzt keine über große Entfernungen wirkenden psychoenergetischen Fähigkeiten. Und er wird uns nicht verfolgen, weil er dann seinen Feldzug aufgeben müßte.«
Aluteyn ächzte. »Mädchen, Mädchen! Deine Seligkeit über Nodonns Rückkehr hat dir den Verstand geraubt.«
»Wie könnten wir unsere Kameraden zurücklassen, dem Angriff Felices ausgesetzt?« wandte Celo sich an sie. »Würde Nodonn das wollen?«
»Die Flotte ist bald da«, stellte Kuhal traurig fest. »Unsere Leute können nicht mehr anders. Große Königin ... wenn du es uns nur früher mitgeteilt hättest!«
»Ich wagte es nicht, mit euch durch Fernsprache Kontakt aufzunehmen!« rief sie. »Ich bin in der Fernfokussierung immer noch zu ungeschickt. Nodonn war es, der den dünnen Gedankenstrahl zwischen uns festhielt. Und er warnte mich ...« Wie ein rotglühender Draht schlug ihr Zorn nach Culluket. »Du hast aufgepaßt und gelauscht! Und nun argwöhnt sogar Aiken etwas - vielleicht weiß er sogar, daß Nodonn lebt! Ich hatte Angst, mein Fernsprechen werde Nodonn verraten! Oder Culluket werde es tun!«
Der Inquisitor senkte den Kopf. »Meine frühere Loyalität gegenüber dem Usurpator ist seit seiner Allianz mit Abaddon erschüttert. Du kennst die Rolle, die diese beiden mir aufgezwungen haben ...«
Aluteyn stieß ein kurzes Lachen aus. »Und wir wissen auch, was deine Loyalität im Vergleich mit deiner eigenen kostbaren Haut wert ist! Armer Cull. Diesmal hast du dich zwischen zwei Stühle gesetzt.«
»Ich weiß, Culluket haßt Nodonn.« Mercys Gedanken waren eisig. »Dennoch sind sie Heerschar-Brüder. Und Tanu. Und jetzt hat Cull einen guten Grund, seinen Mantel abermals zu wenden! Ist das nicht so, redigierender Bruder?«
»Die Große Königin ist weise«, stellte Culluket ohne Emotion fest.
»Nun denn!« Das alte Wildfeuer brannte in ihren Augen. »Wenn es unmöglich ist, daß wir sofort zu Nodonn fliegen, wollen wir darüber nachdenken, wie wir Felice dazu benutzen können, Aiken zu töten! Sollen wir sie warnen, daß er ihre Schatzhöhle überfallen will?«
»Elizabeth hat Felice in dem Raum ohne Türen«, sagte Aluteyn. »Sie wird uns nicht einmal hören. Und wenn doch, können wir uns nicht darauf verlassen, daß sie uns verschont.«
Kuhais Gesicht war leichenblaß geworden. »Um der Liebe Tanas willen - gib den Gedanken auf, diesen weiblichen Elementargeist herbeizurufen, meine Königin! Cull kann dir sagen, wozu die fähig ist.«
»Sogar der würdige Abaddon hat Respekt vor Felice«, stimmte der Inquisitor zu. »Und darf ich vorschlagen, daß wir bei unsern Plänen nicht vergessen, welche unvergleichliche Macht Abaddon bei einem Metakonzert hat. Er kann uns aus jeder Entfernung mit einem psychoenergetischen Schuß erledigen - das ist eine Tatsache. Er kann uns von der anderen Seite der Welt nicht koerzieren, aber er besitzt überwältigende fernwahrnehmende Fähigkeiten.«
»Zum Teufel, warum hat er Aiken dann nicht über Nodonn informiert?« wunderte sich Celo.
Culluket zuckte die Achseln. »Ich habe von dieser mysteriösen Person nichts als Befehle erhalten. Für ihn bin ich weniger als eine Sache. Unsere kleinen politischen Händel scheinen Abaddon gleichgültig zu sein. Wohl ist er ein Manipulator, aber nur in großem Maßstab ...«
»Im Gegensatz zu dir, Bruder«, flocht Kuhal ein.
»... und es ist durchaus möglich, daß es ihn nicht interessiert, wer über das Vielfarbene Land herrscht. Er würde Nodonn ebenso bedenkenlos benutzen, wie er jetzt Aiken benutzt.«
»Der Bastard!« zischte Mercy. »Wer mag er sein?«
Die vier Tanu-Männer sahen sie erstaunt an. »Dann weißt du es nicht?« fragte der Handwerksmeister. »Oh, Mädchen. Kein Wunder, daß du so voll von wahnsinnigen Plänen warst.« Und er erzählte es ihr, beginnend mit den selbst erlebten Ereignissen vor siebenundzwanzig Jahren, als er und der alte Lord Koerzierer und Gomnol und der Lord von Roniah mit Marc Remillard und seiner Gruppe geflohener metapsychischer Rebellen zusammenstießen.
Mercy schien sich innerhalb ihrer silberglänzenden Rüstung in Marmor zu verwandeln. »Dann gibt es überhaupt keine Hoffnung, den Feldzug zu verhindern. Keine Hoffnung.« Sie wandte sich von ihnen ab. »Aber wenn Aiken den Speer bekommt, wird Nodonn im endgültigen Duell der Schlachtenmeister keinen Vorteil über ihn haben.«
»Nein.«
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