Kein Leben ohne Hund
letzte Jahr in der Küche – das Zentrum unseres Hauses. Ihr Körbchen mit dem weichen Lammfell lag unter Frauchens Mini-Büroschrank. Hier war alles: Düfte, Essen, Familie, Leben und die weiße Holztreppe zum Garten. Diese Treppe war ein Gleichnis. Wenn Ruby diese Treppe nicht mehr schaffte, war es Zeit für die Regenbogenbrücke in den Himmel.
Wir gingen oft raus, aber Ruby wollte immer gleich wieder heim. Frauchen flehte: »Ihr müsst laufen. Wenn Ruby sich nicht mehr bewegt, stirbt sie schneller.« Jeder Schritt war ein Stück Leben. Wenn wir zusammen zur Hundewiese vor unserm Haus pilgerten, musste ich Ruby ziehen. Ohne Leine war sie auf der kleinen Straße verloren. Ich war jetzt ihr Blindenhund.
Ich versuchte, sie zurück ins Leben zu ziehen. Aber sie wurde schwächer und schwächer.
Ich blickte meinem Hund oft in seine braun-blauen Augen – grauer Star färbte ihre Augen metallisch. Es waren wehmütig-melancholische Blicke.
Wir halten durch – bis du nicht mehr kannst und magst, ja?
Wenn ich an diese Augenblicke denke, glitzern meine Augen.
Ruby fehlt uns.
Es fehlt das Wesen, das uns durchwirbelt und aufweckt und aus dem Haus zieht und Quatsch macht.
Ein Hund würfelt die Familie durcheinander.
Ein Hund ist eine gesunde, natürliche Unruhe, die der träge, passive, konsumierende, faule, fernsehsüchtige und computervernarrte Mensch braucht.
Ein Hund ist ein Grund, intensiver zu leben – grüner, gesunder, ganzheitlicher.
Es gibt die romantische Legende der »Regenbogenbrücke«.
Jeder Hund, der stirbt, läuft im Himmel über die Regenbogenbrücke. Aus dem alten Hund wird wieder der lebendige Hund, wie er in unserem Herzen wohnt – das Ideal.
Auf der großen bunten Himmelswiese warten viele Hunde auf ihre Menschen. Sie spielen und laufen und sind glücklich. Und eines Tages werde ich über diese Brücke gehen – und Ruby wird mir entgegenhecheln und springen und bellen – und wir werden Pfote in Pfote zusammenleben – ewig.
Dein Hund stirbt nicht wirklich – er geht dir nur voraus.
Ein Gedanke zum Umarmen.
Die Freiheit, ohne Hund zu leben
Du erwachst – und du musst nichts müssen.
Ein Leben wieder ohne Hund ist eine neue Freiheit. Man empfindet plötzlich eine Lastlosigkeit.
Das ist ein Geschenk.
Deine Seele scheint zu fliegen.
Ein Mensch ohne Hund ist ein Single der Sorglosigkeit.
Die Pflicht zur Liebe und Fürsorge rutscht von deinen Schultern.
Du musst nicht um sechs Uhr aufstehen.
Du musst nicht mehr Gassi gehen.
Du musst nie mehr die Popowürstchen mit dem knisternden Plastikbeutel aufklauben.
Du musst nicht mehr mit fremden Hundemenschen sprechen.
Du musst nie mehr Angst um deinen Freund haben, wenn ein Auto beim Straßenüberqueren auf dich zurast.
Du wirst nie wieder unterm Tisch von nervenden Krallen gekratzt.
Du musst nie wieder ein Würstchen teilen.
Ein Leben ohne Hund macht und lässt dich frei wie ein Vogel.
Du kannst wieder tun, was du willst – ohne Leine.
Du kannst wieder die Nacht durchfeiern – ohne Sperrstunde durch deinen Hund.
Du hast keine Angst mehr vor Silvester – die schlimmste Nacht des Jahres für Hunde.
Du kannst endlich wieder verreisen – ohne schlechtes Gewissen.
Du bist leinenunabhängig – nichts hängt mehr an dir.
Du hast wieder ein Rendezvous mit dir selbst – nicht mit einem Vierbeiner.
Freiheit ist Ja sagen zu dir selbst – und Nein sagen zu anderen, zu Fremden, zu Unwichtigem, zum falschen Leben, zum fremdbestimmten Leben.
Freiheit ist entscheiden, was gut für dich ist.
Aber Freiheit kann auch die Wahl und das Ja zur Zweisamkeit im Leben sein – und ein Nein zur Einsamkeit.
Frei sein ist aber auch allein sein.
Wenn man 17 Jahre mit einem Hund lebte, liebte und lachte, dann ist die plötzliche Abwesenheit wie ein frischer Wind, der dir belebenden Sauerstoff ins Gesicht pustet. Es öffnet sich eine neue Tür zu einem neuen Leben.
Die Botschaft: Hey! Es gibt noch ein anderes Leben – ohne Hund.
Ein Hund macht dich zum Sklaven. Ein Hund ist sein Leben lang ein Klotz an deinem Bein. Mit einem Hund bist du nie mehr frei, so zu leben, wie du wirklich willst.
Ein Hund ist eine Kette.
Ein Hund ist ein Kind.
Ein Hund ist eine Ehe.
Ein Hund raubt dir einen Teil deines Lebens.
Ein Leben ohne Hund ist besser als ein Leben mit Hund.
Vielleicht.
Vielleicht.
Vielleicht lebt man als Single glücklicher – als Einzelner, als Unabhängiger, als Einzelgänger, als Selbstverwirklicher, als Egoist – ohne Last, ohne
Weitere Kostenlose Bücher