Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kein Lord wie jeder andere (German Edition)

Kein Lord wie jeder andere (German Edition)

Titel: Kein Lord wie jeder andere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
Vom Netzwerk:
erinnert.«
    »An deinen Vater? Er sieht ihm ein wenig ähnlich, aber … «
    Längst hörte er Beths Worte nicht mehr. Das Entsetzen, das er als Neunjähriger erlebt hatte, packte ihn wieder. Erinnerungen, wie er hinter Vaters Schreibtisch kauerte, als seine Eltern hereinkamen. Wie immer hatten sie einander angeschrien, und Ian würde gewiss bestraft werden, würde man ihn entdecken.
    Seine Mutter stürzte auf den Vater zu, wollte ihm das Gesicht zerkratzen, doch der legte seine Hände um ihren Hals. Der Herzog hatte fest zugedrückt und sie dann so lange geschüttelt, bis alles Leben aus ihr gewichen war.
    Ians bildschöne Mutter war auf dem Boden zusammengebrochen, hatte reglos dagelegen, während der Vater über ihr stand, das Gesicht grau vor Entsetzen.
    Dann kam der schreckliche Moment, in dem der Vater ihn hinter dem Schreibtisch entdeckte. Ian war starr vor Schreck, als der Vater auf ihn zustürmte, ihn hochnahm und genauso schüttelte wie die Mutter.
    Zu niemandem ein Wort. Haben wir uns verstanden? Sie ist unglücklich gestürzt, das ist geschehen. Du musst lügen. Hast du mich verstanden?
    Immer heftiger wurde er vom Vater geschüttelt. Verdammter Bengel, warum siehst du mich nicht an, wenn ich mit dir rede?
    Ian wurde in sein Zimmer gesperrt, und am nächsten Morgen in eine Kutsche verfrachtet, die ihn nach London brachte, um ihn offiziell für verrückt erklären zu lassen. Zwei Wochen hatte es gedauert, bis Ian endlich verstanden hatte, dass er nicht wieder nach Hause durfte und in der Anstalt bleiben müsste. Für immer.
    Beth strich ihm über die Wange. »Ian?«
    »Er hat sie umgebracht«, sagte Ian. »Nicht mit Absicht. Aber er hatte Wutanfälle wie ich manchmal.«
    »Meinst du Hart?«
    Ian schüttelte den Kopf. »Meinen Vater. Er hat meiner Mutter mit bloßen Händen das Genick gebrochen. Danach hat er behauptet, sie sei über den Teppich gestolpert und tödlich gestürzt. Meine Brüder glaubten ihm nicht, doch mich konnten sie ja schlecht fragen, oder? Ich war ja weggesperrt und für verrückt erklärt worden, damit ich niemandem von Vaters Tat erzählte.«
    Beth schlang die Arme um ihn und bettete ihren Kopf an seine Brust. »Oh, Ian. Es tut mir ja so schrecklich leid.«
    Ian presste sie einen Moment an sich, genoss ihre Wärme. Insgeheim fürchtete er, eines Tages den Verstand zu verlieren und die Hände um den Hals der Frau zu legen, die er liebte, fürchtete, dass er sie erdrosseln würde. Beth vertraute ihm, und eher würde er sterben, als ihr etwas anzutun.
    Beth hob den Kopf, ihre Augen waren tränennass, er küsste ihre Stirn. »Hart ist skrupellos wie Vater. Zwar bekommt er keine Tobsuchtsanfälle, aber er hat kein Herz.«
    »Ich glaube nach wie vor, dass du dich in ihm täuschst. Nach Sallys Tod hat er dich nach Schottland geschickt, um dich zu beschützen, nicht um dich ruhigzustellen.«
    Ian warf einen verzweifelten Blick an die Decke, bevor er Beth bei den Schultern nahm und sie gegen das Bett schob. »Ich kann dich vor Hart beschützen, aber nur, wenn du jetzt aufhörst. Vergiss High Holborn und sprich nie wieder mit Inspektor Fellows. Er vernichtet dich, um zu bekommen, was er will, und Hart ebenso.«
    Gequält sah Beth ihn an. »Ich soll den Rest meines Lebens mitansehen, wie du leidest? Weil du glaubst, dein Bruder hätte eine Frau umgebracht? Wäre es da nicht ratsamer, herauszufinden, was wirklich geschehen ist?«
    »Nein.«
    Tränen standen ihr in den Augen, und sie wich seinem Blick aus. »Ich möchte dir helfen.«
    »Du hilfst mir, indem du nie wieder mit Fellows ein Wort wechselst. Und stell keine weiteren Nachforschungen an, lass den Fall auf sich beruhen. Versprich es mir.«
    Eine Weile schwieg Beth, schließlich sagte sie seufzend: »Mrs Barrington hat immer gesagt, Neugier sei mein schlimmstes Laster.«
    »Ich beschütze dich, meine Beth, das verspreche ich dir.«
    »Also gut«, flüsterte sie. »Ich lasse es auf sich beruhen.«
    Alle Spannung wich aus seinem Körper. Er nahm Beth in den Arm und drückte sie fest. »Danke.« Er küsste ihr Haupt. »Danke.«
    Sie reckte ihm die Lippen entgegen, und er küsste sie. Es weckte keinen Argwohn bei ihm, dass sie so schnell nachgegeben hatte.

19
    Als Beth viele Stunden später erwachte, lag Ian schlafend neben ihr. Im schwachen Schein der Lampe glänzte sein nackter Körper vom Schweiß ihres leidenschaftlichen Liebesspiels. Beim Höhepunkt war er kurz, ganz kurz davor gewesen, sie direkt anzuschauen, aber dann hatte er die

Weitere Kostenlose Bücher