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Kein Land für alte Männer

Kein Land für alte Männer

Titel: Kein Land für alte Männer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cormac McCarthy
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vielleicht wiedergutmachen, und das hab ich seither wohl versucht.
Stumm saßen sie da. Nach einer Weile sagte der Alte: Also ganz ehrlich, so schlimm kann ich das nicht finden. Vielleicht solltest du da nicht so streng mit dir sein.
Vielleicht. Aber wenn man in die Schlacht zieht, gilt der Eid, dass man sich um seine Kameraden kümmert, und ich weiß nicht, warum ich das nicht getan hab. Ich wollte ja. Wenn man dann vor der Entscheidung steht, muss man sich dazu entschließen, mit den Folgen zu leben. Aber man weiß nicht, welche Folgen es haben wird. Am Ende wirft man sich dann vieles vor, von dem man überhaupt nichts geahnt hat. Wenn es mir bestimmt war, da drüben in Erfüllung meiner Pflicht zu sterben, dann hätte ich das gefälligst tun sollen. Man kann die Geschichte erzählen, wie man will, aber so ist es nun mal. Ich hätt es tun sollen, und ich hab’s nicht getan. Und irgendwo hab ich nie aufgehört, mir zu wünschen, ich könnte dorthin zurückkehren. Aber das geht nicht. Ich hab nicht gewusst, dass man sich sein eigenes Leben stehlen kann. Und ich hab nicht gewusst, dass es einem genauso wenig zum Guten gereicht wie irgendwas anderes, was man stehlen könnte. Ich glaub, ich hab, so gut es ging, das Beste draus gemacht, aber es war trotzdem nicht meins. Ist es nie gewesen.
Der Alte blieb lange Zeit sitzen. Er saß leicht vorgebeugt, den Blick auf den Boden gerichtet. Nach einer Weile nickte er. Ich glaub, ich weiß, worauf das rausläuft, sagte er.
Ja, Sir.
Was meinst du, was er gemacht hätte?
Ich weiß, was er gemacht hätte.
Ja. Ich glaub, ich auch.
Er wär da sitzen geblieben, bis die Hölle zufriert, und dann war er noch eine Weile auf dem Eis geblieben. Glaubst du, das macht ihn zu einem besseren Menschen als dich?
Ja, Sir, das glaub ich.
Ich könnte dir da ein paar Sächelchen über ihn erzählen, die würden deine Meinung ändern. Ich hab ihn ziemlich gut gekannt.
Dass du das könntest, bezweifle ich ehrlich gesagt. Bei allem Respekt. Außerdem bezweifle ich, dass du das je tun würdest.
Recht hast du. Aber ich könnte immerhin sagen, dass er in anderen Zeiten gelebt hat. Wäre Jack fünfzig Jahre später geboren, hätte er die Dinge vielleicht anders gesehen.
Sagen könntest du das schon. Aber kein Mensch hier im Zimmer würde es glauben.
Ja, das ist wohl wahr. Er blickte zu Bell auf. Wozu hast du mir das erzählt?
Ich glaub, ich hab’s mir einfach von der Seele reden müssen.
Damit hast du ja ganz schön lang gewartet.
Ja, Sir. Vielleicht hab ich es selbst hören müssen. Ich gehör nicht in eine frühere Zeit, wie immer behauptet wird. Wenn’s bloß so wäre. Ich gehör in diese Zeit.
Vielleicht war das ja nur ein Probelauf.
Vielleicht.
Hast du vor, es ihr zu erzählen?
Ja, Sir, ich glaub schon.
Tja.
Was meinst du, was sie sagen wird?
Ich glaub, du wirst ein bisschen besser dastehen, als du denkst.
Ja, Sir, sagte Bell. Das hoff ich wirklich.
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X
    Er hat gesagt, ich wär zu streng mit mir. Das war ein Zeichen dafür, dass man alt wird. Wenn man versucht, Sachen in Ordnung zu bringen. Da ist wohl was Wahres dran. Aber die ganze Wahrheit ist es nicht. Ich war mir mit ihm einig, dass man über das Alter nicht besonders viel Gutes sagen kann, und er hat gemeint, eins wüsst er schon, und ich hab gefragt, was denn das war. Dass es nicht lang dauert, hat er gesagt. Ich hab darauf gewartet, dass er lächelt, aber das hat er nicht getan. Tja, hab ich gesagt, das klingt aber ziemlich hart. Und er hat gesagt, auch nicht härter, als es die Fakten verlangen. Mehr gab’s dazu auch nicht zu sagen. Ich hab sowieso gewusst, was er sagen würde, der Gute. Wenn einem an Menschen etwas liegt, versucht man, ihnen ihre Last zu erleichtern. Auch wenn sie selbst auferlegt ist. Mich hat noch was anderes beschäftigt, dazu bin ich gar nicht gekommen, aber ich glaub, es hat damit zu tun, weil ich nämlich glaub, dass alles, was man in seinem Leben tut, auf einen zurückfällt. Das heißt, wenn man lang genug lebt. Und ich kann mir absolut keinen Grund vorstellen, warum dieser Schweinehund das Mädchen umgebracht hat. Was hat sie ihm je getan? Die Wahrheit ist, ich hätt von vornherein nicht dorthin gehen dürfen. Jetzt sitzt dieser Mexikaner hier in Huntsville dafür, dass er den State Trooper umgebracht hat, ihn erschossen und den Wagen mit ihm drin angezündet hat, dabei glaub ich nicht, dass er’s war. Aber er wird die Todesstrafe dafür kriegen. Was ist also in dem Fall meine Pflicht? Ich glaub, ich hab

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