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Kein Lord wie jeder andere (German Edition)

Kein Lord wie jeder andere (German Edition)

Titel: Kein Lord wie jeder andere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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war nicht unbedingt eine Schönheit, verfügte aber über sinnliche Reize, derer sie sich überaus bewusst war. Ihre roten Lippen verzogen sich beim Anblick von Beths schlichtem Kleid zu einem abschätzigen Lächeln.
    »Molly sagt, Sie sind ’ne Herzogin, aber ich hab’s nicht geglaubt.«
    »Reißen Sie sich gefälligst zusammen«, keifte Katie. »Sie ist eine Dame.«
    »Still, Katie. Wie heißen Sie, bitte?«
    »Sylvia. Mehr brauchen Sie nicht zu wissen.«
    »Freut mich sehr, Sylvia. Verzeihen Sie, dass ich Sie habe herbitten lassen, aber ich möchte Ihnen ein paar Fragen stellen.«
    »Hier, auf der Hintertreppe? Die biestige Köchin wollt mich nich mal in die Küche lassen. Ich will in’n Salon, und Ihre Mädchen soll’n mich bedienen, sonst sag ich nix.«
    »Hüten Sie Ihre Zunge«, fauchte Katie. »Sie gehören nicht in den Salon von Madame. Wir bleiben hier auf der Treppe, damit niemand sie zusammen sieht.«
    Beschwichtigend hob Beth die Hände. »Hört auf, ihr Streithähne. Es dauert auch nur ein paar Minuten, Sylvia, und ich weiß, dass Sie genau die Richtige sind. Ich kann mir denken, dass Sie eine Menge wissen.«
    Ob der plumpen Schmeicheleien plusterte Sylvia sich noch mehr auf. »Sie haben nach dem Haus auf der High Holborn gefragt. Darüber weiß ich alles und auch über die alte Schachtel, die es führt. Was woll’n Sie wissen?«
    »Alles.«
    Auf ihr Nachfragen bestätigte Sylvia, was Beth schon von Fellows wusste: Mrs Palmer war Harts Mätresse gewesen, und er hatte das Haus auf der High Holborn für sie gekauft.
    »Sie hat ihn kennengelernt, als er noch auf die Universität ging, und da war sie schon nicht mehr die Jüngste«, sagte Sylvia. »Nie hat jemand ’nen Mann so geliebt wie Angelina Palmer ihr’n Hart. Für Hart hätte sie alles getan, selbst in ihre eigenen Schuhe gepinkelt, wenn er es gewollt hätte.«
    »Aber später hat er das Haus an sie verkauft«, sagte Beth. »Daraus habe ich geschlossen, dass sie nicht mehr seine Mätresse war.«
    »Ha, der Herzog hat ihr den Laufpass gegeben, und da hat sie dann angefangen, eigene Geschäfte zu machen, wenn Sie wissen, was ich meine. War gar nicht so übel, als ich da war, aber Mrs Palmer und ich waren uns nie ganz grün. Und als sich dann was Besseres bot, bin ich nix wie weg.« Liebevoll betrachtete sie ihre Diamantringe.
    »Dann ist die Beziehung zwischen den beiden also beendet«, sagte Beth.
    »Vielleicht von seiner Seite, aber von ihrer bestimmt nicht. Der Herzog wurde immer arroganter, stand ja auch mit der Königin auf Du und Du. Da brauchte er ’ne junge, schöne Frau, keine alte Schachtel, die er schon ewig hatte. Ich wär ja fuchsteufelswild geworden, aber Mutter Palmer war immer verständnisvoll. Hat ihn abgöttisch geliebt, auch wenn er ihr das Herz gebrochen hat. Wenn eine von uns auch nur ein Wort gegen ihn gesagt hat, haben wir eins hinter die Ohren gekriegt.«
    Gedankenvoll starrte Beth auf das eiserne Treppengeländer. »Sie würde also alles für den Herzog tun?«
    »Und ob. Sie himmelt ihn an wie ’n Schulmädchen, auch wenn sie schon fünfzig ist, wenn das mal reicht.«
    In Beths Kopf wirbelten die Gedanken umher. Könnte Mrs Palmer von Sallys Erpressungsabsichten gewusst haben? Hatte sie daraufhin vielleicht den Entschluss gefasst, Sally für immer zum Schweigen zu bringen? Aber warum hatte sie dann nicht abgewartet, bis Ian gegangen war und somit keiner der MacKenzies in Verdacht geriet? War es ihr womöglich gleich, wer für das Verbrechen gehängt wurde, solange es nur nicht Hart war? Beth konnte es kaum abwarten, Mrs Palmer zu befragen.
    »Wann haben Sie in dem Haus gearbeitet, Sylvia?«
    »Och, vielleicht vor sechs oder sieben Jahren.«
    »Kannten Sie Sally Tate?«
    »Die Hexe? Kein Wunder, dass man die umgebracht hat.«
    »Waren Sie zur Zeit des Mordes dort?«
    »Nein, da war ich schon weg. Aber ich hab mir alles haarklein erzählen lassen. Sally hat’s verdient, glauben Sie mir. Die hat die Männer immer hingehalten, aber eigentlich hat sie sie gehasst. Und wie gewieft die war! Die hat den Freiern alles Geld aus der Tasche gezogen. Ständig ist sie mit Mutter Palmer aneinandergeraten, weil sie die Einnahmen nicht teilen wollte. Die hatte ihr eigenes Feinsliebchen, baute Luftschlösser, in denen sie mit ihr für immer und ewig leben wollte.«
    Katie funkelte sie empört an. »Wie abscheulich! Madame, Sie sollten sich solch ein Gerede nicht anhören.«
    Doch Sylvia zuckte nur mit den Achseln. »Irgendwann haben

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