Kein König von Geburt
wahr?«
Unten am Strand riefen viele Stimmen. Dazu kam eine telepathische Bestätigung: Ja! Er steigt! Die noch im Pavillon sitzenden Tanu-Adligen stürzten ins Freie, um besser zu sehen. Der Drache mit dem scharlachroten Krieger erhob sich langsam in den strahlenden Himmel. Seine menschliche Fracht baumelte herab wie ein Spindelschwanz. Einen Augenblick später folgte der Drache mit der blauen Welle. Yoshs ferngesprochene Stimme sagte zu dem König:
Jederzeit, sobald es dir paßt, Boß!
Aikens Gedanken und Stimme befahlen: »Beginnt!« Die großen Drachen schienen sich voreinander zu verbeugen. Dann schossen sie zum ersten Schlagabtausch vor. Silberne Naginatas blitzten in der Sonne. Die Bodenmannschaften zogen die handgelenkdicken Flugkabei hierhin und dahin, und der Mann an der Winde spulte schlaffe Schnur auf.
Aiken sah mit zusammengekniffenen Augen in den Glast und schätzte den Wind ab. Er sagte zu Mercy: »Du sollst in meiner Nähe bleiben und ihm Bericht erstatten, nehme ich an. Er hat keine andere Möglichkeit, durch die Schirmserie zu kommen, die ich benutze.«
Sie lehnte sich in die Kissen zurück, unnahbar. Das kastanienrote Haar lag üppig auf ihren goldbraunen Schultern und glühte im Kontrast zu ihrem jadegrünen Gewand. »Ich bin hier, um bei dir zu bleiben, solange du mich haben willst. Soll ich bleiben? Oder soll ich gehen?«
Der blaue Drache, der ein Dutzend Meter über dem roten schwebte, tauchte plötzlich nieder. Das Sonnenlicht fing Yoshs Schlag ein, mit dem er eine von Vilkas Manövrierleinen durchschnitt. Die Bodenmannschaft gab dem roten Drachen Spielraum, und er zog sich zurück.
»Du hast von neuem Angst vor mir«, stellte Aiken fest. »Das läßt dich brennen! Du willst gar nicht gehen. Du bist wild nach mir, wie du es nach dem Tanz um den goldenen Maibaum warst! Ich gebe dir mehr, als er dir je wird geben können. Ich liebe dich mehr, als er es tut. Gib es zu!«
Der rote Drache schwang hin und her wie ein verrückt gewordenes Pendel und versuchte, den Angriffen des blauen auszuweichen. Es gelang Vilkas, ein paar der zentralen Steuerleinen zu durchschneiden, aber das hatte wenig Wirkung auf Yoshs Drachen; Der Japaner konzentrierte sich einzig und allein auf die rechte Seite seines Gegners, durchtrennte Leinen und schlitzte große senkrechte Risse in das Papier, bis das gemalte Gesicht des Samurai-Kriegers in Fetzen hing. Trotz des frenetischen Ziehens seiner Crew sank der rote Drache. Vilkas' baumelnde Füße streiften beinahe die verkrüppelten Bäume, die oben auf einer großen Düne wuchsen.
Aikens Mund verzog sich zu einem angespannten Lächeln. Er sah Mercy nicht an, aber ihr Gesicht beherrschte seine Gedanken, und das wußte sie. Er sagte: »Nodonn versammelt im Augenblick unten in Afaliah seine Anhänger, nicht wahr? Schickt einen Ruf an alle Reaktionäre und Wirrköpfe und Menschenhasser hinaus, sie sollen sich um das alte Sonnengesicht-Emblem scharen. Was meinst du, wie viele Ritter wird er schließlich zusammenbringen? Ein paar hundert vielleicht? Und wie viele erstklassige Talente? Da ist er selbst, da sind Celo, sein Bruder Kuhal, wenn er seinen Kopf jemals wieder in Ordnung bekommt, möglicherweise das alte Arschloch von Tarasiah, Thufan Donnerfurz. Glaubt er wirklich, mich mit dem Haufen besiegen zu können? - Oder plant er, beim Großen Turnier mit dem Schwert zu erscheinen und mich einfach so herauszufordern - als sei die Königswürde des Vielfarbenen Landes eine Art Entscheidungslauf für den Hundefänger des Dorfes?«
Die Zuschauer brachen in lautstarkes Jubelgebrüll aus. Der rote Drache wankte, sein unterer Rand wurde von einem Luftstrom nach hinten gezwungen, als Yosh das letzte Paar Steuerleinen abhackte. Die zerfetzte Oberfläche sackte durch, taumelte. Vilkas ließ seinen Naginata fallen und klammerte sich an die Reste der Hosenboje. Er fiel auf den überfüllten Strand zu, und der zappelnde Drache schien nach ihm zu schlagen wie ein Ankerbrett im Griff eines Hurrikans. Der mentale Verzweiflungsschrei des Litauers, von seinem grauen Halsring abgestrahlt, gellte Aiken und Mercy durchs Gehirn. Die Menge unten floh, die Bodenmannschaften ließen ihre Leinen im Stich.
»Zur Hölle mit diesem Sullivan!« tobte der König. Er umfaßte die Korblehnen seines Throns, kniff die Augen in einer qualvollen Grimasse zusammen und langte mit seiner Psychokinese hinaus. Vilkas mußte gleich, in seinen Drachen verheddert, auf dem harten, feuchten Sand aufschlagen. Yoshs
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