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Kein Lebenszeichen

Kein Lebenszeichen

Titel: Kein Lebenszeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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dieser Hals. Dieser schöne Schwanenhals. Schon ganz blutunterlaufen …«
    Ich versuchte, das Zittern aus meiner Stimme zu verbannen. »Wo ist sie?«
    Er blinzelte. »Sie ist tot, Will.«
    Mein Herz wurde schwer.
    »Ich hab mich beim Warten gelangweilt, und da …« Dann fing er an zu lachen. Sein Gelächter hallte durch die Stille, zerriss die Luft und fuhr durch die Blätter. Ich stand bewegungslos da. Er deutete auf mich und rief: »Reingefallen! Ach, ich mach nur Witze, Willie-Boy. War doch nur Spaß. Katy fehlt nichts.« Er winkte mich heran. »Komm, schau selbst.«
    Ich hastete zur Plattform. Das Herz steckte mir ganz oben im Hals fest. Dort stand eine rostige Leiter. Ich stieg hinauf. Der Ghost lachte immer noch. Ich drängte mich an ihm vorbei und öffnete die Tür zu dem Aluminiumverschlag. Dann wandte ich mich nach rechts.
    Da war Katy.
    Das Lachen des Ghost klang mir noch in den Ohren. Ich stürzte zu ihr. Ihre Augen waren offen, auch wenn sie durch ein
paar Haarsträhnen verdeckt waren. Die Blutergüsse an ihrem Hals hatten sich in ein ungesundes Gelb verfärbt. Ihre Arme waren an einen Stuhl gefesselt, doch sie schien unverletzt zu sein.
    Ich bückte mich und schob das Haar zur Seite. »Wie geht’s dir?«, fragte ich.
    »Mir fehlt nichts.«
    Mein Zorn wurde immer größer. »Hat er dir was getan?«
    Katy Miller schüttelte den Kopf. Ihre Stimme zitterte. »Was will er von uns?«
    »Ach, die Frage lassen Sie mich doch bitte beantworten.«
    Wir drehten uns um, als der Ghost eintrat. Er ließ die Tür offen. Der Boden lag voller Scherben von zerbrochenen Bierflaschen. In der einen Ecke stand ein alter Aktenschrank. In der anderen lag ein zugeklappter Laptop. Drei alte Metall-Klappstühle, wie man sie von Schulversammlungen kennt, standen herum. Auf einem saß Katy. Der Ghost setzte sich auf den zweiten und bedeutete mir, zu seiner Linken Platz zu nehmen. Ich blieb stehen. Der Ghost seufzte und stand wieder auf.
    »Ich brauche deine Hilfe, Will.« Er wandte sich zu Katy. »Und ich dachte, wenn Miss Miller uns Gesellschaft leistet, na ja …«, er bedachte mich mit diesem Grinsen, bei dem es mir kalt den Rücken herunterlief, » … ich hielt das für eine Art Motivationshilfe.«
    Ich richtete mich auf. »Wenn du ihr was tust, wenn du sie auch nur anfasst …«
    Der Ghost ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Er zuckte nicht zurück. Aber plötzlich schoss seine Hand hoch und traf mich mit ausgestreckten Fingern unter dem Kinn. Ein würgendes Geräusch entwich meinen Lippen. Es fühlte sich an, als hätte ich meine eigene Kehle verschluckt. Ich taumelte und wandte mich ab. Der Ghost ließ sich Zeit. Er beugte sich etwas herab und
schlug einen Aufwärtshaken. Seine Fingerknöchel landeten genau auf meiner Niere. Ich ging sofort in die Knie.
    Er sah zu mir herab. »Dein Getue geht mir langsam auf die Nerven, Willie-Boy.«
    Ich musste fast kotzen.
    »Wir müssen Kontakt zu deinem Bruder aufnehmen«, fuhr er fort. »Deshalb bist du hier.«
    Ich sah auf. »Ich weiß nicht, wo er ist.«
    Der Ghost glitt davon. Er stellte sich hinter Katys Stuhl. Sanft, fast zu sanft legte er ihr die Hände auf die Schultern. Sie zuckte zusammen, als er sie berührte. Er streckte beide Zeigefinger aus und streichelte die Blutergüsse an ihrem Hals.
    »Ich sag die Wahrheit.«
    »Ach, ich glaub dir ja«, sagte er.
    »Was willst du dann?«
    »Ich weiß, wie man Ken erreicht.«
    Ich war verwirrt. »Was?«
    »Hast du mal so einen alten Film gesehen, wo der Flüchtige Nachrichten in den Kleinanzeigen aufgibt?«
    »Ich glaub schon.«
    Der Ghost lächelte, als freute er sich über meine Antwort. »Ken ist schon einen Schritt weiter. Er benutzt eine Newsgroup im Internet. Genauer gesagt liest und schreibt er Nachrichten in einer Gruppe namens rec.music.elvis. Wie nicht anders zu erwarten, ist das ein Forum für Elvis-Fans. Wenn sein Anwalt ihn zum Beispiel erreichen musste, hat er da unter einem Codenamen Datum und Uhrzeit hinterlassen. Dann wusste Ken, wann er besagten Anwalt per IM erreichen konnte.«
    »IM?«
    »Instant Messaging. Ich nehme an, das hast du auch schon mal benutzt. Wie ein privater Chatroom. Vollkommen anonym.«

    »Woher weißt du das alles?«, fragte ich.
    Er lächelte wieder und seine Hände wanderten näher an Katys Hals heran. »Recherche«, sagte er. »Eine meiner Stärken.« Er ließ Katy los. Ich merkte, dass ich den Atem angehalten hatte. Er griff in die Tasche und nahm das Lasso wieder heraus.
    »Und

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