Kein Mann für jeden Tag: Roman (German Edition)
stolz erzählen, dass ich Schriftstellerin bin. Mein Roman wurde von einem Agenten angenommen, der für mich einen Vertrag überzwei Bücher bei einem führenden Verlag ausgehandelt hat. Mein Vater, Nicholas und meine Mutter, die für drei Wochen in England war, haben mich, nachdem ich davon erfuhr, zum Tee ins Ritz eingeladen. Noch vor einem Jahr hätte ich mir nicht träumen lassen, jemals so weit zu kommen. Ich dachte ernsthaft, ich würde auf dem Abstellgleis enden.
Aber was noch viel wichtiger ist: Als Mum, Dad, Nicholas und ich gemeinsam Tee tranken, musste ich mich tatsächlich kneifen – nie hätte ich gedacht, dass wir je wieder als Familie an einem Tisch sitzen und feiern würden.
Ich habe eine Weile gebraucht, bis ich an mich selbst glaubte und zu schreiben begann – aber immerhin habe ich es getan. Ich arbeitete in Maris Antiquitätenladen und schrieb abends oder während der Mittagspausen.
»Wenn du den Eindruck hast, in einer Sackgasse festzustecken«, hatte Richard damals gesagt, »musst du etwas anderes tun. Das Leben kann zeitweise wie ein Vorhängeschloss sein, das sich nicht öffnen lässt. Manchmal liegt es nur an der Zahlenkombination. Wenn du die nur ein winziges bisschen veränderst, dann – schwups! – springt die Tür auf.«
Ich bin froh, dass ich Richard damals wiedergetroffen habe. Es ist ein großes Glück, dass Dad und sein Vater sich kennen. Der Rat, in London zu bleiben und mich um einen Untermieter zu bemühen, war das Beste, was mir zu dieser Zeit passieren konnte. Trotz des Desasters mit Jack bereue ich nichts. Er hat mich aus meinem Schneckenhaus gelockt und mich zurück ins Leben geholt. Hätte ich ihn nicht kennengelernt, wäre ich nie zu Guy geflüchtet, nachdem Jack und Nancy sich geküsst hatten. Guy und ich wären ihm nicht gefolgt, und es wäre nie zu dem Kuss im Lieferwagen gekommen. Ohne ihn wäre ich nicht da, wo ich heute bin.
Ich werfe einen Blick zu Guy hinüber. Ich glaube, ich habe mich in ihn verliebt, als er mir das Lederbuch schenkte. Vielleicht ist das hier deine Bestimmung, hatte er hineingeschrieben und mir damit die Chance gegeben, mein Leben zu verändern.
Als Guy den Wagen parkt, stellen wir zu unserer Freude fest, dass es hier weder Parkuhren noch Politessen gibt.
Wir betreten das Maklerbüro, das jetzt Butler und Sampson heißt und deutlich belebter ist als bei meinem letzten Besuch.
Mehrere Kunden sitzen vor PC-Bildschirmen und schauen sich Exposés von Häusern an. Das Büro ist mit einem dicken Teppich, schicken Lampen und neuem Mobiliar aufgepeppt worden.
Eine pummlige blonde Empfangsdame mit Brille erkundigt sich, ob sie uns weiterhelfen könne, und ich frage nach Richard Hunter.
» Richard arbeitet schon seit über einem Jahr nicht mehr hier.« Sofort fügt sie hinzu, dass sich durchaus auch jemand anderes um uns kümmern könne, und bittet uns, Platz zu nehmen.
Als sie uns einen Cappuccino anbietet, muss ich lächeln.
Ich frage sie, ob sie Richards Adresse habe oder wisse, wo er jetzt arbeitet.
» Leider dürfen wir keine Adressen herausgeben.«
»Das weiß ich, aber ich muss ihn unbedingt sehen.«
Neugierig schaut sie mich an.
»Er ist ein guter Freund der Familie, aber wir haben uns aus den Augen verloren«, improvisiere ich. »Mein Vater ist sein Taufpate, und ... Wissen Sie, wir sind extra den ganzen Weg aus London hergefahren, um ihn zu treffen.«
Sie tippt etwas in ihren Computer und notiert dann eine Adresse auf einer Karte.
*
Guy und ich folgen einem gewundenen Sträßchen in ein Dorf namens Cerne Abbas. An der Hauptstraße gibt es keine Parkplätze, deshalb lässt mich Guy vor einem kleinen Restaurant aussteigen. Als ich die Tür öffne, empfängt mich der Duft von frisch gebackenem Brot, toskanischer Salami und in Öl gebratener Paprika. Im Gastraum stehen hübsch rot eingedeckte Tische.
» Hallo! Was kann ich für Sie tun?«
Er trägt eine blau karierte Schürze und hat abgenommen. Er sieht glücklicher und gesünder aus.
»Richard«, sage ich, »ich bin es, Gilly.«
Er schaut mich genauer an.
»Gilly mit G«, helfe ich ihm auf die Sprünge.
Ein breites Lächeln erhellt sein Gesicht. Er hat mich erkannt.
»Gilly Brown! Aber natürlich! Wie hast du mich gefunden?«
»Ich war in deinem früheren Büro und musste feststellen, dass du nicht mehr dort arbeitest.«
Er nickt. »Wie du damals schon sehr richtig erkannt hast, war ich kein besonders guter Makler.«
»Um nicht zu sagen: ein mieser!«
»
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