(K)ein Mann für die Ewigkeit?
größer werden. Er hatte gesagt, dass sie noch eine Nacht bleiben solle. Hieß das, dass er erwartete, dass sie heute abreiste?
Lange Zeit sagte er nichts und streichelte abwesend ihre Hüfte. Bis auf das Summen der Klimaanlage war es völlig still.
Ob er ihr zu verstehen geben würde, dass sie ein wenig länger bleiben sollte? Sie brauchte mehr Zeit.
Endlich bewegte er sich. Mit seinen warmen Händen strich er ihr über den Bauch, was die dumpfen Krämpfe linderte.
„Das ist gut“, murmelte er schließlich ausdruckslos.
Issy legte ihre Hände auf seine und atmete seinen Duft tief ein. „Ja“, antwortete sie und versuchte, den enormen Druck in ihrer Brust zu ignorieren.
Er hatte sie nicht gebeten zu bleiben. Aber er hatte auch nicht gesagt, dass sie abreisen sollte. Das war ein gutes Zeichen. Oder nicht?
„Buongiorno, Signorina.“
Blinzelnd setzte sich Issy im Bett auf, als Carlotta hereinkam. Sie beobachtete, wie die Haushälterin ein Tablett mit Gebäck, einer Kaffeekanne und einer Tasse auf den Tisch stellte.
Issy fühlte sich müde und erschöpft. All die Fragen, auf die sie keine Antworten fand, waren ihr im Kopf herumgegangen und hatten sie nicht schlafen lassen.
„ Scusami , Carlotta. Dove Signor Hamilton ?“, fragte sie und bemühte sich, alles richtig auszusprechen.
Lächelnd antwortete die Haushälterin auf Italienisch und sprach so schnell, dass Issy kaum etwas verstand. Dann holte sie einen gefalteten Zettel aus ihrer Schürze, reichte ihn Issy, machte einen raschen Knicks und verschwand.
Während Issy wartete, dass die Tür sich schloss, beschlich sie ein angstvolles Gefühl. Es war noch vor neun. Wo mochte Gio sein?
Mit zitternden Händen faltete sie den Zettel auseinander.
Es tut mir leid, Issy.
Musste dringend ins Büro. Du wirst heute ohne mich auskommen müssen.
Bin gegen Abend zurück. Frag Carlotta, falls du etwas braucht.
Ciao, Gio
Eine Träne rollte ihre Wange hinab, und ihre bis zuletzt gehegte Hoffnung schwand.
Wie hatte er nur ins Büro gehen können, ohne zu warten, bis sie aufgewacht war? Sie schniefte. Jetzt, wo er gar nicht hier war, brauchte sie keine Angst mehr zu haben, dass sie ihre Gefühle vorschnell herausposaunte.
Erst nachdem sie die Nachricht noch drei weitere Male gelesen hatte, dämmerte ihr, was er ihr eigentlich damit hatte sagen wollen.
Plötzlich war ihr sonnenklar, welche Botschaft die knappen Zeilen transportieren sollten. Er hoffte, dass das unangenehme Geschäft, die Affäre zu beenden, bereits erledigt sein würde, wenn er heimkäme. In der vergangenen Nacht hatte er nichts über ihre Abreise gesagt, weil er es nicht für nötig gehalten hatte. Gio war davon ausgegangen, dass sie abreisen würde, sobald sie ihre Tage hatte.
Während sie sich anzog und das Frühstück hinunterwürgte, drohte der Schmerz sie zu überwältigen, doch sie weigerte sich, Tränen zu vergießen. Dafür hätte sie genug Zeit, wenn sie wieder zu Hause wäre.
Nach dem Frühstück packte sie ihre Sachen und buchte einen Flug. Sie rief Maxi an, um ihr zu sagen, dass sie morgen im Theater sein würde. Das Gespräch gab ihr Kraft. Es wurde Zeit, dass sie wieder ihr eigenes Leben lebte. Doch sobald sie aufgelegt hatte und die Nummer eintippte, um sich ein Taxi zu bestellen, kam ihr Kampfgeist zum Vorschein.
Issy hielt im Wählen inne.
Warum machte sie es Gio so einfach?
Sie war bereit gewesen, Gio alles zu geben. Nicht nur ihren Körper, sondern auch ihr Herz und ihre Seele. Und selbst wenn er all das nicht wollte, ebenso wenig wie die Familie und das Leben, was sie miteinander aufbauen könnten – war sie es dann nicht immerhin sich selbst schuldig, ihm zu sagen, wie sie fühlte?
Nachdem sie sich von Carlotta Gios Büroadresse hatte geben lassen, rief Issy ein Taxi. Als es zwanzig Minuten später eintraf, gab Issy dem Fahrer den Zettel mit der Adresse und bat ihn in gebrochenem Italienisch, dort einen Zwischenstopp auf dem Weg zum Flughafen zu machen.
Ihr blieben vier Stunden bis zum Flug. Genügend Zeit also, um Gio noch einmal zu sehen und ihm zu sagen, was er wegzuwerfen im Begriff war.
9. KAPITEL
Erschöpft, aber entschlossen betrat Issy den Empfangsbereich des beeindruckenden Glas- und Stahlgebäudes am Ufer des Arno.
Während der Fahrt durch die Stadt hatte sie sich genau überlegt, was sie sagen und vor allem, wie sie es sagen würde. Sie würde ruhig, selbstsicher und deutlich sprechen und ihre Gefühle im Griff behalten.
Sie war reif genug, um zu
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