Kein Lebenszeichen
innere Uhr. Ich weiß es nicht. Können wir jetzt weitermachen?«
Er nickte und rutschte etwas nach vorn. »Ms Rogers hat Ihnen eine Nachricht hinterlassen, richtig?«
»Ja.«
»Wo befand sich diese Nachricht?«
»Meinen Sie, wo in der Wohnung?«
»Ja.«
»Was spielt das für eine Rolle?«
Er sah mich mit einem herablassenden Lächeln an. »Bitte.«
»Auf dem Küchentresen«, sagte ich. »Er ist aus Resopal, falls Ihnen das weiterhilft.«
»Wie genau lautete diese Nachricht?«
»Das ist persönlich.«
»Mr Klein …«
Ich seufzte. Ich hatte keinen Grund, gegen ihn anzukämpfen. »Sie hat mir mitgeteilt, dass sie mich immer lieben wird.«
»Was noch?«
»Das war alles.«
»Nur dass sie Sie immer lieben wird.«
»Ja.«
»Haben Sie den Zettel noch?«
»Ja.«
»Dürfen wir ihn sehen?«
»Dürfen Sie mir sagen, warum ich hier bin?«
Pistillo lehnte sich zurück. »Als Sie das Haus Ihres Vaters verlassen haben, sind Sie dann mit Ms Rogers direkt zu Ihrer Wohnung gefahren?«
Der Themenwechsel überraschte mich. »Was wollen Sie von mir?«
»Sie waren bei der Beerdigung Ihrer Mutter, richtig?«
»Ja.«
»Dann sind Sie zusammen mit Sheila Rogers zu Ihrer Wohnung gefahren. Das haben Sie uns doch erzählt, oder?«
»Ja, das habe ich Ihnen erzählt.«
»Und es ist die Wahrheit?«
»Ja.«
»Haben Sie auf dem Heimweg angehalten?«
»Nein.«
»Kann das jemand bestätigen?«
»Bestätigen, dass wir nicht angehalten haben?«
»Bestätigen, dass Sie gemeinsam zu Ihrer Wohnung gefahren und für den Rest des Abends dort geblieben sind.«
»Warum sollte das jemand bestätigen müssen?«
»Bitte, Mr Klein.«
»Ich weiß nicht, ob das jemand bestätigen kann.«
»Haben Sie mit jemandem gesprochen?«
»Nein.«
»Hat Sie ein Nachbar gesehen?«
»Weiß ich nicht.« Ich sah Claudia Fisher über die Schulter an. »Warum befragen Sie nicht die Nachbarn? Das ist doch eine von Ihren Spezialitäten.«
»Warum war Sheila Rogers in New Mexico?«
Ich wandte mich wieder an Pistillo. »Ich weiß nicht einmal, ob sie überhaupt da war.«
»Sie hat Ihnen nie erzählt, dass sie dahin will?«
»Ich weiß nichts davon.«
»Was ist mit Ihnen, Mr Klein?«
»Was soll mit mir sein?«
»Kennen Sie jemanden in New Mexico?«
»Ich kenne nicht einmal the way to Santa Fé«, zitierte ich.
»San José«, korrigierte Pistillo und lächelte über den lahmen Scherz. »Wir haben eine Liste der Anrufe, die Sie in letzter Zeit erhalten haben.«
»Schön für Sie.«
Er zuckte die Achseln. »Die Wunder der modernen Technik.«
»Und das ist legal? Dass Sie meine Telefonunterlagen einsehen?«
»Wir haben einen Gerichtsbeschluss.«
»Hätte ich mir denken können. Also, was wollen Sie wissen?«
Claudia Fisher bewegte sich zum ersten Mal. Sie reichte mir ein Blatt Papier. Ich blickte auf etwas herab, das wie die Fotokopie einer Telefonrechnung aussah. Eine Nummer – die ich nicht kannte – war gelb markiert.
»Am Abend vor dem Begräbnis Ihrer Mutter ist an Ihrem Anschluss ein Anruf von einen Münzfernsprecher in Paradise Hills, New Mexico, eingegangen.« Er beugte sich etwas zu mir herüber. »Wer war der Anrufer?«
Ich sah die Nummer völlig verwirrt an. Der Anruf war um Viertel nach sechs eingegangen. Das Gespräch hatte acht Minuten gedauert. Ich wusste nicht, was die beiden von mir wollten, aber mir gefiel der Tonfall der Unterhaltung nicht. Ich blickte auf.
»Sollte ich einen Anwalt anrufen?«
Das bremste Pistillo. Er und Claudia Fisher sahen sich an. »Sie können sich jederzeit einen Anwalt nehmen«, sagte er etwas übervorsichtig.
»Ich will Squares bei mir haben.«
»Er ist kein Anwalt.«
»Trotzdem. Ich weiß nicht, was hier vorgeht, aber diese Fragen gefallen mir nicht. Ich bin hergekommen, weil ich dachte, Sie hätten Informationen für mich. Stattdessen werde ich hier verhört.«
»Verhört?« Pistillo hob die Hände. »Wir plaudern doch nur.«
Hinter mir zirpte ein Telefon. Claudia Fisher zückte es blitzschnell, hielt es ans Ohr und sagte: »Fisher.« Nachdem sie gut eine Minute zugehört hatte, beendete sie das Telefonat, ohne sich zu verabschieden. Dann nickte sie Pistillo zu.
Ich stand auf. »Mir reicht’s jetzt.«
»Setzen Sie sich, Mr Klein.«
»Ich habe keine Lust mehr auf diese Spielchen, Pistillo. Ich will nicht mehr …«
»Der Anruf«, unterbrach er mich.
»Was ist damit?«
»Setzen Sie sich, Will.«
Er nannte mich beim Vornamen. Das gefiel mir überhaupt nicht. Ich blieb
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