Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein König von Geburt

Kein König von Geburt

Titel: Kein König von Geburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
Vom Netzwerk:
bevölkerten viele Firvulag einen Platz, auf dem anscheinend eine Kombination von Wochenmarkt und Handwerksmesse abgehalten wurde. Ringsherum erhoben sich Felsen und Klippen und steinerne Strebepfeiler, die Tony zuerst für natürliche geologische Formationen hielt. Doch dann entdeckte er eine Myriade von kleinen Fenstern mit blinkenden offenen Flügeln und über Treppen zu erreichende Balkons und Terrassen mit Büschen und Alpenblumen. Von dort oben betrachteten die Vornehmeren der Kleinen Leute ihre Mitbürger auf dem überfüllten Platz unten.
    Auf dem Kobold-Markt gab es Hunderte von bunten Ständen mit Markisen und flatternden Bannern, auf denen Ideogramme und Totem-Symbole zu sehen waren. Verkäufer boten Lebensmittel und Kleidung an, Haushaltsgeräte, Schmuck, Teppiche, Waffen, Kräuter, Rauschmittel, Parfüms und Medikamente. Eine große Gruppe hatte sich bei einer Hipparion-Auktion versammelt und besah sich die halb gezähmten, springenden kleinen Tiere mit Mienen, in denen sich Argwohn und Faszination mischten. Ein weiterer Volkshaufen stand vor einem reichgeschmückten offenen Zelt um Einlaß an. Eine Ehrengarde von Riesen mit Bildstandarten, um die sich Ketten von vergoldeten Schädeln wanden, hielten dort Wache. Die Luft vibrierte von den Rufen der Händler, dem Lachen und Reden der Käufer und Zuschauer und der Musik einer umherwandernden Gnomenkapelle.
    »Hoch mit ihm!« befahl die Riesin mit der schwarzen Rüstung und den roten Augen.
    Tony wurde auf die Füße gestellt und stand zitternd und blinzelnd da. Der getupfte Wildlederanzug, den er seiner guten Tarneigenschaften wegen gewählt hatte, als er sich aus Nionel verdrückte, war mit Blut und mannigfaltigem anderen Schmutz besudelt.
    »So räudig, wie er aussieht, können wir ihn den Hoheiten nicht präsentieren«, bemerkte die Riesin. »Um Tés willen, beschafft eine Chaliko-Decke oder einen Mantel, damit er halbwegs anständig wirkt.«
    »Sofort, Großer Hauptmann!« Einer der Zwerge rannte davon und kam mit einem ziemlich sauberen Poncho aus grünem Leder wieder. Dieser wurde Tony über den Kopf gestülpt, woraufhin die Schreckliche Skathe nickte und ihrem Gefangenen winkte, ihr zu folgen. Die beiden Zwerge, sägezähnige schwarze Hellebarden tragend, folgten ihm nach. Als sie sich einen Weg durch die Menge bahnte, tauchte Karbree der Wurm von neuem auf und nahm den Salut seiner kleinen Gefolgsleute entgegen. Er hatte sich für die Audienz beim Königspaar umgekleidet und seinen praktischen Feldharnisch mit einer Paraderüstung vertauscht, die fast so schön wie die Skathes war.
    »Ein guter Fang, Wurm«, begrüßte sie ihn. »Sein Geist leckt wie ein Sieb. Té weiß, welchen Gebrauch die Hoheiten von seiner Intelligenz machen können, aber gute Unterhaltung bietet er auf jeden Fall.«
    »Die Geringen sind immer für eine Überraschung gut«, antwortete Karbree heiter. »Es war reines Glück, daß wir drüben an der Seekol-Quelle über ihn und seine Wärter stolperten. Normalerweise kommen wir nie auf zwanzig Meilen an den Ort heran. Wir benutzen immer die Hauptstraße entlang dem Pliktol. Aber einer unserer Jungen hatte von einer versteckten Stelle gehört, wo die Pilze so dicht wachsen sollten wie Flöhe auf einem Bärenhund, sogar im Hochsommer. Deshalb machten wir einen Umweg. Die Pilze haben wir nicht gefunden.«
    Sie kamen an das von vielen Firvulag umringte königliche Zelt. Einer der Zwerge erzwang sich den Weg durch die Menge mit dem Schaft seiner Hellebarde und dem Ruf: »Platz, verdammt nochmal! Platz für den Großen Hauptmann Skathe und den Helden Karbree den Wurm!«
    Das gewöhnliche Volk wich schwatzend und grinsend zurück. Ein paar schnitten Tony Gesichter oder versuchten, ihm auf die Zehen zu treten, während er vorbeischlurfte. Und dann waren sie im Innern des großen Pavillons, der voll war von Firvulag-Adligen, sowohl in Rüstungen als auch in Zivilkleidung. Das Stimmengewirr des Marktplatzes war hier etwas gedämpft, und so konnte Tony hören, daß er und seine Begleitung durch eine Reihe von Türstehern angekündigt wurden. Ein furchterregender Oger, den Skathe liebevoll als Medore anredete, kam, sie zu holen. Er sagte:
    »Die Künstler bringen soeben den Singenden Stein herein. Gleich danach bist du dran. Komm herein und sieh zu, ich verschaffe dir einen Platz in der ersten Reihe. Das tollste Ding, das ich je gesehen habe.«
    Ein Zwerg stieß Tony an, und er folgte Karbree an den Rand eines mit scharlachroten und goldenen

Weitere Kostenlose Bücher