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Kein König von Geburt

Kein König von Geburt

Titel: Kein König von Geburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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Unsichtbar flogen sie beide nach Osten über den Golf von Guadalquivir in Richtung des deformierten alten Mondes, der sich spät über den andalusischen Dschungel erhob, und das Lager, wo der Lord von Afaliah und der Handwerksmeister und der übrige Koneyn-Adel die Ankunft der Flotte erwarteten. Der Rendezvous-Platz war sorgfältig verborgen, physisch wie mental. Die 3500 Chalikos, für die angreifende Truppe bestimmt, waren in einem Mangrovensumpf eingepfercht, der volle fünf Kilometer von den getarnten Zelten der Edelleute und ihrer Gefolgschaft entfernt war.
    Mercy und Culluket schwebten dicht vor der Küste. Sie befahl: »Ruf deinen Bruder Kuhal im intimen Modus! Sag ihm, daß wir da sind!«
    »Kuhal ist hier?« Culluket war verblüfft. »Man kann ihn doch nicht gezwungen haben ...«
    »Tu, was ich dir sage!« fuhr sie ihn an. »Ich selbst habe gesehen, daß Celo ihn mitgebracht hat. Du wirst bald herausfinden, warum. Sag Kuhal, er soll Celo und Aluteyn Handwerksmeister in sein Zelt bitten.«
    Culluket gehorchte. Er und Mercy flogen in das Lager und wurden in dem von mattem Lampenlicht erhellten Zelt des noch nicht wieder ganz genesenen Erderschütterers sichtbar. Kuhal lag, von Kissen gestützt, auf einem Ruhebett. Neben ihm standen die beiden Tanu-Helden und warteten schweigend auf Mercys Erklärung. Ihre feindliche Einstellung gegenüber dem Inquisitor war unverhüllt.
    Sie sprach: »Nodonn lebt.«
    »Glorreiche Göttin!« rief Kuhal aus, und Culluket setzte dem Geist des Leidenden eilends einen primitiven redigierenden Dämpfer auf.
    »Schalte das Sigma-Feld ein!« kommandierte Mercy. »Es wird uns ausreichend schützen, solange Aiken und die anderen keinen Verdacht hegen und keine gezielten Anstrengungen machen, es zu durchdringen.«
    Culluket nahm das Gerät aus seiner Säbeltasche, stellte es auf Kuhais Nachttisch und aktivierte es. Die Geräusche der Dschungelnacht verstummten wie abgeschnitten. Das Zelt und die darin Anwesenden waren innerhalb eines Kraftfeldes isoliert, das undurchdringlich für die meisten Arten von Energie und Materie war.
    »Ich weiß von Nodonn seit Anfang Mai«, berichtete Mercy als Antwort auf unausgesprochene Fragen. »Er hat diese ganze Zeit auf Kersic im Koma gelegen, gepflegt von einer Geringen, die ihn im Innern einer Höhle hielt. Das ist der Grund, warum niemand von uns ihn entdeckte. Nicht einmal ich.«
    »Wo ist er jetzt?« fragte Celadeyr tonlos. »In welcher Verfassung ist er?«
    »Er ist in Var-Mesk versteckt, und Lord Moreyn sorgt für ihn. Lord Moreyn ...« - sie streifte den Lord von Afaliah und den Handwerksmeister mit einem scharfen Blick - »ist ein Einwanderer des Vielfarbenen Landes, genau wie ihr. Und den alten Traditionen treu. Wie ihr.«
    »Jetzt warte mal!« protestierte Aluteyn. »Ich habe meinen Treueeid ...«
    »Einem schmutzigen Usurpator geleistet!« unterbrach Kuhal ihn. »Unter Lebensgefahr und mit dem verzweifelten Gefühl der Unvermeidlichkeit, wie wir alle. Ein solcher Eid stinkt vor der Göttin! Er verlangt, gebrochen zu werden!«
    »Beruhige dich, bevor du dir Schaden tust!« mahnte der Handwerksmeister. Er zog einen stabilen Schemel heran und ließ seinen schweren Körper vorsichtig darauf niedersinken. Die anderen setzten sich ebenfalls nahe an das Bett, und Mercy und Culluket nahmen ihre Helme ab. Aluteyn wandte sich an seine Königin. »Erzähl uns genau,-was Nodonn zugestoßen ist, Mädchen! Laß keine Einzelheit aus!«
    Sie koordinierte die Daten in ihrem Geist und überspielte sie ihnen ohne weiteren Kommentar als den leuchtenden Hintergrund ihrer eigenen Freude.
    Sie studierten das Material. Dann winkte Kuhal ihr, ergriff ihre silbern behandschuhte Hand und küßte sie. Seine Augen flössen zum ersten Mal seit seiner Rettung über.
    »Du bist wahrlich eine von uns, Mercy-Rosmar«, sagte er, »und würdig, Königin zu sein.«
    Der alte Celo reagierte nüchterner und praktischer. »Nodonn ist immer noch schwach wie ein Kätzchen. Nicht so schlimm dran wie du, Kuhal, aber nicht in der Verfassung, es mit Aiken aufzunehmen.« Er sah Mercy an. »Du hast so lange gewartet, es uns zu berichten ... und vielleicht hattest du wirklich keine andere Wahl. Aber was sollen wir deiner Meinung nach tun?«
    »Gebt ihn auf«, sagte sie schlicht. »Überlaßt ihn Felice! Außer Kuhal können wir alle fliegen, und ihn kann Celo tragen. Brechen wir sofort im Schutz des Sigma-Feldes nach Var-Mesk auf! Wir nehmen den Weg über Aven und Kersic, wo wir uns in

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