(K)ein Mann für die Ewigkeit?
und sie anstarrten. Manche tuschelten, andere glotzten nur. Sie hatten jedes Wort gehört. Und wie Issy ihr Glück kannte, konnten alle perfekt Englisch.
Doch als sie dastand und angestarrt wurde, während Gios Sekretärin zu den Angestellten sprach, wurde Issy nicht einmal mehr rot. Gio und sie hatten sich eben zum Affen gemachte – na und? Es war ihr nicht peinlich, es war ihr egal, was die anderen dachten.
Sie war viel zu beschäftigt damit, sich zu fragen, warum Gio einen solchen Wutanfall bekommen hatte. Offenbar war seine Nachricht keine verschleierte Bitte an sie gewesen, heimzureisen, wie sie vermutet hatte.
Eigentlich hätte sie erfreut sein müssen. Aber das war sie nicht.
Warum war er so wütend auf sie? Und warum kommandierte er sie auf diese Weise herum? War sie so leicht zu haben gewesen, das er sie nun für sein Eigentum hielt? Das hier fühlte sich nicht gut an. Waren sie nie wirklich Freunde gewesen? War auch das nur eine Illusion gewesen?
Mit verschränkten Armen gegen ihr Zittern ankämpfend stand sie neben dem Schreibtisch und sah zu, wie Gios Angestellte das Büro verließen.
Fünf Minuten später waren sie endlich allein.
Gio setzte sich auf den Schreibtisch. „So. Ich will jetzt wissen, was los ist.“ Sein steifer Ton verriet, dass er sich anstrengen musste, um seine Wut zu besänftigen. „Warum willst du nach Hause?“
Ihr Hals war wie zugeschnürt. Sie konnte ihm jetzt nicht sagen, dass sie ihn liebte. Nicht, bevor sie wusste, ob sie ihm je mehr bedeutet hatte als all die anderen.
„Warum willst du, dass ich bleibe?“
Ich will, dass du mich liebst.
Der Satz formte sich in Gio, und er wich ein Stück zurück.
Das konnte er nicht sagen. Nicht jetzt. Und auch später nicht. Er wollte ihre Liebe nicht. Er wollte niemandes Liebe.
In dem verzweifelten Versuch, dieses ganze Fiasko aus dem Kopf zu bekommen, hatte er sich gezwungen, das Haus zu verlassen, nachdem er in der Nacht stundenlang wach gelegen hatte.
Sich in die Arbeit zu stürzen, brachte jedoch unglücklicherweise nicht den gewünschten Effekt. Statt sie zu vergessen, hatte er sie noch mehr vermisst als gestern. Und zwar so sehr, dass er ein wichtiges Treffen auf dem Baugelände abgebrochen hatte, als seine Sekretärin ihn angerufen und über Issys Eintreffen informiert hatte.
Als sie ihm dann mitteilte, dass sie abreisen wolle, war er durchgedreht.
Er benahm sich wie ein liebeskranker Idiot, und das war absurd. Er war nicht verliebt. Er konnte nicht zugelassen haben, dass er sich verliebte.
„Was ich will?“, antwortete er. „Das, was ich schon immer gewollt habe.“ Er grub die Finger in ihr Haar, zog sie an sich und küsste sie, wobei er ihren erregten Blick als Rechtfertigung sah.
Ihre Lippen öffneten sich, doch als er seine Zunge in ihren Mund gleiten ließ, entzog sie sich ihm und machte einen taumelnden Schritt rückwärts.
„Das reicht mir nicht“, sagte sie, und ihre blauen Augen sprühten vor Gefühl. „Nicht mehr. Nur wegen Sex kann ich nicht bleiben.“
„Warum nicht? Das können wir doch am besten.“
Issy hatte ihn ausgetrickst – genau wie gestern, als sie ihn dazu gebracht hatte, zu dieser Taufe zu gehen. Und jetzt musste er dafür zahlen.
Sie zuckte zurück, als hätte er sie geschlagen. „Weil ich mehr will.“
„Aber da ist nicht mehr.“
„Doch, da ist mehr. Ich liebe dich.“
Als er die Worte hörte, rissen seine alten Wunden, die er so lange verschlossen gehalten hatte, wieder auf, und Panik überfiel ihn. „Keine Sorge, du wirst darüber hinwegkommen.“
„Ich will aber nicht darüber hinwegkommen“, entgegnete Issy. Sein abweisendes Verhalten tat ihr weh. Sie hatte ihren ganzen Mut zusammennehmen müssen, um jene Worte zu sagen. Um nichts als Geringschätzigkeit von ihm zurückzubekommen.
Wie konnte er nur so kalt sein? Seine Reaktion war schlimmer als das letzte Mal – viel schlimmer.
„Ist dir völlig egal, wie ich mich fühle?“, fragte sie leise.
„Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass ich keine… dass ich nicht will.“ Er brachte nicht einmal das Wort über die Lippen. „Du hast dich entschieden, das falsch zu verstehen. Nicht ich.“
Sie fühlte sich ganz taub. Erschütterung und Fassungslosigkeit ließen sie keinen Schmerz mehr spüren. Wie hatte sie sich so sehr in ihm irren können? Wie hatte sie sich so sehr in allem irren können?
Issy verschränkte die Arme vor der Brust und bemühte sich, klar zu denken. „Ich verstehe“, sagte sie tonlos.
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