Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)
aufheitern.«
Ariel geht mit mir zu einer Bank und hebt mir Pugsy entgegen, die mich beschnüffelt und anschnauft.
Mari zündet sich eine Zigarette an und gießt sich Kaffee aus ihrem Silberfläschchen in einen Becher. Auch mir bietet sie etwas davon an.
»Ist da vielleicht etwas Stärkeres drin?«, fragt Ariel.
Ich breche in Lachen aus, und bald fallen alle ein.
»Himmel«, seufze ich, »warum ist das Leben bloß so kompliziert.«
»Ein kleiner Schluck Brandy wäre jetzt wirklich nicht schlecht«, sagt Walter, der weiter hinten gestanden hat.
Ich lehne meinen Kopf an Ariels Schulter.
»Alles wird gut, Gillylein«, sagt er und streichelt mir übers Haar. »Du bist ein starkes Mädchen. Wie hast du den Mistkerl eigentlich aus der Wohnung gekriegt?«
Ich erzähle von Guy und davon, dass ich die Nacht nach dem fatalen Kuss zwischen Nancy und Jack bei ihm verbracht habe. Dass er die Schulter war, an der ich mich ausgeweint habe, und dass eigentlich Guy es war, der unbedingt die Wahrheit über Jack herausfinden wollte, und dass wir Jack gemeinsam dabei beobachtet haben, wie seine kleine Tochter sich in seine Arme gestürzt hat.
Als sich alle über Jack aufregen, verteidige ich ihn instinktiv, weil er sein Kind doch offensichtlich liebt und die Kleine sehr an ihm hängt. Mir ist klar, dass er sich nicht richtig verhalten hat, indem er mir sein Töchterchen verschwieg, aber das macht ihn noch lange nicht zu einem schlechten Menschen.
»Du bist einfach viel zu nett, Gilly«, neckt mich Mari. »Guy hat immer schon gesagt, dass er Jack nicht über den Weg traut.«
»Ich glaube eher, Guy meinte damit, er sei nicht gut genug für dich«, sagt Ariel.
»Apropos Guy«, mischt Walter sich ein. »Er hat sich vor einpaar Tagen nach dir erkundigt. Und ich habe auch seine Freundin Fiona kennengelernt.«
»Flora«, korrigiert ihn Mari.
»Stimmt«, nickt Walter. »Sie hat erzählt, dass sie ihre Hochzeit noch vor Weihnachten planen. Sie wünscht sich, im Winter zu heiraten.«
Alle starren Walter an, nur Sam wirft mir einen Blick zu.
»Gilly?«, sagt sie. »Irgendetwas stimmt nicht mit dir, nicht wahr? Es geht um Guy, richtig?«
Als sich meine Augen mit Tränen füllen, reicht mir Walter sofort ein Taschentuch.
»Schon gut. Es ist alles in bester Ordnung.«
Irgendwie bringe ich es nicht übers Herz, ihnen zu erzählen, was passiert ist. Ich schäme mich dafür, jemanden geküsst zu haben, der demnächst heiratet. Damit bin ich doch keinen Deut besser als Nancy, oder? Ich komme mir jedenfalls schrecklich vor.
»Nichts ist in Ordnung. Du musst es uns sagen«, insistiert Ariel.
»Da drüben kommt er ja!«, ruft Walter und zeigt auf Guy, der sich von der anderen Seite der Wiese her nähert.
Ich werfe einen Blick auf meine Uhr und gebe vor, in Eile zu sein.
»Warte auf mich!«, ruft Mari und pfeift ihren Hund herbei. »Ich komme mit. Warte, Gilly!«
45
Mit Ruskin im Schlepptau haste ich zur U-Bahn.
»Warum so eilig?«, fragt Mari, die sich bemüht, mit mir Schritt zu halten.
Wir quetschen uns gerade noch in einen Zug. Seufzend lasse ich mich auf einen Sitz fallen. Den Blickkontakt zu Mari, die drei Plätze weiter sitzt, vermeide ich tunlichst.
Natürlich weiß ich, dass ich mich Guy irgendwann stellen muss, aber noch bin ich nicht dazu bereit, Näheres über Flora und ihre Winterhochzeit zu erfahren. Noch nicht! Ich kann mir nicht vorstellen, Flora in die Augen zu schauen, ohne dass mein Schuldgefühl sich – wie auch immer – zeigt. Guy hat recht: Ich bin unfähig zu lügen. Aber demnächst werde ich nicht darum herumkommen, Flora kennenzulernen, und muss vorbereitet sein.
»Was ist los mit dir?« Mari formt ihre Frage stumm und ein bisschen ärgerlich über die zeitungslesenden Passagiere hinweg.
»Nicht jetzt«, antworte ich ebenso stumm nur mit den Lippen.
Auf der Pimlico Road hole ich mir meinen Cappuccino und mein angewärmtes Croissant bei Manuel, dann setzen Mari und ich gemeinsam den Weg zum Geschäft fort.
»Ich wünschte, du würdest es endlich ausspucken«, seufzt Mari, die das Thema noch immer nicht fallen lassen kann.
*
Später am Tag kniet Mari mit einer Brille auf der Nase auf dem Fußboden, um die handgeschriebenen Signaturen auf unseren Vasen zu entziffern. Sie schaut zu mir herüber und erklärt, einige Preise müssten heruntergesetzt werden, um Platz zu schaffen, ehe sie im nächsten Jahr wieder auf Einkaufstour gehen könne.
»Ich könnte ein Schild mit der Aufschrift Weihnachts-Sale
Weitere Kostenlose Bücher