(K)ein Mann für die Ewigkeit?
vermisste er sie jetzt so sehr?
Er hatte versucht, sich einzureden, dass seine Sehnsucht rein sexueller Natur war. Aber die Tage vergingen zu langsam, seine Sehnsucht wurde immer größer, und er musste sich eingestehen, dass es nicht nur um Sex ging.
Wenn er frühstückte, sah er stets ihr lächelndes Gesicht vor sich und merkte, wie sehr sie ihm fehlte. Wenn er nachts aufwachte, streckte er stets den Arm nach ihr aus, doch sie war nie da. Er konnte nicht einmal mehr in seine liebsten Museen und Kirchen gehen, weil er deren Schönheit ohne Issy nicht mehr erkennen konnte. Aber was ihm am allermeisten fehlte, war, ihr beim Sprechen zuzuhören. Die erdrückende Stille folgte ihm überallhin, genau wie damals, als Kind, bevor er Issy kennengelernt hatte.
Morgens im Büro hatte er dann endlich erkannt, was er tun musste. Der einzige Weg, der helfen würde, war, Issy zurückzugewinnen.
Er bildete sich nicht ein, dass es einfach werden würde. Aber er musste es zumindest versuchen.
Bemüht, nicht die Geduld zu verlieren, musterte er Issys Assistentin. Warum zögerte sie so lange?
Schließlich holte sie ihr Handy hervor und wählte eine Nummer. Als sie das Telefon ans Ohr hob, sah sie ihn scharf an. Sie lächelte nicht mehr.
„Nur damit Sie es wissen. Mir ist es egal, dass Sie ein Herzog sind. Und dass Sie das Theater gerettet haben. Wenn Sie ihr wehtun, bringe ich Sie um.“
Gio nickte. Er wusste, dass ihm wesentlich Schlimmeres zustoßen konnte als das.
„Ist Maxi noch hier?“, rief Issy einem der Barleute zu.
„Ich glaube, sie ist im Backstagebereich“, antwortete er, während er ein Guinness zapfte. „Es gab Probleme mit einem Kostüm. Ich kann Magda bitten, Maxi herzuholen.“
„Nein, schon in Ordnung.“ Was stellte sie sich so an? Vor über einer Stunde hatte Maxi ihr Bescheid gesagt, dass Gio gegangen sei. Also brauchte sie keine Angst mehr zu haben.
Sie ging die schmale Treppe zum Büro hinauf. Es war bereits nach sieben, und sie musste noch die Ticketverkäufe in den Computer eingeben und ein paar Überweisungen tätigen. Wahrscheinlich würde sie bis Mitternacht arbeiten müssen, da sie den ganzen Nachmittag weg gewesen war. Vielleicht würde sie irgendwann wieder in der Lage sein, Gio zu begegnen, aber jetzt war es noch zu früh.
„Hallo, Isadora.“
Mit überschlagenen Beinen und aus dem Gesicht gekämmtem Haar saß er an ihrem Schreibtisch.
Rasch wandte sie sich wieder zur Tür, doch ihre fahrige Hand glitt vom Griff ab, während sie hinter sich schnelle Schritte hörte. Endlich bekam sie die Tür auf, doch eine große Hand schlug über ihrem Kopf gegen das Holz, und die Tür fiel wieder zu.
Während sie weiter sinnlos am Türgriff zerrte, atmete sie den würzigen Duft seines Aftershaves ein, und ihre Panik nahm zu. Die Gefühle, die sie durchströmten, erzeugten ein sehnsüchtiges Ziehen in ihrem Unterleib.
„Lauf nicht weg, Issy. Wir müssen reden.“
Sein Atem kitzelte ihr Ohrläppchen. Genau so hatten sie vor all den Wochen im Club dagestanden. Sie hatte genauso schnell und erbarmungslos auf seine Nähe reagiert wie damals. Warum war ihr Körper immer noch nicht immun gegen ihn?
„Ich will nicht mit dir reden“, erwiderte sie mit zittriger Stimme. „Lass mich allein.“ Ihre Knie versagten.
Rasch legte Gio einen Arm um ihre Taille und hielt sie aufrecht. „Alles in Ordnung?“
Issy schüttelte den Kopf. Durch ihrer beider Kleider hindurch konnte sie deutlich spüren, wie erregt er war. Sie versuchte, seinen Arm von ihrer Taille loszumachen. Auf keinen Fall durfte sie seinem Zauber erliegen.
„Falls du wegen einer Runde Sex gekommen bist – ich bin nicht daran interessiert“, sagte sie, und das Glühen im Zentrum ihrer Lust strafte sie Lügen.
„Kümmere dich nicht darum, Issy“, sagte er und trat einen Schritt zurück. „Ich kann nichts gegen meine körperlichen Reaktionen, die du in mir auslöst, tun. Ich möchte mit dir reden, Issy. Sonst nichts.“
Sie zwang sich, ihm in die Augen zu sehen. „Versprichst du, zu gehen, sobald du gesagt hast, was du sagen willst?“
Für einen kurzen Moment war die Enttäuschung in seinem Blick zu lesen, und seine Gesichtszüge verhärteten sich, doch er nickte. „Wenn du das willst, ja.“
Issy schob sich an ihm vorbei und stellte sich hinter ihren Schreibtisch; sie wollte etwas zwischen ihnen haben. „Na, dann … Was gibt es?“, fragte sie.
Lange sagte er nichts. Bis auf den gedämpften Lärm, der aus der Kneipe drang,
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