Kein Leben ohne Hund
nichts gespürt. Ihr Körper war schon so ausgezehrt. Die überdosierte Narkose hat sehr schnell gewirkt – wie ein Blitz.«
Als Ruby und ich alleine sind, versenke ich meine nassen Augen in ihrem Fell – und ihre Haare trocknen meine Tränen.
Frauchen und ich legen Ruby auf dem Lammfell in ihr Körbchen und tragen sie auf die Terrasse in die Kälte. Wir decken sie zu und sie liegt wie der Hund eines Pharao unterm Vollmond. Wilde Wolken ziehen vorbei.
Was bleibt, wenn dein Hund stirbt?
Die große Leere nach Rubys Tod.
Es ist ein Phantomschmerz.
Es ist nicht da, aber es tut weh.
Es ist die Leere danach. Und die Stille. Das Haus verstummt.
Ruby schläft jetzt – 80 Zentimeter tief in einem Rondell aus jungen Weiden.
Wenn Blätter wachsen, wird es eine grüne Grotte, durch die der salzige Wind der Ostsee streicht.
Ruby ist woanders.
Wir bleiben zurück.
Unser Rudel ist verwitwet.
Ein Teil von uns ist für immer gegangen.
Wir gucken immer wieder das Abschiedsvideo.
Unser ältester Sohn David zauberte ein unsterbliches Ruby-Requiem.
Es ist wie ein Rückspiegel ins Glück.
Ein Hund im Haus ist Leben.
Kein Hund im Haus ist tierische Einsamkeit.
Ein Hund ist gefühlte Bio-Wärme, Geborgenheit, Natur. Ein Freund für die Ewigkeit.
Nach 17 Jahren haben wir Rubys Licht ausgeknipst – und stehen emotional im Dunkeln. Da, wo Rubys Doppelnäpfchen war, ist jetzt leeres Parkett. Da, wo Rubys Körbchen war, ist ein klaffendes Loch aus Nichts.
Wenn ich in ein Würstchen beiße, formuliert mein Mund reflexartig: »Ruby?« Der Gedanke bleibt im Hals stecken.
Es gibt ein Leben vor Ruby, mit Ruby und nach Ruby.
In die Melancholie drängt sich ein Gefühl der Erlösung und der Erleichterung.
Ruby leidet nicht mehr.
Wir leiden. Aber aus der Wunde wird Würdigung werden – Stolz, Anekdoten, Zurücklächeln.
Ruby wird ewig in unseren Herzen kuscheln – und jeder Gedanke an den Hund unseres Lebens wird unser Herz wärmen.
Wenn ich an Ruby denke, lebt sie.
Ruby schwimmt auf einem Tsunami der Tränen in den Hundehimmel.
E-Mails, Briefe, Facebook, Telefonate, Zunicken, Grablichter, Augenblicke, ein Grabstein. 1001 Dank für Empathie und Mitgefühl.
Ruby sind durch die Liebe von Tausenden ewige Flügel gewachsen.
Unser Haus hat ein Leck – ein Loch der Liebe.
Die Schwingungen von Ruby fehlen – kein Tapsen, kein Schatten, kein Dasein. Ein kalter Wind weht durch uns. Es fehlt die Wärme eines liebenden Tieres.
Wenn ich die Haustür öffne, beginnt die tierische Leere.
Mir fehlt der abendliche Schrei von Frauchen: »Wer geht noch mit Ruby raus?«
Ich geh nicht mehr raus.
Ich sitze am Kamin.
Feuer statt Gassi. Ich bin ein Mann mit Leine ohne Hund.
Freunde sagen: »Ein neuer Hund muss her.«
Professor Hellmuth Karasek tröstet scherzend: »Körzi, ich werde sofort Ihr neuer Hund – wenn ich auch so einen schönen Nachruf kriege – auf Seite 1 der Bild !«
Kann und darf es eine neue Ruby geben?
Liebe Menschen wollen uns Welpen schenken – vom Jack Russell bis zum Labradoodle. Wieder Streicheln. Wieder Lachen.
Aber die Lücke ist tief wie eine Schlucht.
Mein Hundeherz ist Witwer. Es kann nur eine Ruby geben!
17 Jahr’, schwarzes Haar.
34 Kindergeburtstage.
6000 Tage und Nächte Liebe.
Danke, Ruby, danke!
Irgendwann, wenn der Phantomschmerz schwindet, wird der Tag des Lichts kommen.
Irgendwann werde ich in die Augen eines Welpen blicken – und Rubys Geist wird bellen: »Tue es! Lass mich endlich los. Beginne ein neues Leben – ohne mich.«
Du sollst nicht leben ohne Hund.
17 Jahr', schwarzes Haar
Das erste Jahr ist das schönste.
Dein Hund ist dein Baby.
Ein Welpe raubt dir dein Herz.
Das zweite Jahr ist das ängstlichste.
Leben mit Leine oder ohne – natürlich leinenlos.
Die schwierigste Entscheidung: Kastrieren oder Gebärmutter raus?
Ja, ja – leider.
Das dritte Jahr ist das neugierigste.
Ihr entdeckt die Natur.
Das vierte Jahr war bei uns das gefährlichste – wir bekamen unser erstes Menschenbaby.
Geht Hund und Baby? Geht genial!
Aber: Dein Hund wird zweitrangiger. Dein Hund ist kein Kind. Dein Hund wird wieder zum Tier.
Das fünfte Jahr ist das sorgloseste.
Dein Hund ist Hund.
Er gehorcht – ungefähr 100 Worte, Gesten und Befehle kann ein Hund speichern – muss er aber nicht.
Ihr seid eine Hunde-Familie – nie wieder: Kein Leben ohne Hund.
Das sechste Jahr ist das normalste.
Keine Krankheit?
Alles wunderbar.
Noch ein Baby? Okay.
Das siebte Jahr ist
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